Wilhelm Vogel Zitate
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Man soll andere nie für klüger halten, sich selbst aber auch nicht für den Klügsten.
Der Egoismus entscheidet bei allem. Der vielgepriesene und sich scheinbar verleugnende Altruismus, mit dem man seiner Eigenliebe weitere Opfer zu bringen sucht, ist nur ein Ableger von ihm.
Daß es den beschenkt, der’s nicht verdient, das bewundert die Welt am Glück.
Man ist in nichts empfindlicher, wie in der Hintansetzung seiner Persönlichkeit.
Der Reichtum, der keine Wünsche mehr offen läßt, kann sich selbst an der Sonne nicht mehr freuen.
Das Auge wird zum Verräter, wenn der Mund schweigt.
Alkohol ist ein ebenso gutes Konservierungs- wie Enthüllungsmittel.
Die Frau muss die Stärkere sein, wenn es die Seelenreinheit der Liebe gilt. Der Mann, wenn er liebt, ist zu schwach, um sich nicht zu allen Pflichten niederreißender Leidenschaft hinreißen zu lassen.
Kalt und verächtlich ist die Menge gleich jedweder Klasse, kalt und verächtlich mußt du ihr begegnen, willst du sie untertan dir machen.
Die ungeschützte mißliche Lage eines andern zu seinem Vorteil auszunutzen und dabei auch noch in der Maske des Wohltäters aufzutreten – ist die Mildtätigkeit so vieler in der Öffentlichkeit als Muster und Wohltäter dastehender Menschen.
So manche Tugend hält sich nur deshalb, weil ihr zur Untugend die Kraft fehlt.
Tiefer Seelenschmerz gipfelt in der Sehnsucht nach dem Tode – doch bedeutet Tod Erlösung?
Durch Fragen verrätst du dich.
Mancher spielt so lange Zufall, bis der Zufall mit ihm spielt… und ihn ausspielt.
Der Funke der Gerechtigkeit wird erst zur Flamme entfacht, wenn die Ungerechtigkeit glaubt, ihn ersticken zu können.
Wir vergessen immer, daß ein jeder Tag uns dem Ende um einen Schritt näher bringt.
Mit den heiligsten Empfindungen spielen wir am meisten Komödie.
Im Leben werden die Frauen zum Willen, der die Männer zur Tat bringt.
Das indirekte Unterliegen wird viel weniger leicht verschmerzt als die im offenen Feld geholte Schlappe.
Ohne Arbeit und ohne gewisse Ziele und Erfüllungen mit ihr wird das Leben zur Qual.
Der beste Erzieher ist jeder sich selbst, und den Weg zur Erziehung weist uns die Erfahrung.
Es kommt an jeden einmal die Stunde, wo ihm die Angst um sein Leben im Nacken sitzt.
Hoffnungen sind Bänder, mit welchen wir uns selbst die Augen verbinden, um uns über die Wirklichkeit hinweg zu täuschen.
Ich weiß nicht, was tiefer brennt, die Lüge des einen oder die Schmach des anderen, der um die Unehrlichkeit durch einen wohlmeinenden Zufall weiß.
Enttäuschungen bedeuten inneres Wachstum, sagen Stoiker in gelassener Ruhe – daß sie aber die Herzen hart machen, verschweigen sie geflissentlich.
Es ist eine geheime, machtvolle Genugtuung, in den Gesichtern der Menschen die Gedanken lesen zu können, welche sie durch ihre Worte leugnen.
Von allen Geschöpfen der Erde ist der Mensch das hochentwickeltste… aber auch das brutalste.
Der Mensch, der der inneren Stimme folgt, hat den sichersten Kompaß, um in gerader Linie sein Lebensschifflein durch des Schicksals Fluten dem Endpunkt seiner Reise zuzusteuern.
Ohne grausam oder herzlosen Charakters zu sein, schmeichelt es uns doch, wenn gewisse Personen, denen wir nahe stehen, um uns leiden.
Des niederen Charakters ständiger Begleiter ist der Neid, welcher den vertierenden Haß zum Bruder hat.
Der Haß, der sich offen zeigt, ist nicht zu fürchten, aber der, welcher unter der Maske der schweigsamen Gleichmut einhergeht, wird zum todbringenden Gegner.
Selbst der größte Körperschmerz erstirbt für kurze Momente in den wahren Momenten der Lust.
Was hilft dir alles Recht, wenn es dir nicht zuerkannt wird!
Jede Trennung hat ihre Individualität.
Die Freude der anderen zu vergällen, ist manchem auch eine Freude.
Platonische Liebe: mit 20 Jahren singt man ihr Lied mit 30 Jahren bezweifelt man das Ja mit 40 Jahren lächelt man darüber und mit 50 Jahren schweigt man wissend, ohne nein oder ja zu sagen.
Rechtfertigung vor sich selbst ist nur möglich, solange das Gewissen noch zu Worte kommen kann.
Die Menschen, die im „Freundschaftschließen“ so rasch sind, zögern auch beim „Freundschaftbrechen“ nicht lange.
Erfahrung bedeutet noch lange nicht Erkenntnis.
Das ist das Gegensätzliche im Leben: Die einen wollen nicht an ihre Vergangenheit erinnert sein, und wieder andere leben nur von ihr.
Allein zu sein macht stark – und hart!
Viele Menschlein scheinen es als eine besonders hervorragende Charaktereigenschaft zu halten, erwiesene Aufmerksamkeiten zu ignorieren.
Schweigen ist erkanntes Bekennen zum Wissen des Lebens… Verschweigen das uneingestandene Bekenntnis eines verpfuschten Lebens.
Bei manchen Menschen ist selbst die Kameradschaft mit Lügen gepflastert.
Die ideale wie die profane Liebe haben die Kraft des Vergessens gemeinsam.
Du selbst sollst dir der strengste Richter sein, willst du vermeiden, daß sich andere zu deinem Richter machen.
Wenn die Erinnerung die Vorfreude übertrifft… dann war es schön.
Mancher versteht sich selbst nicht und verlangt von anderen verstanden zu werden.
Für den Stärkeren hält man denjenigen, der seine Schwächen am besten zu verbergen weiß.
So mancher geht aus, sein Mütchen zu kühlen – und kehrt verkühlt nach Hause.