Wilhelm Schwöbel Zitate
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Je gescheiter die Bürger, desto besser die Demokratie.
Für den am Verstehen der Welt interessierten Geist sind Aphorismen die Formeln, mit denen er seine vielfältigen Erfahrungen dokumentiert und erinnerungsfähig macht.
Die Deutschen bewundern die Gescheitheit anderer auch dann noch, wenn sie von ihnen damit das Fell über die Ohren gezogen bekommen.
Alle nachdenklichen Menschen leiden am Leben und nur die Naiven sind glücklich.
Das Streben nach Bewußtheit führt den Buddhismus in eine Erstarrung, da es das schöpferische Unbewußte verdrängt.
Für seine Dummheiten benötigt der Mensch bedeutend mehr Gehirn als ein Tier.
Ob Freund oder Feind erkennt man daran, wie eine böse Nachricht überbracht wird: Feinde pflegen dies freudig zu tun.
Alles was lebt, ist nur ein Versuch, ob es sich bewähren wird.
In einer Diktatur ist kritisches Denken verboten und in Demokratien wird es nicht gerne gesehen, da es als barbarisch gilt. Das für den allgemeinen Fortschritt notwendige Unheil auszudenken, bleibt deshalb in jedem Fall den bescheideneren Geistern überlassen.
Der Buddhist erstrebt ein erhabenes Entrücktsein als Dauerzustand, indem er seine Emotionen daran hindert, das Tun zu veranlassen, in dem sie sich bewähren, erfüllen und auflösen sollen. Er huldigt einem kultivierten Behagen ohne biologischen Sinn.
Gründlich, wie die Deutschen sind, und ohne Instinkte zur Selbsterhaltung, wird das vorletzte Kapitel ihrer Geschichte logischerweise den überraschenden Titel tragen: Ein Volk kämpft für seinen Untergang.
In der Kirche suchen manche Menschen vor allem den Ernst, da sie ihr eigenes Dasein im Alltag als etwas Albernes empfinden.
Aphorismen sollen die Fragen stellen, deren logische Beantwortung unmittelbar zur Lösung eines Problems hinführt.
Das Denken wird zum Laster, wenn sich ein Mensch damit von sich selbst ablenkt.
Eindringlinge haben stets Erfolg, wenn ihr Instinkt gescheiter ist als der Verstand der von ihnen Angegriffenen.
Dichter werden unerträglich, sobald sie versuchen, Probleme mit Gefühlen zu bewältigen, deren Trivialität der geschulte Verstand schon längst durchschaut. Wer ihnen nachfühlt und nachplappert, sollte bedenken, ob es nicht besser wäre, wenn er sich stattdessen an seine Schulaufgaben begeben würde.
Nach gängiger Meinung leidet unter Vorurteilen, wer sagt, was er in den Gesichtern seiner Zeitgenossen liest.
Von einer Demokratie kann nur gesprochen werden, wenn sie auch in Frage gestellt werden darf. Wo dies nicht der Fall ist, herrscht lediglich die Diktatur eines Dogmas von einer bestimmten Form der Demokratie als der allein ethisch zulässigen Staatsform.
Am wenigsten Menschlichkeit findet sich heutzutage da, wo die Manieren gepflegt und die Brieftaschen dick sind.
Es sind nicht wenige, die der Demokratie vor allem deshalb zugetan sind, weil sie hoffen, in dieser Staatsform ihren Egoismus am ungestörtesten in aller Stille ausleben zu können.
Zergrübelte Denkergesichter zeigen, daß mit dem Gehirn zwar viel gewerkelt, aber nichts Gescheites gefunden wurde, das die Falten wieder geglättet hätte.
Wer Schafe füttert, dem laufen sie nach, wer Falken großzieht, dem fliegen sie davon.
Alle vom Menschen aufgestellten Normen sind nur so viel wert, als sie erstreben, was von den Gesetzen der Natur vorgegeben ist.
Deutsche verwirrt und macht sie unberechenbar, sobald es ihnen nicht gelingt, für einen Unsinn eine moralische Rechtfertigung zu finden, den sie sich mangels praktischer Vernunft geleistet haben.
Wer Dummheit beseitigt, schafft Ordnung.
Je differenzierter ein Mensch ist, desto mehr Schlüssel braucht es, um die vielen Tore des Labyrinths zu öffnen, die sein Inneres umgeben.
Analysieren Kleinbürger bedeutende Persönlichkeiten, kommen sie regelmäßig zu dem Ergebnis, daß große Geister eigentlich ganz gewöhnliche Menschen sind.
Wer stets nur einzelne Grashalme anschaut, wird nie begreifen, was eine Wiese ist.
Manche Religionen haben zum Ziel, die Menschen so zu programmieren, daß sie mit dem zufrieden sind, was ihnen das Leben bietet: die Reichen mit viel, die Armen mit wenig.
Zum Phänomen der Dummheit gehört die Unfähigkeit, eigene Ansichten in Frage zu stellen. Dieser Mangel findet sich auf jeder Intelligenzstufe und ist um so schwieriger zu erkennen, je differenzierter das Gehirn eines Menschen ist.
Obwohl in der Biologie ständig Neues entdeckt wird, ist darunter kaum etwas, das dem bloßen Auge und der allgemeinen Erfahrung vom Prinzip her nicht schon längst bekannt wäre und vom Verstand nur noch nicht begriffen wurde.
Der Schock, den die Deutschen als Besiegte und Besetzte nach dem zweiten Weltkrieg erlitten, bestand darin, daß plötzlich Unfaßliches als unerbittliche Realität in ihr Leben trat. Sieger gewöhnen sich leichter an derartige Realitäten.
Am lautesten nach Gewaltlosigkeit rufen diejenigen, die sich gewaltlos zu bereichern gedenken.
Im friedlichsten Christentum steckt immer noch ein Stück an Auflehnung gegen die Inhumanität der Natur beim Annehmen oder Verwerfen während der Entwicklung.
Tragisch ist es, wenn Edles durch etwas Gemeines zerstört wird. Es gehört zu den Errungenschaften der Demokratie, daß durch sie diese Form von Tragik vom Prinzip her nicht mehr vorkommen kann.
Auch der internationalste Gerichtshof kann nicht die Gerechtigkeit bieten, wonach die Menschheit verlangt.
Früher waren es die Könige, die forderten. Heute tut dies der kleine Mann und die Könige bitten höflich.
Alle, welche Macht in Händen halten, preisen unermüdlich die Gewaltlosigkeit.
Kein echter Bürokrat zweifelt im Ernst daran, daß sich im Bedarfsfall auch Naturgesetze durch Erlaß außer Kraft setzen lassen.
Abstrakte Begriffe beschreiben Realitäten des Gehirns.
Wenn manche Tiere auch sehr eigenartig aussehen, so sind sie doch das Beste, das die Natur für einen bestimmten Lebensraum hervorbringen konnte.
Sobald die Hormone ein Angebot dankend ablehnen, hat die Artbildung begonnen.
Wenn man zehn Deutsche zu einer Konferenz mit fünf Vertretern anderer Nationen mit dem Auftrag schickt, dort die Interessen ihres Landes zu vertreten, bringen sie es fertig, sich von ihren fünf Kontrahenten demokratisch überstimmen zu lassen.
Zu den glücklichsten Menschen gehören diejenigen, die damit zufrieden sind, am Leben teilhaben zu können.
Für Diktatoren führt der Weg zur Macht nicht selten durch die Gefängnisse ihrer Vorgänger. Kein Wunder, daß sie einem gewissen Komfort in Gefängnissen nicht abgeneigt sind.
Alle Versenkung in das Besondere hat letztlich das Erkennen von etwas Allgemeinem zum Ziel.
Bei der Balz wird mehr gesungen als bei der Aufzucht der Küken.
Zu den wichtigsten Lebenserfahrungen gehört die Einsicht, daß es Erfahrungen nicht umsonst gibt und die Preise für sie sehr unsozial gestaffelt sind: Wer von der Natur wenig Gehirn bekam, der muß für seine Erfahrungen auch noch am meisten bezahlen.
Aus langweiligen, satten Bürgern macht die Not zuweilen interessante und beachtenswerte Menschen.
Aus dem Geahnten macht die Dichtkunst eine Stimmung und die Wissenschaft eine Erkenntnis.