Wilhelm Schwöbel Zitate
seite 1
Anfänger wollen der Allgemeinheit imponieren, Fortgeschrittene den Göttern und die Weisen nur noch sich selbst.
Eine gefährliche Schwäche der Deutschen besteht in ihrer Unfähigkeit, dreiste Schwindler rechtzeitig als Feinde zu erkennen, besonders wenn sie sich als Freunde ausgeben.
Es war schon immer so, daß die großen Tiere, nachdem sie sich untereinander mit Grunzen und Schubsen zu vertragen gelernt hatten, vom kleinsten Ungeziefer am zuverlässigsten umgebracht wurden.
Es findet mehr Anerkennung, einen Sumpf trocken zu legen, als zu verhindern, daß etwas versumpft.
Als Kompromiß wird eine halbe Wahrheit bezeichnet, die von zwei Irrenden gefunden wurde.
Für einen Menschen, der genug erlebt hat, heißt sterben, seine Neugier schlafen legen.
Auch der böseste Mensch hält sich für gut, sobald er in Not ist und Angst hat.
Emotionen pflegen sich nach einiger Zeit wieder zu verflüchtigen. Was sie aber angerichtet haben, das hat Bestand.
Jeder Blödsinn kann bedeutsam werden, sobald sich nur hinreichend viele Leute zusammenfinden, die dumme Gedanken in Taten umsetzen.
Die schöne Form versöhnt den Zweck mit dem Gefühl.
Die große Schwierigkeit aller Staatsmänner besteht darin, handeln zu müssen, ohne das für ihre Entscheidungen notwendige Wissen zu besitzen.
Zur Manipulation der Bürger sind die Parolen die geeignetsten, die so dumm sind, daß der Durchschnittsverstand keinen Einstieg in sie findet.
Alle Konflikte resultieren daraus, daß sich verschiedene Systeme in Erstarrungen hinein entwickeln, die nebeneinander nicht zu existieren vermögen.
Gut und Böse sind die emotionsbeladenen Bezeichnungen für Richtig und Falsch.
Am Vornamen der Kinder erkennt man den Geist der Eltern.
Es ist schwierig, eine deutsche Politik zu betreiben, wenn die Deutschen aus Übermut meinen, sie müßten alles mögliche sein, nur keine Deutschen.
Dankbarkeit ist ein Zauberwort, mit dem sich am beständigsten glücklich sein lässt.
Das Delegieren von Verantwortung ist bequem. Es kostet aber meist ein Stück der eigenen Freiheit.
Angst sichert das Brot für den nächsten Tag, Begeisterung sorgt für den Kuchen zum nächsten Fest.
Wer im Alltag reüssiert, den hält der Alltag fest. Nur der Gegenwart hingegeben, denkt der Erfolgreiche selten an die tiefen Ströme, die den Gang der Welt und auch sein eigenes Schicksal bestimmen.
Die Torheiten von Mehrheiten machen Minderheiten tüchtig.
Sage mir, was du von Staats wegen nicht lesen darfst, und ich sage dir, wie man dir eine Grube gräbt.
Zum Erscheinungsbild des Normalen gehört immer auch eine gehörige Portion an Primitivität.
Allseitiger Unbeliebtheit erfreuen sich Deutsche, die über ein Gedächtnis verfügen und Geschichtskenntnisse besitzen.
Je mehr die Biologen wissen, desto weniger brauchen die Philosophen zu spekulieren.
Die Deutschen betrachten die Welt vorwiegend im Hinblick darauf, wie man sie verbessern könnte. Wie sie tatsächlich ist, bequemen sie sich erst zur Kenntnis zu nehmen, sobald sie in der Defensive sind.
Die Jugend denkt an morgen und übermorgen. Die Sorgen um die fernere Zukunft machen sich die Alten.
Einen selbstherrlichen König kann sich ein Volk nur leisten, wenn seine Nachbarn auch nichts Besseres vorzuweisen haben.
Das Irren bei der Suche nach dem Richtigen ist die Ursache vieler Entwicklungen.
Moderne Bauwerke zieren die Landschaft wie Pickel das Antlitz einer Frau.
Es irritiert moderne Menschen, wenn aus Gesichtern fern aller Zivilisationen kultivierte Menschlichkeit spricht.
Aus jedem Alltäglichen läßt sich für einige Zeit etwas Besonderes machen, aber nur das Seltene bleibt auch auf Dauer etwas Besonderes.
Als Denken bezeichnet man die Tätigkeit eines Gehirns, dem nachdrücklich gesagt wurde, es solle arbeiten und nicht nur spielen.
Alles, was an der Natur schön ist, weiß sie nicht selbst, sondern nur der Mensch, der sie betrachtet.
Auch gute Menschen brauchen Wohltäter: Es sind dies die Bösen, die ihnen die Gelegenheit zum Gutsein geben.
Friede und Ordnung herrschen nur so lange, als jeder vor jedem etwas Angst zu haben hat.
Es ist schwierig, einen Blödsinn zu machen, der von anderen nicht schon längst mit Vollendung praktiziert worden wäre.
Für kleine Freuden bewegen Menschen ganze Berge.
Je undurchsichtiger eine Regierung agiert, desto durchsichtiger macht sie sich ihre Bürger.
So gescheit die Gedanken auch gewesen sein mögen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens hatte: alt geworden, ist er wieder so naiv wie sein Enkel von zehn Jahren.
Fehlleistungen sind nichts Unmoralisches.
Ein überzeugter Demokrat, der einen Attentäter lobt, hegt Zweifel an seiner eigenen politischen Überzeugung, ohne es sich einzugestehen.
Auch die klügsten Aphorismen erweisen sich bei näherem Hinschauen lediglich als nett oder gescheit verpackte triviale Aussagen über Trivialitäten.
Im Gegensatz zu früher sind die Kinder heutzutage weniger von Infektionskrankheiten bedroht, dafür aber um so mehr von der Unvernunft ihrer Eltern.
Aus der Geschichte lernen die Sieger immer etwas anderes als die Verlierer.
Ansichten riechen nach dem Stall, aus dem sie kommen. Einsichten sind geruchlos und überall zu hause.
Bei den Deutschen scheint die Gefahr, daß der Staat zum Widersacher des Volkes wird, besonders groß zu sein.
Auch die Kinder kultivierter Eltern beginnen ihr Leben als kleine Barbaren. Zuweilen gewöhnen sich Vater und Mutter recht gut an diesen Lebensstil. Älter und etwas kultivierter geworden, wundern sich dann die Kinder, was für Barbaren sie als Eltern haben.
Akzeptiert eine Gemeinschaft auch nur das kleinste Unrecht, verliert sogleich ihr ganzes Recht seine moralische Verbindlichkeit.
Wer nur das Alltägliche sucht und liebt, bleibt alltäglich.