Wilhelm Raabe Zitate
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Die deutsche Nation gibt mehr für papierne Vatermörder und Halskragen aus als für bedrucktes Papier.
Wenn Bildung frei macht, so will der Deutsche seine Bildung dazu auch so billig als möglich haben.
Über der Wiege des ewigen Kindes „Menschheit“ schweben die guten Genien, die großen Weltdichter, schütten aus ihren Füllhörnern die goldgelben Weihnachtsfrüchte herab und sind mit ihren Wiegenliedern stets da, wenn häßliche, schwarze Kobolde erschreckend dazwischengelugt haben.
Es ist eine böse Zeit! – Mißmutig habe ich die Zeitung weggeworfen, mir eine frische Pfeife gestopft, ein Buch herabgenommen und aufgeschlagen.
Die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.
Die Frage steht doch so: Sind wir der Menschheit wegen da oder ist die Menschheit unseretwegen da? Bis jetzt, soweit die historischen Zeiten reichen, ist das letzte der Fall gewesen.
Was hilft alle Erdengröße, wenn in kritischen Zeiten der rechte Erdenverstand dabei mangelt?
Nicht nur für die Autographenmappen, sondern auch für die Bücherschränke schreiben wir.
Es ist besser, nie und nirgends zu laut von dem zu reden, was man auf der Spindel hat.
Du hast erst den Kelch des Lebens an die Lippen gesetzt; jetzt betäubt dich der erste Schauer vor der Bitterkeit des Trankes; – herunter damit – die Betäubung wird weichen. Es setzt doch niemand das Glas ab, ehe die Neige geleert ist.
Eine ganz vortreffliche Zeit, wie alle Zeiten, in denen man einen großen Hunger nach irgend etwas hat, von dem man weiß, dass man es durch Mühen und Arbeit erlangen kann.
Wie viele Menschen gehen auf Erden, die nichts von sich wissen, und denen es erst die anderen sagen müssen, was sie sind.
Sprichwörter sind ein öffentlicher Unterstützungsverein für Leute ohne eigene Gedanken.
Es gibt Dinge, Verhältnisse, Zustände und Berufsarten, gegen die der Mensch sich mit Händen und Füßen wehrt, wenn er eben hineingerät, und die er nachher ganz und gar für sich zugeschnitten findet, wenn er endlich drinsteckt.
Heute behältst du recht, heute über hundert Jahren habe ich es.
Der schwierigste Weg, den der Mensch zurückzulegen hat, ist der zwischen Vorsatz und Ausführung.
Der Erdenmensch erlebt in einer Minute mehr Elend als das Tier der Erde vom Anfang bis zum Ende.
Es gehört zur Weisheit, gelegentlich ein bißchen töricht zu sein.
Unentbehrlich ist keiner, aber entbehrlich auch keiner.
Durch albernes Geheule wird nie was in der Welt gebessert.
Viele große Männer haben die Meinung der Welt, insofern sie ihnen keinen Schaden bringen konnte, verachtet.
Man muss sich bei jedem Erdentummel, in den man persönlich mit verwickelt wird, nur immer sofort deutlich machen, wie das nur ein Augenblicksbild ist.
Nur die Leute sind und tun was, die allein stehen.
Man glaubt alle Augenblicke vor einer Wand zu stehen, um jedesmal zu finden, daß ein Weg um dieselbe herumführe.
Die Dummheit des Kommunismus, der Sozialdemokratie, daß das meint, die Natur verzichte dem Menschen gegenüber auf ihr Recht, von ihrem Reichtum an Lebewesen Gebrauch zu machen und tausend umkommen zu lassen, um einem das Vergnügen des Atemholens fünf Minuten lang zu gestatten.
Die Menschen müssen so vieles ertragen und kommen mit ihren Schmerzen durch.
Wem nicht jeder Satz, den er schreibt, der wichtigste ist, soll das Schreiben lassen.
Wer ist wahrhaft glücklich? Nur das Phlegma und die Dummheit. Feine Nerven können nicht glücklich sein.
Von allen Menschen traue dir am wenigsten.
So war es also das Schicksal Deutschlands immer gewesen, dass seine Bewohner, durch das Gefühl der Tapferkeit hingerissen an allen Kriegen teilnahmen; oder dass es selbst der Schauplatz blutiger Auftritte war.
Wer um Schatten auf seinen Wegen zu scheu herumgeht, geht nicht weit.
Das Wunderbare am Menschen ist, daß er wohl derselbe bleibt, aber nicht der gleiche.
In der jetzigen Zeit ist es mal was Neues beim Alten zu bleiben.
Wer mit mir reden will, der darf nicht bloß seine eigene Meinung hören wollen.
Verschroben, verrückt, ja langweilig – tut alles nichts! Nur nicht herzensroh!
Kunstwerke sollen der Menschheit weiterhelfen.
Es ist immer ein erhebendes, aber auch tief beruhigendes Schauspiel, einen großen Menschen zu sehen, der unter dem ehernen Gesetz des Müssens das Wünschen verlernt hat und uns lächelnd zeigt, daß sich in dieser unbeständigen Erscheinungswelt das Wünschen nicht verlohnt.
Ist nicht die Dämmerung die Zeit der Märchen; ist nicht die Zeit der jungen Liebe die Zeit des Traumes?
Bleib in den Stiefeln, Mensch! So lange als möglich. Zwackt dich das Podagra an einem Fuß, so umwickle die dumme Pfote; aber den Stiefel zieh fernerhin über das gesundgebliebene Glied und tritt fest auf.
Gott sei Dank, daß der Spaß nicht totzukriegen ist in dieser so sehr mürrischen Welt.
Der Mensch ist der Spiegel der Welt. Von ihm hängt es ab, ob das Spiegelbild klar oder beschlagen ist.
Der Mensch, in seinem Gemäuer gefangen, besinnt sich lange nicht oft genug darauf, dass er lebt, Leben ist und es mit dem Lebendigen zu tun hat solange er lebt.
Jeder, er zu den Höhen steigen will, hat erst die allernächste Nähe zu überwinden. Dem kann sich niemand entziehen und am wenigsten die Gelehrten, die Poeten und die Helden auf jeglichem Felde.
Die Menschen sind nur allzu häufig imstande, wenn das Lebendige unter den Toten erscheint, das erstere für das Gespenst zu halten.
Die Menschen leben in der Illusion, daß jeder das, was er tut, für sich tut; und das ist der größte der Urirrtümer der Individuen.
Wie ist doch die Jugend so schön; wie wenig bedarf sie, um glücklich zu sein! Ein bißchen Mondschein, ein paar klingende Wassertropfen, die Strophe eines Liedes und – die jungen Herzen fühlen Gedichte, wie sie noch nie dem Papier anvertraut werden konnten.
Mancher sucht ein Leben lang die Brille der Erkenntnis, ohne zu merken, daß er sie schon auf der Nase hat.
Alles in der Welt kann von den verschiedensten Seiten angesehen werden. Gerade weil dem so ist, liegt alles auf Erden viel offener und sozusagen wehrloser da, als der Mensch in seiner täglichen Verwirrung sich einzubilden pflegt.
Die Geschichte eines Hauses ist die Geschichte seiner Bewohner, die Geschichte seiner Bewohner ist die Geschichte der Zeit, in welcher sie lebten und leben, die Geschichte der Zeiten ist die Geschichte der Menschheit.
Es ist kein Mensch, den nicht um irgendetwas Hunderttausende, ja Millionen beneiden können.