Wilhelm Müller Zitate
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Sag, womit ist zu vergleichen der getäuschten Liebe Pein? Frag den Garten, dessen Blumen schneien in den Frühling ein.
Das Wandern ist des Müllers Lust.
Ist das Wort der Lipp‘ entflohen, du ergreifst es nimmermehr, fährt die Reu auch mit vier Pferden augenblicklich hinterher.
Das nenn ich mir doch Heilige! Sie beten ohne Rast und Ruh, Und wenn sie Christum kreuzigen, sie beten Kyrie dazu.
Den Argwohn kannst du leicht betrügen; Sprich wahr, so wird er sich selbst belügen.
Es muß auf Erden jeder Mensch sein Pärchen Narrenschuh‘ vertragen, doch mancher läßt die Sohlen sich mit Eisen um und um beschlagen.
Wie ein Kind, das von dem Vater ließ auf einen Gaul sich heben, also reitest du, o Bruder, also reit‘ ich durch das Leben. Weil des Rosses Zaum wir halten, glaubst du, daß wir es regieren? Sieh, der Vater geht daneben, an der Halfter es zu führen!
Aus Gold und Silber, Blei und Eisen, hat Zeus die Zeiten fabriziert. Von welchem Erz ist mein Jahrhundert? Man sieht es nicht, es ist plattiert.
Die Not lehrt jeden Christen beten – und kennt doch keinen Feiertag, Und gibt ihr Gott erst Kirchenkleider, so geht es gleich ins Festgelag.
Die Augen gehn ihm über, Es muß vor Freude sein.
Arbeitsregel Faulenz und schrei, Du bekömmst für zwei. Arbeit und schweige, Dir bleibt die Neige.
Ich träumte von bunten Blumen, So wie sie wohl blühen im Mai; Ich träumte von grünen Wiesen, Von lustigem Vogelgeschrei.
Der Schneeball und das böse Wort, sie wachsen, wie sie rollen fort. Einen Schneeball wirf zum Tor hinaus, ein Berg wird’s vor des Nachbarn Haus
Wenn ich so oft gebetet hätt‘ die ganze Winterzeit, als dein gedacht an einem Tag, ich wäre benedeit.
Stößt du an ein leeres Faß, dröhnend wälzt sich’s um und um; ist mit Wein es angefüllt, bleibt es liegen fest und stumm.
Und was der Tod versprochen, Das bricht das Leben nicht.
Ahnen sind für den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt! Steh‘ als Zahl an ihrer Spitze, und die Nullen zählen mit!
Kein schönes Leben wird gefunden, zerlegst du es in Tag und Stunden.
Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt‘ in seinem Schatten So manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud‘ und Leide Zu ihm mich immer fort.
Vor dem forcierten Schwärmer sei nicht bange. Ein Eselstrab der dauert selten lange.
Viele lange Jahr es währt, Daß ein Tag den andern lehrt, Wird der jüngste Tag zu heiß, Ist’s von allem, was er weiß.
Laß nur die Menschen denken, Gott wird es dennoch lenken; nein, mög‘ auch Gott es lenken, der Mensch soll dennoch denken.
Setz‘ einen Frosch auf einen weißen Stuhl, er hüpft doch wieder in den schwarzen Pfuhl.
Willst du wiederkommen zum Schmaus, singe beim ersten dein Lied nicht aus.
Strebe, Mensch zu sein auf Erden, Nicht eines Engels Aff zu werden!
Gegen den Löwen und Elefanten sind zu brauchen die Leibtrabanten; aber der Mücke wehren sie’s nicht, daß sie des Königs Nase zersticht.
Still, still, mein Herz! was meint dein wildes Schlagen? Schau‘ über dich, der Himmel ist nicht fern; Und Flammen, die aus Sternen fallen, tragen Der Menschen Seufzer vor den Thron des Herrn.
Könnten wir alles mit eigener Kraft, Wie bald wär Gott aus dem Himmel geschafft.
Das Weinen ist die erste Kunst, die lächelnd uns das Leben lehrt: So lehr‘ es lächeln uns zuletzt, wenn es sich weinend von uns kehrt.
Wenn die Armut durch die Tür kommt geschlichen in das Haus, stürzt auch schon die falsche Freundschaft aus dem Fenster sich hinaus.
Die Menschen, die nach Ruhe suchen, die finden Ruhe nimmermehr, weil sie die Ruhe, die sie suchen, in Eile jagen vor sich her.
Sag, wer wird zum letzten mager, wann im Land ist Hungersnot? Spitz, der Hund der Fürstenküche, denn er frißt nur Zuckerbrot.
Gäb’s schwarze Flecken überall, wo Satan hat gesessen, Du sähest manche Kirchen an für alte Schmiedeessen.
Handwerk, Kunst und Wissenschaft, alles sucht sich seine Zunft; eine freie Meisterin kenn‘ ich noch, sie heißt Vernunft.
Wenn die Lieb‘ ist eifersüchtig, so bekommt sie hundert Augen, doch es sind nicht zwei darunter, die gradaus zu sehen taugen.
Herb ist der Reue reife Frucht. Um wieviel herber muß Mißtrauen sein, der herben Reu‘ unreifer Vorgenuß!
Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu führen in des Guten weisem Beispiel, wirst du einen Flügel spüren.
Wie der Reichtum ist ein Rauch, Kann dich mancher Schornstein lehren, Gold und Silber flog herauf, Ruß wird man herunterkehren.
Es gibt eine edle Abwesenheit von der Erde, indem wir noch darauf wohnen, es gibt eine edlere Vertraulichkeit im Himmel, indem wir noch unter ihm wandeln.
Des Menschen Wille ist sein Himmel auf Erden: Jenseits wird seine Hölle er werden.
Hoffart wird gar leicht gelernt, aber schwer vergessen. Große Schüsseln kauft sie noch, hat sie nichts zu essen.
Was heißt das, über die Zeit zu klagen? Wie jeder sie macht, so muß er sie tragen.
In dem Bach sind wenig Fische, welcher immer klar und licht. Stirn, die immer heiter lächelt, viel Gedanken hast du nicht.
Ein Rosenstrauß der Hoffnung vor uns tragend in der Hand, Wandern wir, der Liebe Pilger, nach dem hochgelobten Land. Lab‘ an seinem Duft und Schmelze unterwegs deinen Sinn, Und du schreitest ohne Schmerzen auf des Pfades Dornen hin.
Herr Satan, einst ein böser Christ, Ist nun geworden ein Pietist. Für fromme Sünder schickt sich’s wohl, Daß sie ein frommer Teufel hol.
Viel Hoffnung treibt mit Jugendglühn noch oft aus greisen Lebens Schoß und macht die letzten Kräfte grün, wie an dem morschen Stamm das Moos.
Ich will den Boden küssen, Durchdringen Eis und Schnee Mit meinen heißen Tränen, Bis ich die Erde seh.
Aus des Menschen tiefem, tiefem Grunde klingen Abendglocken dumpf und matt.
Dein Gesang, o Nachtigall, ist ein Wunder dieser Welt, weil ihn keiner kann verstehn, und er jedem doch gefällt.
Laß dich von dem Glücke suchen: Fehlt’s den Weg, so mag es fluchen. Aber suchst du selbst das Glück, Kömmst du fluchend oft zurück.