Waldemar Bonsels Zitate
In der Scheidung von Himmel und Erde liegt der Trost, nicht in der Mischung.
Glück ist so eng mit Geschicklichkeit verbunden wie Unglück mit Ungeschick.
Unglück auf dem Weg zu Tal ist Pech, Unglück auf dem Weg zur Höhe ist Schicksal.
Nur wer viel allein ist, lernt gut denken.
Eine rechte Mutter ist aller Söhne Mutter.
Es gibt keinen erkennbaren Weg vor uns, sondern nur hinter uns.
Kunst entsteht nicht aus der Mühe, sondern aus der Fülle. Der Künstler ringt nicht mit seinem Werk, sondern mit dem, was ihn daran hindert.
Es ist nicht wahr, dass man seine Zeit Verpassen kann. Für den, der in Wahrheit etwas zu sagen hat, ist es immer Zeit.
Wenn du von kalt und warm sprichst, so weisst du, was böse und gut bedeutet, und wenn du an lau denkst, so begreifst du vielleicht, was schlecht ist.
Die Liebe ist nicht imstande, von Wohltaten, Dank oder Güte zu leben. Sie lebt nur von Liebe.
Um einen fröhlichen Tag zu erleben, muss man einen fröhlichen Tag erwarten.
Die Wunden, die ein junges Herz empfängt, vernarben nur bei armseligen Charakteren zu toten Stellen. Bei starken Naturen werden sie zu fruchtbarem Grund.
Die neue Generation ist der Meinung, daß sie freier lebt als die alte. Das ist ein Irrtum. Wir bekamen unsere Prügel von den Eltern. Die Jungen beziehen sie direkt vom Leben.
Ein Mensch irrt in den entscheidenden Dingen seines Lebens entweder immer oder nie.
Die Wolken gehören zur Erde, nicht zum Himmel.
Alle sinnlichen Genüsse regen bei edlen Naturen den Geist an. Bei unedlen Naturen jagen sie ihn davon.
Der Tod öffnet der dahinscheidenden Seele nicht die Tore zur Hölle und Verdammnis, sondern er schließt sie hinter ihr.
Wir sind Menschen! Es gibt nichts Größeres. Wir sind es nicht zu unserer Entschuldigung, sondern zu unserem ewigen Ruhm.
Was dich die Liebe nicht lehrt, das sollst du nicht wissen.
Wer glaubt, sich im Streben Erlösung zu sichern oder die innere Freiheit, erweist damit nur, daß er nicht erkannt hat, was Erlösung ist. Es hat sich mit dieser irrtümlichen Auffassung die Meinung zum sittlichen Lebensgesetz erhoben, daß nur der tätige Mensch sich zu vollenden vermöchte.
Die Liebe ist eine überwertliche, in die Vergänglichkeit einbrechende, unvergängliche Wirklichkeit.
Alle Menschen nennen sich einsam, und vielleicht sind sie es auch, jeder nach dem Maß seines Anspruchs, seiner Beschaffenheit und seines Wertes, aber wahrhafte Einsamkeit empfinden doch nur diejenigen, die niemals aufgehört haben, an die Verbrüderung aller Menschen zu glauben.
Das beste Buch ist aber das, welches dem Leser seinen eigenen Reichtum fühlbar macht.
Mit jeder hohen Forderung, die wir aufgeben, verläßt uns ein Engel.
Meine Sicherheit liegt im Schritt, nicht im Wissen um mein Ziel.
Es ist besser, in einer Wüste wach zu sein, als in einem Paradies zu schlafen.
Das Wissen ist einer Brille zu vergleichen, die der inneren Schaukraft niemals genau anzupassen ist. Deshalb liegt dem Satan soviel daran, daß die Meinung Verbreitung finde, Wissen sei Macht.
Für die Weisheit gibt es keinen Tag. Sie steht immer im Morgenrot des Kommenden.
Der Mut hat keine Zuflucht, die Feigheit tausend.
Es wird ein jeder so leicht oder so schwer sterben, als seiner Natur das Leben geworden ist, und wer das eine verstanden hat, wird auch das andere können.
Wenn wir keine Zugeständnisse machen, so können wir wohl zugrunde gehen, aber niemals verderben. Das Kompromiss verdirbt uns, die laue Mitte.
Das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens wächst in den Seelen im gleichen Maße, als in ihnen die Vorstellung vom Wesen der Liebe entstellt worden ist.
Leid mag zur Absage an das Vergängliche führen, aber es führt deshalb noch nicht zur Zusage an das Unvergängliche.
Alle großangelegten Seelen erleben ihr Schicksal nicht durch Wandelbarkeit, sondern durch ihre Beharrlichkeit, nicht durch die gefällige Gunst einer Abkehr, sondern durch den Eigensinn ihrer Scharfsinnigkeit.
Das Kreuz ist den Menschen der letzten Jahrtausende als Marterpfahl der Hinrichtung bekannt und als Wahrzeichen der Opferbereitschaft. Nur wenige haben darin das uralte Zeichen des Treffpunkts erkannt, an welchem die von oben einbrechende Liebesordnung den Weg der Weltgesetze überschneidet.
Man sollte den Glauben achten, wie man die Liebe achtet.