Ulrich Erckenbrecht Zitate
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Mutterwitz ist gutartig, Stiefmutterwitz bösartig, Großmutterwitz nachsichtig und Leihmutterwitz ausgefallen.

Ohne sinnliche Wahrnehmung der Interessen keine Wahrnehmung der sinnlichen Interessen.
Goethes Einwand gegen Beethovens Weltverachtung: wer die menschliche Gesellschaft detestabel findet, macht sie eben dadurch auch nicht genußreicher.
Ein Satzcomputer trennte, als er mit dem Wort „Nachwuchsautoren“ ans Ende einer Zeile geriet, nicht „Nachwuchs-autoren“, sondern „Nachwuch-sautoren“. Und recht hatte er!
‚Neue Musik‘? ‚Neue Politik‘? ‚Neue Gesellschaft‘? ‚Neue Kritik‘? ‚Neue Philosophen‘? ‚Neue Sensibilität‘? Wirklich neu ist nur das, was sich selbst nicht als neu deklariert.
„Gleich werden Sie vor Gott stehen“, sagt der Pfarrer am Fuß der Guillotine. Der Delinquent: „So ganz ohne Kopf?“
Wer sich auf den Schlips getreten fühlt, wird gebeten, sich eine Fliege zu kaufen.
Wir sägen an dem Ast, auf dem wir leben. Erst sterben die Bäume, dann die Tiere, dann die Menschen.
Die Unterscheidung zwischen Macht und Machtmißbrauch ist eine rein akademische. In Wirklichkeit ist beides ein und dasselbe: wer die Macht nicht mißbraucht, verliert sie. Und deshalb muß allen mißtraut werden, die uns versichern, sie erstrebten Macht, ohne sie mißbrauchen zu wollen.
Nur ein toleranter Gott, der auch Atheisten gutmütig gewähren ließe, würde Verehrung verdienen.
Ratschläge sind Rätsel: man muß um mehrere Ecken herumdenken, um die Lösung zu finden.
Ich sitze immer gern zwischen zwei Stühlen. Besonders, wenn es elektrische sind.
Dichter sind betrunkene Philosophen (Jean Paul). Aphoristiker sind ernüchterte Dichterphilosophen.
Die beste Verdeutschung für das Wort „Interpret“ stammt von Klopstock: „Deutling“.
Ein fanatischer Gottesleugner ist genau so widerwärtig wie ein fanatischer Gottesanbeter.
Die Klappentexter sollten ihr Klappen halten und die Bücher selbst sprechen lassen.
Die manipulative Presse drückt den Lesern ihren Stempel aufs Gehirn. Deshalb fühlen sie sich gut beschlagen.
Am besten ist es immer, wenn man den Volksmund plagiiert, denn der kann nicht prozessieren.
Die Kunst des Aphorismus besteht nicht zuletzt darin, noch der abgegriffensten Banalität antibanale Aspekte abzugewinnen.
Die literarische Öffentlichkeit zerfällt hauptsächlich in zwei Gruppen: die einen können nicht schreiben, und die anderen können nicht lesen.
Ich habe zu viele Therapeuten gesehen, die sich einen Sportwagen kauften, und zu viele Patienten, die ihren Kleinwagen verkauften.
Ein Atheist, der weiß Gott doch noch in den Himmel kommt, muß bei den dortigen Theateraufführungen den Teufel spielen.
Vergleiche sind die Oasen in der Begriffswüste. Vergleiche Kant e tutti frutti quanti.
Für ein Kind ist eine Pfütze mit einer Kaulquappe aufregender als die ganze Südsee.
Epater le bourgeois (die Bürgerlichkeit schockieren), das ist inzwischen das Hauptvergnügen der Bourgeoisie selber.
Wie schön, wenn in jedem Tümpel wenigstens ein richtiger Lustmolch herumschwämme!