Ulrich Erckenbrecht Zitate
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Das Diabolische an der Hölle ist, daß es da mehr als einen Teufel gibt.
Morgenstund hat Gestank im Mund.
So mancher ließ den Knüppel aus dem Sack, und siehe da: es war ein Bumerang.
Sogar das Wort „konkret“ ist zur abstrakten Schablone verkommen. Kein Wort mehr ist unverbraucht. Jede Vokabel, die man verwenden will, muß erst beargwöhnt und, falls möglich, entphrasifiziert werden.
Auflösungserscheinungen halten sich selber gerne für Impulsivitäten.
Kinder, Narren und Zyniker sagen die Wahrheit.
Dem Volk aufs Maul schauen ist zwar erlaubter Mundraub, bestraft sich aber manchmal selbst.
Das Laß-das-sein bestimmt das Bewußtsein.
Das Geheimnis des Glücks liegt in der Fähigkeit, die Langeweile zu genießen.
Endstation Sehnsucht. Bis dahin war’s bequem. Jetzt muß man sich durchs Gestrüpp kämpfen.
Wenn man krank im Bett liegt, ist mit Sicherheit draußen herrliches Wetter.
Die wenigsten Wegweiser weisen Wege.
Prima philosophia, Unterprima philosophia, Oberprima philosophia, Ganzprima philosophia, Ultima philosophia.
(Eule mit Heule) Ubi Geflenne, ibi non bene.
Die unkluge Interpretation sieht an einem Werk nur das Biographische und Zeittypische. Die kluge erkennt an einem Werk das Einzigartige.
(Heureka) Das Wahre ist das Rare und das Wunderbare.
Jeder Meister hat nur einen Meisterschüler, und der kann nicht sein Schüler bleiben.
Große Kunst erkennt man daran, daß sie stumm macht und sprachlose Bewunderung erzwingt.
Schriftsteller, die reich werden, schreiben Novellen zum Steuergesetz.
Wer resigniert, macht seinen Frieden mit dem Weltprinzip statt den Frieden zum Weltprinzip.
Wer gefallen will, ist schon gefallen.
(Warnung) Flehe nicht in Stoßgebeten zu dem Barte des Propheten. Denn der Prophet ist pensioniert, und sein Bart ist abrasiert.
Metaphysik? – Das Reflexionsvermögen hängt ab von der Einfallsrichtung und der Wellenlänge.
Ende der Vorstellung? In diesem Moment fängt sie erst richtig an.
Ein Bild der kapitalistischen Gesellschaft: ungeheure Fortschritte macht sie auf einem Fließband, das rückwärts läuft.
Glückspilze, die aus dem Boden schießen, haben die Wahl: madig oder gefressen zu werden.
Hegels Theorie: objektiver Widerspruchsgeist, aber mehr Geist als Widerspruch.
Rote Teppiche sind rot, damit man den Dreck nicht so sieht.
Das Paradies hat nur einen einzigen Fehler: es hat keinen Platz für alle.
Nietzsche: „Jedes Wort ist ein Vorurteil“. Das ist ein Satz mit fünf Vorurteilen.
Sich fallen lassen sollte man nur, wenn man sicher ist, aufgefangen zu werden.
In den Akten verschwinden die Fakten. Zumindest die nackten.
Politik ist ein schmutziges Geschäft. – Das einzig Falsche an dieser alten Erkenntnis ist der Singular.
Die Traumdeuter der Antike versuchten, aus den Träumen die Zukunft zu entschlüsseln. Die Traumdeuter der Moderne versuchten, aus den Träumen die Vergangenheit zu entschlüsseln. Und alle rieten sie daneben.
Liebe, die durch den Magen geht, scheide ich aus.
Wenn man Knochen das Mark entzieht, werden sie leicht Gummiknüppel.
Rundfunkdiskussionen: erst hört man die Haare wachsen, die gespalten werden, dann das Gras, in das die Logik beißt.
Das Geld ist der Fetisch der wildgewordenen Zivilisierten.
Die gegenwärtige Welt ist ein Koordinatensystem. An der zentralen Stelle ist der Wert gleich null.
Die Entwicklung der Philosophie ist doppelseitig: auf der einen Seite Inthronisierung des Begriffs, auf der anderen Hinwendung zum Sachhaltigen. Die beiden Tendenzen treiben auseinander, die Entwicklung wird explosiv.
Die Sterne lügen nicht. Wohl aber die Sternchen.
Ein Paradox, das nicht einmal zur Hälfte wahr ist, ist doppelt falsch.
Die reine Theorie schneidet sich ins eigene Sitzfleisch.
Für jeden Irrtum, den die Wissenschaft korrigiert, produziert sie zwei neue Irrtümer.
Aphorismen benötigen Leser, die zwischen einer Zeile lesen können.
Der einzig ontologische Satz, dem niemand seine Zustimmung versagen kann: Etwas ist immer.
Die Philosophie erträgt gefaßt ihre Zeit in Gedanken.
Durch die Blume reden führt zu Stilblüten.
Nichts ist beständig außer dem Wechsel, es sei denn, er platzt.
Ein normaler Mensch ist eine Rarität.