Theodor Gottlieb von Hippel Zitate
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Freude an der Natur ist das probatum est eines guten Gewissens.
Ein böses Gewissen ist ein Ofen, der immer raucht, ein Gewitter ohne Regen. Es ist Kläger, Richter, Henker in einer Person. Die Nachtigall singt dir: du bist ein Dieb, die Lerche: du hast gestohlen!
Wenig und gut lesen, ist großen Köpfen eigen.
Man muß dem Schlaf zeigen, daß man sein Sklave nicht sei. – Wer, wenn er aufwacht, nicht gleich herausspringt, versteht nicht die Winke der Natur.
In gewisser Art lernen wir mehr von den Kindern, als die Kinder von uns. Wer ein Auge hat, lernt hier den Menschen. Wenn die Sonne aufgeht, kann sie der Blick umfassen. Wer kann in die sehen, wenn es hoch Mittag ist?
Kein Wunder, daß uneheliche Kinder gemeiniglich die besten Köpfe sind; sie sind die Folge einer geistreichen Stunde, die ehelichen oft der Langeweile.
Hätten Adam und Eva das Paradies allmählig gepflanzt, sie wären nicht gefallen.
Was uns als Menschen obliegt, darf uns nicht als Bürgern aufgegeben werden.
Wer sich mit dem Schlaf überwirft, zieht immer den kürzern.
Das Böse, das man selbst an sich hat, straft man desto härter am anderen.
Ein Abschied, der auf einen nassen Boden fällt, bringt keine Früchte.
Bücher sind nur ein Beweis für das, was in uns ist. Ihr Geist gibt Zeugnis unserm Geiste, daß wir richtig wandeln.
Geschichte ist eine durch Völkerrecht und Konvention beliebte Art, den Gegenstand von einer gewissen Seite zu zeigen.
Verstand urteilt, Vernunft schließt.
So wie das Wasser Feuer löscht, so überwältigt die Bescheidenheit den Stolzen.
Vor der gründlichen Entschuldigung: Ich habe keine Zeit, krank zu sein, hat jede Krankheit tiefe Achtung; nur da macht sie Wohnung, wo sie mit aller Bequemlichkeit auf- und angenommen, wo sie gehegt und gepflegt wird.
Es ist ein Gott. Sein Bevollmächtigter ist dein Gewissen.
Der Weise tut übrigens, als sähe er bloß sich; (nach dem bekannten Sprichwort: lerne dich selbst kennen!) allein er beobachtet und beabsichtigt andere und, wo es nur angeht, die ganze Menschheit. Der Weltkluge dagegen tut, als sähe er bloß auf andere, und doch sieht er allein auf sich.
In Wahrheit, es können nur ein Narr, ein Bösewicht und ein Priester heirathen. Der letzte ist gewohnt, an Pflichten gebunden zu seyn, der Bösewicht wünscht, daß seine Frau untreu wäre und der Narr glaubt, daß sie treu ist.
Der Mensch ist zum Experimentiren geboren. – Eine Beule am Kopf und am Herzen mehr oder minder – was schadet sie? Wagen gewinnt, wagen verliert.
Alte sagen, was sie gethan haben, Weise, was zu thun ist, Glücksritter, was sie tun können, Kinder und Narren, was sie thun wollen.
Vor der Entschuldigung ‚Ich habe nicht die Zeit, krank zu werden‘ hat jede Krankheit tiefe Achtung.
Selig sind, die wissen! – seliger, die thun! – und am seligsten die wissen und thun!
Die erste Schrift, die ein junger Mensch entwirft, muss der Kupferstich seiner Seele sein.
Ist’s denn Sünde, so zu lieben, als wir? und liebt nicht Gott unsere Liebe?
Die Narren haben ihr Herz im Munde, aber die Weisen haben ihren Mund im Herzen.
Falsche Freunde sind Schwalben, die nur des Sommers da sind, Sonnenuhren, die nur brauchbar sind, solange die Sonne scheint.
Tod und Schlaf sind Kinder von zwei Vätern und einer guten Mutter.
Die höchste Sprache ist die, welche jeden Wortputz verschmähet, und keinen Ruhm wegen der Ausdrücke, sondern wegen der Gedanken, die in den Worten enthalten sind, sucht und findet.
Freundschaft ist eine wechselseitige Verbindung, nach welcher einer den andern nicht verachtet, obgleich er dessen Schwächen mit Händen greifen kann.
Laune ist der körnigte Ausdruck eines naiven Gedankens.
Tat ist das Maß der Zeit.
Die Keuschheit des Körpers ist mit der Keuschheit der Seele und der Sprache in genauer Verbindung.
Je vernünftiger der Mensch ist, je mehr zweifelt er. Die Kinderjahre bleiben die schönsten, weil wir mit der Vernunft in ihren Schranken bleiben.
Ein weibischer Mann ist unendlich unerträglicher als ein männliches Weib.
Was herb zu Anfang ist, wird lieblich am Ende. Das gilt von der Tugend und vom Rheinwein.
Freundschaft ist ein geschliffener Stahl, Dem schon ein feuchter Hauch einen Rost zuzieht.
Was helfen alle Schätze der Natur, wenn man sie nicht genießt?
Kein Weib hält ihren Mann für echt klug, wenn er eifersüchtig ist; er habe dazu Ursache oder nicht.
Der erste Gedanke ist oft der beste, und in Wahrheit, es gibt vorläufige Urtheile, die werth sind in Rahmen gefaßt zu werden.
Traget die Groben, weil ihr höflich seid.
Ist es nicht besser, den Garten anzulegen, den Baum zu pflanzen, als unter dem Schatten eines wohlthätigen Baumes sich hinzustrecken und geradezu in Eden eingeführt zu werden?
Ich bin sehr für geliehene Bücher. Hat man selbst das Buch, glaubt man: du siehst es ein andermal!
Ein Autor ist ein geistiger Vater und schreibt Söhne und Töchter, wie sie der leibliche zeugt. Aber zu bestimmen, von welchem Geschlecht ein Buch sei, ist so schwer, daß sich die kritischen Hebammen oft jahrelang darüber streiten.
Der Staat braucht viel Hände, aber wenig Köpfe.
Der Grabstein ist der wahre Stein der Weisen.
Am leichtesten ist den Menschen anzukommen, wenn sie krank sind.
Einen so großen Erdschollen, als der Mensch zum Grabe braucht, hat er auch nur nötig, um froh zu sein.
Ein Wort im Vertrauen, eine Hoffnungsaussicht macht Menschen, wenn nicht glücklich, so doch ruhig.
Es ist schwerer so schreiben als so reden, daß es einen interessiert.