Sully Prudhomme Zitate
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Es gibt Augenblicke des Schmerzes, in denen Beileid nur Wut auslöst.
Was man einer anständigen Frau sagen kann, hat seine Grenzen; man kann alles durchklingen lassen, man kann nicht alles sagen.
Man kennt nur das, was man entdeckt. Gut unterrichten heißt, den Schüler selbst entdecken lassen.
Die unverblümte Offenheit verblüfft mehr, als daß sie sich beliebt macht.
Die Sprache ist untauglich, den ganzen Gedanken wiederzugeben.
Die Frauen lieben nicht die Gedichte, sie lieben nur ihr Geräusch.
Die Frau muß gehorchen, es sei denn, der Mann unterwerfe sich ihren Befehlen, denn das Paar braucht ein Haupt.
Ein hartes Herz ist niemals grausam.
Ich hege eine tiefe Freundschaft für Menschen, die ich heute nicht besonders schätzen könnte, hätte ich sie nicht schon seit meiner Kindheit gekannt. Daran erkenne ich den Einfluß der Gewohnheit auf unsere Zuneigungen. Liegt das nicht daran, daß es immer etwas Gutes im Menschen gibt?
Das Genie entzieht sich den Konventionen und sieht die Dinge selbst an.
Ich begreife nicht, warum eine häßliche Frau auf einem Ball erscheint; das ist ein Widersinn.
Die Cafés sind gute Erfindungen, günstig für die Freundschaft: Jemand einladen heißt, ihm seine Zuneigung beweisen.
Es ist ein Rausch, Mutter zu sein, und eine Würde, Vater zu sein.
Warum sich in Zukunftsträumen wiegen, da man doch nie mit einer Gegenwart zufrieden ist, die einmal Zukunft war?
Es ist falsch zu glauben, daß zur Definition des Guten das Verstehen allein genüge.
In einer glücklichen Welt käme die Idee des Vergnügens gar nicht auf. Das Glück wäre das Leben selbst.
Auf die großen Freuden folgen die großen Leiden.
Die Bescheidenheit ist die Schüchternheit des Stolzes.
Die Prüderie ist Scham ohne Unschuld.
Ich kenne nichts Wohltuenderes auf der Welt als eine Unterhaltung mit einem Freund über schmerzliche Dinge.
Der Stolz fürchtet nichts so sehr, wie neidisch zu erscheinen.
Regel, um einfach zu sein: zwischen zwei Worten das unaufdringlichere wählen!
Bewunderung ist nur überlegenen Geistern gegeben.
Geliebt werden ist nur gut, wenn man selbst liebt.
Sind Gewissensbisse nicht ein Bedauern der Freiheit, daß sie dem Laster geopfert wurde?
Man muß Mensch sein, sich dessen bewußt werden und daran festhalten.
Wir haben immer mehr Gelegenheiten zu vermissen als an uns zu reißen.
Zwei Freunde müssen sich im Herzen ähneln, in allem anderen können sie grundverschieden sein.
Wer sich mit niemandem überwerfen möchte, macht sich zum Sklaven aller.
Wenn man einen Menschen in Freundschaft liebt, wünscht man ihn glücklich zu sehen.
Zur Beredsamkeit seine Zuflucht zu nehmen heißt, seine Sache als falsch erkennen.
Da sich die Dinge des Herzens nicht erklären lassen, sind die empfindsamen Menschen in den philosophischen Diskussionen immer unterlegen.
Man ist groß durch das, was man denkt, nicht durch das Glück.
Bei einem Paar ist immer ein Teil Tyrann. Wie kommt das? Am häufigsten liegt das daran, daß die Liebe nicht auf beiden Seiten gleich ist; der Teil, der mehr geliebt wird, gefällt sich darin, seine Macht zu erproben.
Das Urteil der Bourgeoisie in den Dingen der Kunst ist naiv und brutal.
Welch ein Anker ist die Hoffnung!
Handwerk ist durch Gewohnheit erlangte Geschicklichkeit.
Keine Freiheit ohne Tatkraft.
Die guten Herzen verdächtigen uns nicht, sie fürchten für uns.
Die Faulheit ist stärker als die Freundschaft, nur die Liebe kann mit ihr fertigwerden.
Die Achtung, die uns die Mitmenschen einflössen, lässt sich an der Art unserer Vertraulichkeit ermessen.
Nichts ist leichter zu zerstören als das Glück eines Menschen. Es ist das Ergebnis einer unendlichen Reihe von Ursachen und schwer zu fassenden und doch sehr tief reichenden Bedingungen.
Ein Buch über das Glück wäre nur gut, wenn es seine Leser glücklich machte, denn wenn sie unglücklich bleiben, ist das Rezept offensichtlich wertlos.
Ein Gesicht ist in der Tat eine wunderbare Tastatur. Schon der Hauch eines Gedankens verändert die Linie der Lippen mit einer unglaublichen Genauigkeit des Ausdrucks.
Die Strafe für den, der nicht liebt, ist, daß er auch das Geliebtwerden nicht genießen kann.
Es gibt einen Stolz, der zu kriechen versteht.
Das Leben ist für die unglücklichen Arbeiter nicht viel mehr als ein Kampf gegen den Tod, ein Leiden, um sich gegen das Leiden stark zu machen.
Das Geheimnis zu gefallen besteht darin, kein solches Geheimnis zu haben.
Man muß den Zweifel achten, denn er ist kein Fehler. Er ist wie die Rettung des Verstandes im Ozean der Doktrinen.
Um irgendeiner Frau zu gefallen, muß man damit beginnen, ihr Respekt zu erweisen; jede Frau möchte gern ernst genommen werden.