Stendhal Zitate
seite 5
Neapel ist nicht mehr die musikalische Hauptstadt Italiens, es ist Mailand.
Die Macht einer Frau wird an dem Maß des Unglücks gemessen, das sie über ihren Geliebten verhängen kann.
Die Pariserin ist das Ideal der Weiblichkeit.
Die englische Schönheit erscheint neben den schönen Augen der Italienerinnen arm, ohne Seele und Leben.
Stolzen Frauen kann die Eifersucht gefallen, weil sie ihnen auf eine neue Art ihre Macht zeigt.
Das Urbild und die Heimat wahrer Liebe ist in den schwärzlichen Zelten der arabischen Beduinen zu suchen.
Wahre Liebe macht den Gedanken an den Tod zu etwas Gewöhnlichem, Erträglichem, des Schreckens Barem, zu einem einfachen Gleichnis oder zu einem Preis, den man für gewisse Dinge gern bezahlt.
Die Liebe lässt alles, was nicht göttlich ist wie sie, vergessen.
Die nützlichste Idee für die Tyrannen ist die von Gott.
Dies Theater atmet Größe und Reichtum.
Große Seelen sind nicht leicht zu erkennen, sie halten sich zurück; gewöhnlich bemerkt man nur eine gewisse Eigenheit. Es gibt mehr große Seelen als man glaubt.
Was ist denn mein Ich? Ich weiß es nicht. Ich bin eines Tages auf dieser Erde aufgewacht; ich finde mich an einen Körper, an einen Charakter, an ein Schicksal gebunden.
Freigebigkeit ist bei diesem Volk so hoch angesehen, dass erlaubt ist zu stehlen, um zu schenken.
Diese eigenartige Kunstgattung wird vielleicht aussterben; sie erfuhr ihre schönste Entwicklung in Mailand in den glücklichen Tagen des Königreichs Italien.
Das wahre Vaterland ist das Land, wo man die meisten Menschen trifft, die einem gleichen.
Lächerlichkeit verscheucht die Liebe.
Was von dem Reiz der Jugend übrig bleibt, wirkt lächerlich, und es wäre für die Frauen heutzutage ein Glück, wenn sie mit fünfzig Jahren stürben.
In der Liebe genießt man immer nur die Illusion, die man sich selbst schafft.
Gott behüte mich davor, mit den heute gepriesenen Schriftstellern etwas gemein zu haben.
Der Mut des Italieners ist ein Wutanfall, der Mut des Deutschen ein Rausch, der Mut des Spaniers das Kind seines Stolzes.
Nichts ist so ansteckend wie schlechte Laune.
Ich habe lange genug gelebt, um zuzusehen, dass Unterschiede Hass erzeugen.
Frauen schätzen das Gefühlserlebnis höher als den Verstand. Das kommt daher: Weil sie in unseren gedankenlosen Sitten zufolge in Familienangelegenheiten nichts zu sagen haben, war ihnen ihr Verstand auch nie von Nutzen. Sie können ihn ja bei keiner Gelegenheit bewähren.
In der Liebe bezweifelt man oft, was man am festesten glaubt (La Rochefoucauld). In allen anderen Leidenschaften zweifelt man nicht mehr an etwas, das seine Probe einmal bestanden hat.
Besteht zwischen zwei Menschen völlige Natürlichkeit, so darf ihr Glück für gegründet gelten. Zuneigung und einige andere Gesetze des Seelenlebens machen es einfach zum größten überhaupt möglichen Glück.
Die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existiert.
Ich hätte nie gedacht, daß Liebe so bar aller Eitelkeit sein könne.
Ein Franzose hält sich für den unglücklichsten und fast für den lächerlichsten Menschen, wenn er gezwungen ist, seine Zeit allein zu verbringen.
Prüderie ist eine Art von Geiz, die schlimmste von allen.
Die Liebe bringt mehr Menschen ums Leben als die Langeweile. – Das glaub‘ ich schon, die Langeweile untergräbt alles, sogar den Mut zum Sterben.
Mich umgaukelt eine Illusion. Genießen wir sie!
Wann werde ich mal so reich sein, daß ich mit niemandem erzwungene Beziehungen zu unterhalten brauche?
Die Hirnliebe ist zweifellos geistvoller als die wahre Liebe, aber begeisterte Augenblicke hat sie selten.
Alle Männer verloren den Kopf; in solchen Augenblicken legen Frauen eine unzweifelhafte Überlegenheit an den Tag.
Was ich beim Reisen am meisten liebe, ist das Erstaunen bei der Rückkehr. Es verklärt die albernsten Menschen und die nichtigsten Dinge.
Die Seele bekommt alles Einförmige satt, auch das vollkommene Glück.
Der Zank ist das Band vieler bürgerlicher Ehen; der Gescholtene bekommt den ganzen Tag das zu hören, was er am meisten liebt.
Nichts ist nachsichtiger, weil auch nichts glücklicher macht, als Aufrichtigkeit.
Wenn es in der Ehe Liebe gibt, so ist sie ein erlöschendes Feuer und zwar eins, das umso rascher verglimmt, je heller es gelodert hat.
Die Liebe findet bei der ersten Begegnung im Gesichtsausdruck des Mannes gerne etwas, das zugleich Achtung einflößt und Mitgefühl erregt.
Das Konventionelle, das sind die Vorschriften, die mittelmäßige Leute für mittelmäßige Leute aufgestellt haben.
Wenn ich ein Buch zum zweiten Male lese, entdecke ich die Farben der Vorurteile, die es mir beim ersten Male austrieb.
Meine Seele ist ein Feuer, welches leidet, wenn es nicht lodert. Ich brauche täglich drei bis vier Kubikfuß neuer Ideen, wie ein Dampfschiff Kohlen braucht.
Um als Verbrecher glücklich zu sein, darf man wahrlich kein Gewissen haben.
Je höher gestimmt die Seele einer Frau, desto fürchterlicher ihre Ausbrüche.
Selbst eine völlig verschmähte Geliebte versetzt uns in Unruhe und weckt in unserem Herzen alle Zeichen der Leidenschaft, sobald wir merken, daß sie einen anderen Mann vorzieht.
Liebe ist wie ein Fieber, das steigt und fällt, ohne daß unser Wille irgend etwas dazu tun könnte.
Um im Verbrechen glücklich sein zu können, müßte es keine Gewissensbisse geben; ich weiß aber nicht, ob ein Wesen ohne diese denkbar ist; ich bin ihm nie begegnet.
Die Seele dieses Volkes ist derart veranlagt, dass es Meisterwerke hervorbringen wird, sobald es glücklich ist.
Nichts verwehrt einer Frau die Minne zweier Männer und dem Manne die zweier Frauen.