Stendhal Zitate
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Eine phantasiebegabte Seele, auch eine ganz einfältige, ist feinfühlig und argwöhnisch. Sie kann sogar misstrauisch sein, wenn sie nämlich schon viele Enttäuschungen im Leben erfahren hat.
Genie und Geist verlieren 25 Prozent ihres Wertes, wenn man sie nach England exportiert.
Glücklich der Mann, der seiner Frau alles sagen kann.
Das Leben ist kurz, und die Zeit, die wir mit Gähnen verbracht haben, kann nicht ersetzt werden.
Selbst die Ungnade der geliebten Frau ist voller Anmut, wie man sie an ungeliebten Frauen nicht in den huldvollen Augenblicken findet.
Für Tatsachen hatte ich stets nur ein schwaches Gedächtnis.
Ich habe diese Sucht, Kinder zu kriegen, nie begriffen, niedliche Puppen, die zu solchen Dummköpfen werden, daß man vor ihnen wegrennen möchte, es sei denn, sie erhalten eine strenge und unverfälschte Erziehung, und wer hat schon die Geduld, ihnen diese Erziehung zukommen zu lassen?
Die Liebe ist eine köstliche Blume, aber man muß den Mut haben, sie am grausigen Rand eines Abgrunds zu pflücken.
Kinder herrschen durch Tränen, und wenn man sie nicht beachtet, tun sie sich selber weh.
Der geistige Reichtum hat auch sein Gutes, er ist steuerfrei.
Prüderie ist eine besondere Art von Geiz, und zwar die schlimmste, die es geben kann.
Ein großer Mensch hat Mut zum einfachen Stil.
Ich suche wahr und klar zu berichten, was in mir vorgeht. Ich kenne nur eine Regel: klar zu sein. Wenn ich nicht klar bin, ist meine ganze Welt vernichtet.
Es ist ein gewöhnlicher Gedanke, den man gerade deshalb leicht vergißt, daß tagtäglich die fühlenden Seelen immer seltener und die Verstandesmenschen immer häufiger werden.
Auf einen Menschen, der sich erst emporarbeiten mußte, macht der Rang eines anderen immer einen großen Eindruck.
Du hast viel geliebt. Dir soll viel verziehen werden!
Von dem Augenblick an, wo man liebt, sieht selbst der Klügste kein Ding mehr so, wie es wirklich ist.
Ich fürchte nur das, was ich schätze.
Einen festen Charakter haben heißt soviel, wie sich unter dem Einfluß anderer Charaktere bewähren; diese anderen sind also notwendig.
Bei den meisten Menschen schlägt Zärtlichkeit in Verschlagenheit um.
Die Liebe, der man in der oberen Gesellschaft begegnet, ist Wettkampf, ist Spiel.
Was wäre Rom ohne Religion!
Das ist die Lächerlichkeit des Adels, man fragt die Leute, was sie sind, und sie antworten, was sie waren.
Eine Frau gewöhnt sich nicht daran, der Vernunft zu gehorchen, wie ich als ein Mann, der sich in seinem Büro täglich in sechsstündiger Arbeit mit nüchternen, verstandesmäßigen Dingen abgeben muß.
Bevor man fordert, muß man wissen, was man fordern soll.
In Europa nährt sich die Begierde von der Unterdrückung, in Amerika verkümmert sie unter der Freiheit.
Ein wenig Leidenschaft beflügelt den Geist, zu viel löscht ihn aus.
Ich nenne die Scala das erste Theater der Welt, weil sie das größte musikalische Vergnügen bereitet.
Mailand ist die literarische Hauptstadt Italiens.
Im Übrigen meine ich, daß eine Frau täglich ebenso drei bis vier Mußestunden haben soll, wie ja kluge Männer auch auf ihre Mußestunden halten.
Wo in der Welt gibt es einen Richter, der nicht einen Sohn oder wenigstens einen Neffen vorwärts bringen will?
Die meisten Weltmänner getrauen sich – aus Eitelkeit, aus Argwohn, aus Furcht vor einem Mißgeschick – eine Frau erst nach ihrer Hingabe zu lieben.
Bajonette und Guillotinen können eine kommende Weltanschauung ebensowenig aufhalten wie ein Haufen Goldstücke das Zipperlein.
Die meisten Menschen haben einen Moment im Leben, wo sie große Dinge tun können, in denen ihnen nichts unmöglich erscheint.
Eine entflammte Seele stellt sich nicht die letzte Gunst, sondern die nächste vor.
Sollte es eine Wirkung des Schamgefühls sein oder ihrer tödlichen Langeweile, daß die meisten Frauen nichts so sehr am Manne schätzen als die Frechheit? Oder halten sie die Frechheit für Charakter?
Eines achtet der Franzose immer höher als seine Geliebte: seine Eitelkeit.
Die um ihre Existenz bangende Kirche klammert sich an das Papsttum wie an den letzten Notanker.
Man versteht einen Menschen nur dann, wenn man ihm sehr nahe oder sehr fern steht.
In der Liebe kann man von keiner Undankbarkeit sprechen; die erlebte Wonne entschädigt immer, und weit über die denkbar höchsten Opfer hinaus.
Einen festen Charakter erwerben heißt, viele und gründliche Erfahrungen über die Unzulänglichkeiten und Verhängnisse des Lebens gewinnen.
Liebe ist die Freude, ein liebenswertes und liebendes Wesen zu sehen, zu berühren, es mit allen Sinnen und so nahe wie möglich zu fühlen.
In den fröhlichen Ländern liest man wenig in der Bibel und ist man liebenswürdiger.
In Frankreich vermögen Dirnen die Männer ebenso gut glücklich zu machen wie achtbare Frauen, das heißt glücklich ohne eigentliche Liebe.
Hat die Lust sich ausgetobt, so müssen wir selbstverständlich in eine gewisse Gleichgültigkeit zurücksinken; aber sie ist hinterher eine andere als vorher.
Die erste Forderung an alles, was uns Genuß zu schenken verspricht, ist eine starke Wirkung.
Die Bonhomie schätze ich über alles.
Wann wird man erkennen, daß die Völker in Europa immer nur den Grad der Freiheit in sich wie unter sich haben, den ihr Mut ihrer Freiheit abringt?
Anständige Frauen haben eine Scheu vor Heftigkeiten und Unberechenbarkeiten, die indessen zum Wesen der Leidenschaft gehören; aber auch wo kein Ungestüm ihr Schamgefühl verletzt, setzen sie sich zur Wehr.
Man muss am Leben rütteln, sonst nagt es an uns.