Stefan Zweig Zitate
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Nur der Wahn, nicht das Wissen macht glücklich.
Fliege wird getragen von Männern vornehmster Denkungsart. Der rechte Schmuck für einen Hals, dessen Kehle kein Geifern kennt.
Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten unter einem Dach.
Die Wissenschaft… dieser Engel des Fortschritts.
Alles was man aus seinem eigenen Leben vergißt, war eigentlich von einem inneren Instinkt längst schon vordem verurteilt gewesen, vergessen zu werden.
Zu entscheidender Erschütterung eines Herzens bedarf das Schicksal nicht immer wuchtigen Ausholens und schroff vorstoßender Gewalt; gerade aus flüchtiger Ursache Vernichtung zu entfalten, reizt seine unbändige Bildnerlust.
Macht ist die geheimnisvollste Materie der Welt. Magnetisch zieht sie den einzelnen, suggestiv die Massen an.
Wer Schicksale formt, fällt in Schuld.
Das Außerordentliche ist das Maß aller Größe.
Es gibt keine schönere Stadt auf Erden, und es gibt kaum eine unergründlichere, unübersichtlichere. Man wird nicht fertig mit Rio de Janeiro.
Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt.
Nur in ersten Jugendjahren scheint Zufall noch mit Schicksal identisch. Später weiß man, daß die eigentliche Bahn von innen bestimmt war; wie kraus und sinnlos unser Weg von unseren Wünschen abzuweichen scheint, immer führt er uns doch schließlich zu unserem unsichtbaren Ziel.
Am Tage, da ich meinen Paß verlor, entdeckte ich mit achtundfünfzig Jahren, daß man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde.
Das Wesentliche lernt in jener aufnehmenden Zeit, wo Freundschaften sich leicht knüpfen und die sozialen und politischen Unterschiede sich noch nicht verhärtet haben, ein junger Mensch eigentlich besser von den Mitstrebenden als von Überlegenen.
[Es] tat ihr, wie allen innerlich kühlen Menschen, wohl, umbrandet zu sein von Leidenschaften und doch selber nicht zu brennen.
Selbst im Exil ist es nicht so schlimm zu leben wie allein im Vaterlande.
Ich „spiele“ Schach im wahrsten Sinne des Wortes, während die anderen, die wirklichen Schachspieler, Schach „ernsten“, um ein verwegenes neues Wort in die deutsche Sprache einzuführen.
Es bleibt ein unumstößliches Gesetz der Geschichte, dass sie gerade den Zeitgenossen versagt, die großen Bewegungen, die ihre Zeit bestimmen, schon in ihren ersten Anfängen zu erkennen.
Wer Liebe liebt, will nicht ihr Leiden missen.
Nichts hat das deutsche Volk – dies muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden – so erbittert, so haßwütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation
[…] Nur der ist Prophet, dessen Hand die ewige Liebe aussäet, dessen Seele Flut ist von großem Erbarmen, dessen Seele Glut ist von allem warmen strömenden Blut, das unschuldig versprengt ist, und dessen Herz von unendlicher Liebe versengt ist!
Wer einmal sich selbst gefunden, der kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren. Wer einmal den Menschen in sich begriffen hat, der begreift alle Menschen.
Klug sein hat noch nie einen Menschen an Dummheiten gehindert.
Selbst in ihren schwärzesten Nächten vermochten sie [die Eltern und Großeltern] sich nicht auszuträumen, wie gefährlich der Mensch werden kann, aber ebensowenig auch, wieviel Kraft er hat, Gefahren zu überstehen und Prüfungen zu überwinden.
… Wir [haben] das Wort „Sicherheit“ längst als ein Phantom aus unserem Vokabular gestrichen.
Es lohnt sich schon, etwas Schweres auf sich zu nehmen, wenn man es einem Menschen damit leichter macht.
Das Schicksal behält immer Recht, auch wo es scheinbar Unrecht tut.
Der Sinn des Lebens ist mehr als das Leben selbst.
Ungeduld ist Angst, ist nicht Vertrauen.
Nun kommt im Leben eines jedweden unverweigerlich die Zeit, da er im Bilde seines Wesens dem eigenen Vater wiederbegegnet.
Auch die Pause gehört zur Musik.
Keine Schuld ist vergessen, solange noch das Gewissen um sie weiß.
Wie sehr verstehe ich heute den unbändigen, wirr-leidenschaftlichen Jungen, der sich gewaltsam hinüberturnen wollte über die eigene Unsicherheit seines Gefühls.
Die Geweihten sind gezeichnet.
Für junge Menschen ist Ruhe immer die Unruhe selbst.
Freiheit ist nicht möglich ohne Autorität – sonst wird sie zum Chaos – und Autorität nicht ohne Freiheit – sonst wird sie zur Tyrannei.
Überall, nicht nur in unserem eigenen Leben, ist das Buch Alpha und Omega alles Wissens und jeder Wissenschaft Anfang. Und je inniger man mit Büchern lebt, desto tiefer erlebt man die Gesamtheit des Lebens.
Üble Rede spricht sich unbedenklich nach.
Nur Leidenschaft, die ihren Abgrund findet, läßt deine letzte Wesenheit entbrennen, nur der sich ganz verliert, ist sich gegeben.
Das Schicksal aber gibt den Frechen mehr als den Fleißigen.
Immer sind Millionen Menschen innerhalb eines Volkes nötig, damit ein Genius entsteht, immer müssen Millionen müßige Weltstunden verrinnen, ehe eine wahrhaft historische, eine Sternstunde der Menschheit in Erscheinung tritt.
Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart.
Einzig aus geistiger Freundschaft mit den Lebenden gewinnt man Einblick in die wirklichen Zusammenhänge zwischen Volk und Land.
Wer selbständig denkt, denkt zugleich auch am besten und förderlichsten für alle.
Wo aber die Menschheit etwas Neues erkennt, will sie es benennen.
Aus den Traurigkeiten wächst keine Tat.
Wichtig ist doch nur das eine: dass dem Menschen Zeit bleibt, rechtzeitig das Rechte zu tun.
Wer sich Ziele setzt, geht am Zufall vorbei.
Bald wird er (Damly, Maria Stuarts Gemahl; d.Red.) erfahren, daß ein Haß, der zu schweigen versteht, noch gefährlicher ist als die wildeste Rede.
Das moralische Weltgewissen war [zu Beginn des Ersten Weltkrieges] noch nicht so übermüdet und ausgelaugt wie heute.