Søren Kierkegaard Zitate
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Ehe der Mensch den Schritt zum Glauben gewagt hat, kann er das nur für Torheit ansehen; hinterher ist er ein anderer geworden.
Was ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, dessen Lippen so geformt sind, daß sein Seufzen und Schreien sich in schöne Musik verwandelt, während sich in seiner Seele geheime Qualen verbergen.
Daraus, dass es wahr ist, folgt noch nicht, dass wir es zu tun vermögen.
Mut habe ich zu zweifeln, ich glaube an allem; Mut zu kämpfen, ich glaube mit allem.
Nie lasse man sich auf eine Ehe ein. Die Eheleute geloben einander „auf ewig“ Liebe. Wenn die Betreffenden stattdessen „bis Ostern“ sagten, sagten sie etwas, was man vielleicht halten könnte.
Die Langeweile ist die Wurzel allen Übels, ist das, was man fernhalten muß.
Verliebt sein: wie schön! Wissen, daß man es ist: wie interessant! Das ist der Unterschied.
Ich denke, wenn ich einmal ein ernster Christ werde, dann werde ich mich am meisten darüber schämen, daß ich dies nicht früher geworden bin, sondern erst alles andere habe versuchen wollen.
Haß ist gescheiterte Liebe.
Es gibt bekanntlich Insekten, die im Augenblick der Befruchtung sterben. Ihnen gleicht die Freude: Der Augenblick des höchsten, überschwenglichsten Lebensgenusses trägt den Tod in sich.
Das Leben ist mir ein bitterer Trank geworden, und dennoch muß ich ihn einnehmen wie verordnete Tropfen, langsam, zählend.
Ja, der Glaube ist ein unruhig Ding.
Der Haß ist die Liebe, die gescheitert ist.
Es ist menschlich, traurig zu sein, es ist menschlich, traurig zu sein mit den Traurigen, aber größer ist es, zu glauben, und seliger, auf den Glaubenden zu schauen.
Mein Entweder – Oder bezeichnet nicht zunächst die Wahl zwischen Gutem und Bösem; es bezeichnet die Wahl, in der man das Gute und das Böse wählt, oder das eine und das andre abweist.
Gott schafft alles aus nichts – und alles, was Gott gebrauchen will, macht er zuerst zu nichts.
Hinter der Welt, in der wir leben, fern im Hintergrund liegt eine andre Welt, die zu jener ungefähr in demselben Verhältnis steht wie die Szene, die man im Theater zuweilen hinter der wirklichen Szene sieht, zu dieser steht.
Die Zeiten sind verschieden; und, obschon es oft mit den Zeiten geht wie mit einem Menschen: er verändert sich ganz, aber es bleibt ebenso arg mit ihm, nur in neuer Weise: so ist’s doch gleichwohl wahr, dass die Zeiten verschieden sind, und verschiedene Zeiten fordern Verschiedenes.
Überlegenheit ist: der Verteidiger seines Feindes sein.
Ich rede am liebsten mit Kindern; denn von ihnen kann man doch hoffen, daß sie einmal vernünftige Geschöpfe werden. Aber die es geworden sind – o jemineh!
Es ist so manche Ehe entweiht worden, obschon es nicht durch einen Fremden geschah.
Überhaupt ist es unglaublich, wie schlau und erfinderisch die Menschen sind, um der letzten Entscheidung zu entgehen.
Dass das Weib sinnlicher ist als der Mann, das zeigt sogleich ihre leibliche Bildung an.
Ein Mädchen verführen ist keine Kunst, aber man findet so leicht keine, die es wert ist, daß man sie verführe.
Wenn das Christentum so leicht und gemütlich wäre, wozu hätte Gott in seiner Schrift Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, mit ewigen Strafen gedroht?
Zu was ich zu brauchen bin? Zu nichts, oder zu – allem. Das läßt auf seltene Fähigkeiten schließen!
Sich ein Buch zu leihen, ist eine sehr leichte Art, mit einem Mädchen Verbindung zu bekommen.
Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat, so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in der Liebe Gottes.
Jede Reformation, die nicht aufmerksam darauf achtet, daß das zu Reformierende im Grunde jeder Einzelne ist, ist eo ipso Sinnenbetrug.
Um ein Echo zu bekommen, muß man ja einen leeren Raum vor sich haben.
Wer zu lange ein Auge zugedrueckt hat, wird erstaunt sein, wenn ihm beide ploetzlich aufgehen.
Das Große ist nicht, dies oder das zu sein, sondern man selbst zu sein.
Meine Ansicht von diesem Leben ist eine völlig sinnlose. Ich nehme an, daß ein böser Geist ein paar Brillen auf meine Nase gesetzt hat, in welchen das eine Glas nach einem ungeheuren Maßstabe vergrößert, während das andre Glas nach eben solchem Maßstabe verkleinert.
Wenn du etwas mitteilst, das existentiell höher steht, als deine eigene Existenz, so darfst du es nur so mitteilen, daß es zu deiner Demütigung dient.
Die Welt, so mangelhaft sie auch ist, sie ist dennoch schön und reich. Denn sie besteht ja aus lauter Gelegenheiten zur Liebe.
Die Menschen haben, wie es scheint, die Sprache nicht empfangen, um die Gedanken zu verbergen, sondern um zu verbergen, daß sie keine Gedanken haben.
Denn wer unendlich resigniert hat, ist sich selber genug.
In den Kindern erlebt man sein ganzes eigenes Leben noch einmal, und erst jetzt versteht man es ganz.
Jede ästhetische Lebensanschauung ist Verzweiflung.
So denk ich mir, daß die Welt untergehen wird: unter dem allgemeinen Jubel der witzigen Köpfe, die glauben, das sei ein Witz.
Deshalb ist die Natur so groß, weil sie es vergessen hat, daß sie ein Chaos war; aber der Gedanke an das Chaos kann zu jeder Zeit wieder auftauchen.
Von nichts kann man nicht leben, hört man oft, besonders vom Pfarrer. Und gerade die Pfarrer bringen es zuwege: das Christentum existiert nicht, – aber sie leben davon.
Bekanntlich gibt es Insekten, die im Augenblicke der Begattung sterben. So ist’s mit aller Freude: der Moment des höchsten und herrlichsten Genusses im Leben kommt in Begleitung des Todes.
Einer, der uns sehr nüchtern nach unserem Woher und Wohin fragt und uns sehr gegen unseren Willen dahin zurückschickt, wo wir eben davonlaufen wollen, kann ein Bote Gottes, ein Engel sein.
Es ist charakteristisch an dem modernen Menschen, daß er eine gewisse Vorliebe für das Leid hat.
Die meisten Menschen jagen so sehr dem Genuss nach, dass sie an ihm vorbeilaufen.
Das Ethische als solches ist immer abstrakt.
In diesen Zeiten ist alles Politik.
Wie schön ist’s, verliebt zu sein, wie interessant, zu wissen, daß man es ist. Ja, das ist der Unterschied.
Wer sich selbst seines ewigen Wertes bewußt geworden ist, sich also im Sinne der Ewigkeit besitzt, der kommt weder zu früh noch zu spät zur Welt, der hat auch nicht über ein unbedeutendes Leben zu klagen.