Sigbert Latzel Zitate
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Manchen bringen Phrasen viel weiter als gute Worte.
Gedächtnisschwund. Eine der häufigsten Schuldnerkrankheiten.
Nur das Wasser, was einem im Munde zusammenläuft, versiegt nicht.
Hinsichtlich unserer Zukunft kann nur ein Pessimist Optimist sein.
Negative Urteile haben in den Augen der meisten Menschen eine Inklination zur Wahrheit.
Fast alle Wissenschaften brüten heute Kuckuckseier aus.
Eheliche Entwicklung: Das Resultat der Qual der Wahl war die Wahl der Qual.
Ganzheit – das ist auch ein Wort, mit dem die Halbheit gerne hausieren geht.
Man widerlegt selten einen Philosophen. Meistens widerlegt man nur die Auffassung, die man von ihm hat.
Die geistige Kahlheit verbergen viele Perücken.
Man verbringt dieses Leben im Wartezimmer Gottes. Und es ist wie beim Zahnarzt: keiner will drankommen.
Der Ruhm und die Fingernägel wachsen noch nach dem Tode. Sie setzen auch beide im Leben schon Schmutz an.
Es ist immer besser, unglücklich geliebt zu haben als überhaupt nicht.
Man sieht nicht mehr viel, wenn man alles durchschaut.
Die Sprache der Fäuste ist für manches Kind die Vatersprache.
Für die Moral gilt: Wir haben viel mehr Wegweiser als Wege.
Die Hörfaulen sind viel zahlreicher als die Maulfaulen. Hören macht müde, sprechen wach. Was die Kommunikation angeht, so will jeder mehr ausgeben als einnehmen. Das ist das Grundgesetz der zwischenmenschlichen Asymmetrie.
Symbol des groß Männlichen, das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald: außen hehr und innen leer.
Man hat reinen Tisch gemacht. Der zeigt jetzt viele Blutflecken.
Gesetz: Je weniger äußere, nicht menschliche Feinde der Mensch hat, um so mehr mitmenschliche entwickelt er, oder: entwickeln sich. Das ist das Gesetz der Konstanz der Feindmenge.
Politik in aufsteigender Linie: Beruhigungspillen drehen, Schlafmützen verteilen, alle Menschen zu Kegelbrüdern machen, dann: die öffentliche Hand zur öffentlichen Faust ballen, allen das Maul stopfen. Regieren.
Viele Städte haben Sehenswürdigkeiten. Welche Hörenswürdigkeiten? (Von Riechenswürdigkeiten ganz zu schweigen.)
Man stellt für den anderen ein Gewicht dar. Sich hier leicht zu machen, fast gewichtslos zu werden, das ist eine Lebensaufgabe.
„Je besser ich die Menschen kenne, um so mehr liebe ich meinen Hund“, sagte Multatuli. Vielleicht dachte sein Hund auch: „Je besser ich die Hunde kenne, um so mehr liebe ich meinen Menschen.“
Man muß nicht unbedingt etwas sein – man kann sich auch dazuzählen.
Aus häßlichen Raupen werden schöne Schmetterlinge. Wenn man dies auf das Verhältnis „Kind – Erwachsener“ überträgt, erscheint die Entwicklung umgekehrt.
Diskussionen sind in der Regel nur dazu da, um den anderen zu zeigen, wie dumm sie sind. Einer anderen Wahrheit sind sie selten dienlich.
Verliebt sein heißt, geliebt werden wollen.
Wenn die Früchte der Erziehung Früchtchen sind, so liegt es fast immer am Mist der Böcke, die man zu Gärtnern gemacht hat.
Eine schiefe Bahn hat leider zwei Richtungen.
Universitätsstudium: am Katheder geht man in die Tiefe, während man im Auditorium in die Höhe gehen könnte.
Spricht man von heiligem Fanatismus, dann ist das so, als wenn man von göttlicher Teufelei redete.
Den Überfluß hält man zu selten für überflüssig.
Spiegel oder Fenster sein – zwei Möglichkeiten des Dichters.
Perpetuum mobile: Die Vernichtung der Vernichtung geht nicht ohne die Vernichtung.
Ein Grüner. Er hört die Maiglöckchen läuten.
Mit den Wegwerfwaren hat man auch die Wegwerfwünsche erfunden.
Parvenüadel: Die Verstandesbewußten.
Er war ein großer Schauspieler. Erst die Totenmaske zeigt (wahrscheinlich) sein wahres Gesicht.
Den guten Lehrer machen nicht selten die guten Schüler.
Ein Vielschreiber ist selten ein Vieldenker.
Militärische Hygiene: Sich im Blut baden und danach die Hände in Unschuld waschen.
Man muß die Leiter zum Erfolg fast immer über einen Misthaufen lehnen.
Es gibt für die kleinsten Probleme große Worte. Aufwand beruhigt, auch wenn er nicht hilft.
Das Schweigen ist das Homonym mit den meisten Bedeutungen.
So manches Mannsbild fällt aus dem Rahmen.
Das Glück fällt vom Himmel und sucht sich nicht immer den besten Boden aus.
Die nackte Wahrheit kennt keine Spanner.
Deutsche Entwicklung: Erst Übermensch und Untermensch, dann Gutmensch. Wann Mensch?
Wo sich der Mensch erholt, da erholt sich nicht die Natur.