Seneca Zitate
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Das Schicksal entreißt nichts, was es nicht erst gegeben hat.
Wie sollten die Wechselfälle des Lebens noch Verwirrung stiften können, wenn man voll innerer Sicherheit ist gegenüber allen unsicheren Ereignissen?
Kein Schmerz dauert lang, wenn er groß ist.
Leben heißt kämpfen. Ruhe wirst du im Grab haben.
Nichts hindert die Genesung so sehr wie der häufige Wechsel der Heilmittel.
Ich werde sterben. Damit sagst du doch nur, ich kann nicht mehr krank werden, ich kann nicht mehr gefesselt werden, ich kann nicht mehr sterben.
Nutze jede Stunde; wenn du das Heute wahrnimmst, wirst du weniger vom Morgen abhängen; indem man das Leben aufschiebt, eilt es von dannen.
Warum konzentrierst du dich nicht lieber mit deinem kurzen Leben auf wesentliche Dinge und lebst nicht mit dir und der Welt in Frieden?
Die Seele ist Gott, der in dem menschlichen Körper sein Asyl gefunden hat.
Welch ein Wahnsinn, bei solchem Mangel an Zeit Überflüssiges zu lernen.
Fest und stark ist nur der Baum, der unablässig Windstößen ausgesetzt war, denn im Kampf festigen und verstärken sich seine Wurzeln.
Viel wirst du geben, wenn du gar nichts anderes gibst als nur dein Beispiel.
Anstrengung ist für edle Geister eine Stärkung.
Es ist etwas Schönes, vor dem Tode schon Abschluß mit dem Leben zu halten und dann mit Seelenruhe die weitere Zeit des Lebens abzuwarten.
Achte den Leidenden heilig.
Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst.
Wenn du klug bist, so mische eins mit dem anderen; hoffe nicht ohne Zweifel und zweifle nicht ohne Hoffnung.
Sag einfach, wie schändlich es ist, mehr in sich hinein zufüllen, als man vertragen kann, und seines Magens Fassungsvermögen nicht zu kennen, wie viel Dinge Trunkene tun, über die Nüchterne erröten: dass Trunkenheit nichts anderes sei als freiwilliger Wahnsinn.
Massengeselligkeit ist durch die Wucht der Einstimmigkeit für uns eine Schule der Fehler. Mögen wir auch sonst nichts für unser Seelenheil tun, die Abgeschiedenheit ist doch an und für sich schon von Nutzen: wir werden uns bessern, wenn wir vereinzelt sind.
Nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung des Todes.
Alle Dummheit leidet am Überdruß ihrer selbst.
Vollständige Sorglosigkeit und eine unerschütterliche Zuversicht sind das Wesentliche eines glücklichen Lebens.
Laßt uns sagen, was wir empfinden, und empfinden, was wir sagen. Laßt die Rede mit dem Leben übereinstimmen.
Ein jeder nützt sich selbst, wenn er sich dem anderen nützlich erweist.
Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwierig.
Danke doch lieber für das, was du bekommen hast; auf das andere warte und freue dich, dass du noch nicht alles hast.
Das Lächeln das Du aussendest, kehrt zu Dir zurück als Glück.
Die Begehrlichkeit kennt keine Schranke, nur Steigerung.
Die Zukunft ist ganz ungewiß; doch wahrscheinlich ist, daß Schlimmeres nachkommt.
Den Willigen führt das Geschick, den Störrischen zieht’s mit Gewalt.
Der Gottheit zu gehorchen ist Freiheit.
Das Glück nicht brauchen, das ist euer Glück.
Nicht dafür, daß wir lange leben, müssen wir sorgen, sondern daß wir genug leben.
Man schreitet von Großem zu Größerem, und überaus maßlose Hoffnungen macht sich, wer unverhofft Erfolg hat.
Nicht durch die Entstellung des Körpers wird die Seele entstellt, sondern durch die Schönheit der Seele der Körper geschmückt.
Wie töricht ist es, über sein Leben verfügen zu wollen; wir sind nicht einmal Herr über den morgigen Tag! Oh, wie unsinnig ist die Hoffnung jener, die langwierige Dinge unternehmen.
Den Freund muss die Seele besitzen: Sie aber ist niemals abwesend, wen immer sie will, sieht sie täglich.
Was vom Menschen verlangt wird, ist dies, daß er den Mitmenschen nütze, womöglich recht vielen, wo nicht, wenigen, wo nicht, den nächststehenden, und wo auch dies nicht möglich, sich selbst.
Es gibt ein altes Sprichwort: Ein Ermüdeter sucht Streit. Dasselbe gilt vom Hungrigen und Durstigen und überhaupt von jedem Menschen, den etwas quält.
Glaube mir, wirkliche Freunde sind eine ernste Angelegenheit.
Der Gladiator sieht es als eine Schmach an, mit einem Schwächeren sich zu messen; er weiß, dass es kein Ruhm ist, den zu besiegen, der ohne Gefahr zu besiegen ist. Ebenso hält es das Schicksal: Es sucht sich die Tapfersten heraus, die ihm gewachsen sind; an manchen geht es verächtlich vorüber.
Für einen, der nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert, ist jeder Wind der richtige Wind.
Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen reißt es hinfort.
Das Bewußtsein seiner Fehler ist der Anfang der Besserung.
Es ist ein Irrtum, zu glauben, das Schenken sei eine leichte Sache: die Sache hat vielmehr ihre großen Schwierigkeiten, wenn anders die Gabe auf Grund reiflicher Überlegung erfolgen und nicht nach Zufall oder plötzlicher Laune verschleudert werden soll.
Das hungrige Volk nimmt weder Vernunft an, noch läßt es sich durch Billigkeit besänftigen, noch durch Bitten bestimmen.
Alles wahrhaft Große vollzieht sich durch langsames, unmerkliches Wachstum.
Vor allem denke immer daran, den Dingen ihr Beängstigendes zu nehmen und darauf zu sehen, was in Wahrheit an ihnen ist; du wirst erkennen, daß ihnen selbst nichts Beängstigendes innewohnt, sondern daß unsere Furcht allein es ist, welche sie beängstigend macht.
Ich will dir zeigen, was den großen Herren mangelt, und was denen fehlt, die alles besitzen: Einer, der ihnen die Wahrheit sagt.
Die Tapferkeit schwindet, wenn sie keinen Gegner hat.