Seneca Zitate
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Die vor uns lebten haben viel geleistet, aber nichts beendet.
Die Bosheit trinkt die Hälfte ihres eigenen Giftes.
Während man es aufschiebt, geht das Leben vorüber.
Man muß so lange lernen, als man noch Mangel an Kenntnissen hat, wenn wir dem Sprichwort glauben wollen, also, solange wir leben.
Ein Wissen, das wohlgeordnet ist, haftet besser in unserem Gedächtnis.
Ein altes Wort lautet: der Ermüdete ist händelsüchtig. Ähnlich aber auch der Hungrige und Durstige, sowie jeder, den irgend etwas quält.
Es ist nichts rühmliches daran, dankbar zu sein, wenn man nicht ohne Gefahr undankbar sein kann.
Was einst Laster war, ist heute Sitte.
Es wächst der Mut bei jedem Blick auf die Größe des Unternehmens. Crescit animus, quotiens coepti magnitudinem attendit.
Jeder Tag, vor dem dir als letztem bangt, ist der Geburtstag des Ewigen. Kommen wird der Tag, der dich der Hüllen entledigt und aus der Zeltgemeinschaft des häßlichen Leibes befreit. Schwinge dich schon jetzt, soviel du kannst, von hier empor, wende deinen Sinn dem Höheren zu!
Es lebt nur, wer sich vielen nützlich erweist, es lebt nur, wer von sich selbst den rechten Gebrauch zu machen weiß.
Jeder ist so elend, wie er meint, es zu sein. Darum ist es nötig, alles Klagen über schon gehabte Schmerzen zu unterlassen. […] Es ist vorüber. Und es schadet nur, vergangene Schmerzen durch Darandenken wieder aufzufrischen und immer noch elend zu sein, weil man es gewesen ist.
Unzählige Menschen haben Völker und Städte beherrscht, ganz wenige nur sich selbst.
Wo die Natur nicht will, ist die Arbeit umsonst.
Notwendigerweise hat einmal Erfolg, wer vieles versucht.
Wo immer ein Mensch sich findet, da gibt es Raum wohlzutun.
Was hindert mich einen, der die Fachliteratur gar nicht kennt, für den Philosophen der Zukunft zu halten? Die Weisheit beruht doch nicht in der Fachliteratur!
Das Schwierigste ist, sich selbst zu besiegen.
Wie töricht ist es, Pläne für das ganze Leben zu machen, da wir doch nicht einmal Herren des morgigen Tages sind.
Glücklich kann derjenige genannt werden, der weder von Begierden, noch von Furcht erregt wird, – wohlverstanden dank seiner vernünftigen Einsicht.
Durch Lehren lernen wir. Docendo discimus.
Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.
Es ist närrisch, heute unglücklich zu sein, nur weil du es in der Zukunft vielleicht einmal sein wirst.
Der Weg zur Tugend ist dreifach: einige führen sich selbst dazu an: einige haben eines Anführers dazu nötig: einige müssen gar gezwungen werden, sich der Tugend zu ergeben.
Niemals leihe ich mehr aus, als wenn ich schenke.
Wie viele Leute, muß ich denken, üben ihren Körper, wie wenige ihren Geist.
Ein Gesetz muß kurz sein, daß es leichter von Unkundigen behalten wird.
Wer Gott kennt, verehrt ihn.
Alles kann ein Mensch noch hoffen, solange er lebt.
Der hat die Weisheit erfaßt, der ebenso sorglos stirbt, wie er geboren wurde.
Zum Höchsten ist gelangt, wer weiß, worüber er sich freut, wer sein Glück nicht unter fremde Macht gesetzt hat.
Gleich wichtig ist es, sich bei der Freude wie beim Schmerz zu mäßigen.
Für fremde Fehler haben wir ein scharfes Auge, unsere eigenen sehen wir nicht.
Kein Besitz macht Freude, wenn der Freund fehlt.
Einen Nackten läßt der Straßenräuber vorbei, auch auf einer belauerten Straße hat der Arme Frieden.
Nichts verwickelt uns in größere Übel, als wenn wir das für das Beste halten, was mit großem Beifall aufgenommen wird.
Die Wahrheit steht allen offen. Sie ist noch von keinem in Beschlag genommen. Ein großer Teil von ihr bleibt auch noch künftigen Geschlechtern aufgespart.
Seine Krankheit zu erkennnen, ist der erste Weg zur Heilung.
Die Krankheiten, an denen wir leiden, sind heilbar, und wenn wir uns nur bessern wollen, so unterstützt uns die Natur selbst dabei, die uns zum Rechten geschaffen hat.
Leben muss man ein Leben lang lernen, und, darüber wirst du dich vielleicht am meisten wundern: ein Leben lang muss man sterben lernen.
Bevor ich ein alter Mann wurde, war ich darauf bedacht, würdig zu leben. Jetzt, im Alter, richtet sich mein ganzes Streben darauf, in Würde zu sterben.
Ein großer Teil des inneren Fortschritts liegt schon im Willen zum Fortschritt.
Niemand irrt für sich allein. Er verbreitet seinen Unsinn auch in seiner Umgebung.
Nirgendwo ist der, der überall ist.
Zwischen guten Menschen und Göttern besteht Freundschaft, und was sie vermittelt, ist die Tugend.
Ein glückliches Leben wird durch vollkommene Weisheit erreicht, im Übrigen ein erträgliches auch durch sich entwickelnde.
Das wahre Geschenk besteht nicht in dem, was gegeben oder getan wird, sondern in der Absicht des Gebenden oder Handelnden.
Anführerin bei den Übeltaten aber ist die Frau; in Verbrechen ist sie Künstlerin.
Glücklich ist, wer angenehme Dinge schätzt, ohne sein Herz daran zu hängen, und wer eine gesunde Einstellung zur Realität hat.
Alles, glaube mir, ist auch dem Glücklichen ungewiß, niemand darf sich von der Zukunft das Geringste versprechen.