Saadi Zitate
seite 2
Unmäßiger Zorn bringt Entfremdung und unzeitige Güte nimmt die Achtung; sei nicht so strenge, daß man deiner überdrüssig werde, und nicht so sanft, daß man gegen dich anmaßend werde.
Ich bin das Stäubchen Nichts im Hauche deines Seins; Dasein und Nichtsein ist in meiner Kleinheit eins.
Wer Geld zeigt, dem wird jedermann gefällig sich erzeigen, Ein Goldstück auf die Waage wirf, und bald wird sie sich neigen.
Trifft Tadel dich, ist er begründet, trag‘ ihn; Ist er es nicht, in alle Winde schlag ihn.
Der König fragte den Heiligen: Denkst du auch an mich? Der Heilige antwortete: Ja, dann, wenn ich Gott vergesse.
Oft nennt die Welt im eitlen Trug den Weisen dumm, den Narren klug.
Wer einem Eigensinnigen einen Rat gibt, bedarf selber eines Ratgebers.
Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.
Soll man das schöne Himmelslicht anklagen, weil die Fledermäuse der Sonne Strahlen nicht ertragen können? Eher mögen tausend Fledermausaugen geblendet werden, als daß die Sonne sich deshalb verfinstere.
Wenn du weißt, dass du etwas auf jeden Fall erfahren wirst, so beeile dich nicht, danach zu fragen, denn dieses schadet deinem Ansehen.
Gewinn bringt das Gebet zum Glück und Heile; Ein Panzer ist es für des Unglücks Pfeile.
Genug ist’s wenn dir zu Herzen geht, daß keinen Jasmin mäht, wer Dornen sät.
Wer den Feind in seiner Gewalt hat und ihn nicht tötet, ist sein eigener Feind.
Durch Nachgiebigkeit wird der Feind nicht zum Freunde bekehrt, sondern seine Begierde wird nur vermehrt.
Vom Abend bis zum Morgen saß er am Bett des Kranken und weinte. Am nächsten Morgen starb er, der Kranke aber lebte weiter.
Ehe man diejenigen tötet, die man in seiner Gewalt hat, ist Überlegung besser, weil ja immer die freie Wahl bleibt, und man töten oder loslassen kann; wenn man aber ohne Überlegung tötet, so ist es möglich, daß dadurch ein Vorteil verloren geht, den nachher wieder einzuholen unmöglich ist.
Falschheit zu meiden wird immer als Weisheit betrachtet, weil es dem Lügner an Achtung der Menschen gebricht.
Lieber ein dankbarer Hund als ein undankbarer Mensch
Des Herzens Adel macht den Mann, und Reichtum ändert nichts daran.
Wer gern verschenkt, von dem ist Reichtum fern, und wer den Reichtum hat, verschenkt nicht gern.
Es rechnet nie der kluge Mann Als Schande sich die Armut an.
Zwei Dinge sind allezeit des Unverstandes Zeichen: Zur Unzeit sprechen und zur Unzeit schweigen.
Ein Wissender, der keinen frommen Sinn hegt, ist ein Blinder, der eine Fackel trägt: „er führt und ist selbst nicht geführt.“
Die Liebe des Nächsten, die Ehrfurcht vor der Gottheit bilden das Wesen einer edlen Seele. Wem diese hohen Tugenden fehlen, dem wäre das Nichts besser, als ein eitles Dasein.
Ein Weiser soll die Dummheit eines gemeinen Menschen nicht mit Nachsicht vorbeigehn lassen, denn es bringt auf beiden Seiten Schaden: das Ansehn jenes wird verringert und die Torheit dieses wird verstärkt.
Man kann kein kleinstes Wort im Scherze sagen, dem Weisen wird es eine Lehre tragen. Von Weisheit hundert Hauptstück, einem Toren Gepredigt, sind ein Scherz, in seinen Ohren.
Laß dir das Unglück anderer zur Warnung dienen, damit dein Unglück nicht anderen zur Warnung dienen muß.
Ein Einsichtsvoller hatte den Kopf in die Kleiderfalten der Betrachtung gesteckt und war in das Meer der Beschauung versenkt.
Wer nicht den Druck gefühlt von mächtigen Armen, erglüht nicht gegen Schwache von Erbarmen.
Was immer in Hast erstellt, ist vergebene Müh.
Gelehrte, Heil’ge, Scheiche und Novizen, Und die vom Predigtstuhl die Stimm‘ erheben: Wenn sie sich in die Welt herabgelassen, Sie bleiben bald wie Fliegen an dem Honig kleben.
Obwohl jeder das Schicksal hat, einmal zu sterben, lege deinen Kopf nicht in den Rachen des Löwen.
Wenn ich täte, was ich spreche, stürb ich als Heiliger.
Schmach und Entehrung sind Früchte, die Falschheit stets träget.
Mit der Schwäche des Feindes habe kein Erbarmen, denn wenn er mächtig wird, hat er auch mit dir kein Erbarmen.
Erst Scharfsinn, Klugheit und Verstand bedarfs, und dann Besitz; Besitz und Macht des Toren sind des eignen Krieges Waffen.
Decke die verborgenen Fehler der Leute nicht auf, denn du raubst ihnen die Ehre und dir das Vertrauen.
Wie viel du auch studierst, du kannst nicht wissen, ohne zu handeln. Ein mit Büchern beladener Esel ist weder ein Gelehrter noch ein weiser Mann.
Es ißt und spricht der Einsichtsvolle dann nur, wenn er sieht, daß durch Fasten oder Schweigen ihm und andern Leid geschieht.
Das Gestern schwand, wer kennt das Morgen? Das Jetzt zu nützen, laßt uns sorgen!
Der hat mit Größe sich nicht geputzt, wer große Namen nur beschmutzt.
Gottes Strafen entgehen kannst du durch reuige Bess’rung; Aber der Menschen Schmach tilget auch Besserung nicht. Dulde den Vorwurf still und danke Gott für die Wohltat, Daß du dich besser fühlst, als dich ein Sterblicher wähnt.
Ein Wort, das man nicht offen darf vortragen, Soll man auch im geheimen keinem sagen; Viel besser ist es sein Geheimnis ganz zu verschweigen,! Als, um Bewahrung bittend, Fremden es zu zeigen.
Ein Dieb kam in das Haus eines frommen Mannes; so sehr er auch suchte, es fand nichts und wurde betrübt. Der fromme Mann, der es merkte, warf den Mantel, auf dem er lag, dem Dieb in den Weg, damit er nicht mit leeren Händen gehen mußte.
Es ist leichter, dem Magen Speise, als dem Speisehändler Geld schuldig zu bleiben.
Nur wer der Welt sich ferne hält, entrinnt der Welt in dieser Welt.
Erwarte keine Treue von den Nachtigallen, die jeden Augenblick eine andere Rose besingen.
Handle an mir, wie es deiner würdig ist, nicht wie es meiner würdig ist.
O ihr reichen Herren, besäßet ihr Billigkeit und wir Genügsamkeit, die Gewohnheit des Bettelns würde aus der Welt verschwinden.
Scharfe Schwerter, kluge Worte sprengen jede Eisenpforte.