Reiner Klüting Zitate
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Auch durch Staatsbürgschaften wird der Kapitalismus nicht demokratisiert.
Mancher menschliche Abstieg tarnt sich als gesellschaftlicher Aufstieg.
Manche Theologen adeln jede Stammzelle mit der Weihe einer biblischen Abstammung.
Als er die ersten Falten seiner ehemaligen Lieblingsschülerin bemerkte, verspürte der Lehrer einen Anflug von Jugend.
Die Kernfusion zweier Liebender führt nicht selten zur Kernspaltung.
Wo Pünktlichkeit als oberstes Prinzip regiert, haben seine Vasallen Opportunismus und Bürokratie leichtes Spiel.
Von der Sinnlichkeit eines weiblichen Hintern geht für manche Männer mehr Gefahr aus als vom weiblichen Hintersinn.
Die Naturphilosophen versuchen, die Folgen der Folterungen der Natur durch die Naturwissenschaftler abzumildern.
Da der Versäumnispaniker jeden Bestimmungsort meidet, erreicht er am sichersten die Langeweile.
Lebenskunst ist eine Gegenwartsaneignung, wo sich Zukunft und Vergangenheit auf Augenhöhe begegnen.
Manche Verletzungen sind nicht nur heilbar, sondern auch heilsam.
Überstund hat Blei im Mund.
Nur mit seiner Eifersucht geizte der sparsame Ehemann nicht.
Manche Menschen, die ein Leben lang gehungert haben, haben es satt.
Der platonische Ideenhimmel erwies sich dem Skeptiker als Dogmenhölle.
Die Ehe besiegelt das Recht zweier Menschen, aufeinander eifersüchtig zu sein.
Mancher Selbstverfall beginnt mit der Selbstentfaltung.
Wer ausschließlich in der Vergangenheit fischt, dem kann nur eine trübe Zukunft ins Netz gehen.
Zweisamkeit ist der Feind jeden Dialogs.
Selbstfindung heißt, den am weitesten entfernten Standpunkt außerhalb seiner selbst auszuhalten.
Bei Abkürzungen ist nicht die Kürze des Gedankens, sondern die gedankenlose Verkürzung maßgeblich, welche Banalitäten unzulässig mystifiziert.
Findlinge der deutschen Leitkultur: Gartenzwerge.
Außerhalb seines Fachgebietes konnte man dem Informatiker keine Auskunft entlocken.
Der Aphorismus hat trotz Kürze eine große Reichweite.
Himmelsstürmer lassen die Kirche nie im Dorf.
Da die Ströme des Zeitgeistes ihre Quelle ignorieren, lösen sie sich bereits vor der Mündung in belanglosen Dampf auf.
Zwischen zwei Heuhaufen gibt es keine Eselsbrücke.
Am Aschermittwoch beginnt der Rosenmontagszug der Tugenden.
Im Aphorismus zeigt sich ein Gleichgewicht von Reife und Faulheit.
Ein Parasit macht die Rechnung stets ohne den Wirt.
Im Umgang mit Texten versteht die Erlebnispädagogik keinen Spaß.
Die SMS ist das SOS der Sprache.
Als der Abgeordnete eine Diätenerhöhung forderte, setzte er seinen Spürsinn auf Diät.
Im Rathaus ist Rat nur selten gut, aber immer teuer.
Die Befreiung von allen Zwängen ist die Vorstufe der Unfreiheit.
Zur Lebenskunst gehört die Fähigkeit, die Taube aus der Hand fliegen zu lassen, um nach dem Spatz auf dem Dach zu spähen.
Der Zeitgeist ist ein lauter, aber einfallsloser Zaungast im Garten der Geschichte.
Dem Vergißmeinnicht folgt das anregende Gift der Herbstzeitlosen.
Größter Schrecken geht von den Religionen aus, die einen neurotischen Zwang verspüren, Glauben in Wissen umwandeln zu müssen; höchste Gefahr geht von den Wissenschaften aus, die ihren Reduktionismus als Glaubensdogma verkünden.
In Zeiten der Konjunkturkrise wartet man vergebens, daß aus dem kategorischen Konjunktiv wieder ein Imperativ wird.
Das Logos der Biologen hat bisher selten die Sophia der Philosophen erreicht.
Das Genesungsprogramm der deutschen Leitkultur läßt nicht nur das deutsche Wesen am Tresen verwesen.
Bei der Eifersucht will man eher eifrig finden denn suchen.
Im lyrischen Gewand entblößt sich mancher Aphorismus von jeglicher Philosophie, die ihrerseits oft nur in literarischer Verhüllung erträglich ist.
Der Zeitgeiststrom hat bisher jeden vorlauten Mund erreicht.
Die Einbildung war die einzige Vorbildung des Ausbilders.
Gereifte Gedanken unterliegen schnell einem Fäulnisprozeß.
Jede Freiheit hat ihren unfreiwilligen Anfang.
Wer die Singularität liebt, wird niemals in ein schwarzes Loch fallen.
Medienallmacht erzeugt Sprachohnmacht.