Peter Rudl Zitate
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Inhalt frommt der Hülle – non vice versa.
Wenn man überhaupt etwas Wunder nennen kann, dann vielleicht dies des empirischen Gottvertrauens.
Wer nicht zu warnen versteht, ist ein Killer.
Genuine Philosophie entschlägt sich jedweder Metaphyselei, die sie den Theologen, Sektierern, Esoterikern und ähnlichen Geistesmeteoristen gern überläßt.
Früher zog noch eine Dame ohne Unterleib die Massen an, heute ist es der Unterleib ohne Dame.
Horizonte verlangen nach Bewegung.
Verzweiflung: eine Art Kreuzbiß des Geistes.
Pubertät: Friedhof der Kuscheltiere. Exhumierungen nicht ausgeschlossen.
In Vollendung meint unabschließbar.
Gott ist für die Menschen, die an ihn glauben nicht verantwortlich. Er hat sie sich nicht ausgesucht.
Liebe duldet keine Überheblichkeit.
Jeder wird „rückfällig“. Die das Gegenteil behaupten wurden bloß nicht „auffällig“.
Tiere sind ja wahrscheinlich nicht nur die besseren Menschen, sondern Menschen die besseren Tiere, und das gerade macht sie ja so verflucht gottserbärmlich gefährlich.
Geist herrscht, wo die Liebe keines natürlichen Todes stirbt.
Ein Mensch, der sich nachhaltig prägen läßt und diese Spuren kraft seines Geistes nicht zu verwischen vermag, steht mit dem Pawlowschen Hund auf einer Stufe.
Nichts versagt zuverlässiger als die sogenannte Pädagogik. Wen nimmt es da wunder, daß Versager vorzugsweise zur Pädagogik tendieren?
Der Gedanke an Selbstmord ist zugleich ein gutes Rezept gegen ihn.
Der Fanatismus ist das tödliche Metronom, ohne das die Wiegenlieder des Terrors nie erklängen.
Mors. Alea iacta est. Semper idem, sed aliter.
Scheinheiligkeit: diese widerliche Arkandisziplin des sogenannten Guten.
Verschiedenheit: so ein schönes deutsches Wort für alles, was Zukunft hat, egal ob, trotzdem oder gerade weil es verschieden ist.
Ohne Achtung kein Vertrauen.
Die Seele ist eine unverdiente Illusion des Menschen. Der Geist seine gerechte Mühsal.
Gewissen ist ein Luxus, den sich die Wahrheit nicht leisten kann.
Geist ist genügsam und nicht notwendig Interaktion, niemals jedoch Reaktion oder „proaktiv“, wie sich im übrigen etwas noch Geistloseres ja auch wohl kaum denken läßt.
Wo Liebe ist, da ist auch Schatten.
Traue keiner Kultur, die du nicht selbst korrumpiert hast.
Anders als viele annehmen, lautet eine der Grundmaximen des Geistesmenschen, sich selbst nicht zu wichtig und schon gar nicht ernst zu nehmen.
Ethik: eine allenfalls als Projektion auf unser anthropozentrisches Weltbild haltbare Operette.
Es lohnt nicht, viel Aufhebens darum zu machen. Lügner sind bloß bequeme, meistens sehr oberflächliche Menschen. Mehr braucht man da gar nicht zu wissen.
Narben sind schön und manchmal verschaffen erst sie der Realität zu ihrem Recht.
Jede Begegnung ist ein Verlust.
Diese kreuzdumme Frage „Glaubst Du an mich?“ hörte sich doch selbst bei Göttern töricht an. Stammt sie gar aus Menschenmund, wird die Geschmacklosigkeit allerdings unerträglich.
Weihnachten: ein guter Zeitpunkt um in sich zu gehen und mehr noch um allein zu sein.
Wissenschaft: verkaufte Leere.
Ein in Zwiespälten eingeklemmter Geist vermag es schwerlich über den Rand seines Abgrunds zu blicken.
Nichts wird so gern verteufelt wie der Tod, dabei gibt es vermutlich keinen schöneren und im Grunde sanfteren Engel, vermag doch allein er alle Tränen abzuwischen.
Das Ende stinkt vom Anfang.
Politik: sollte ein Wettbewerb der Ideen sein, de facto war und ist sie jedoch ein sich je nach akuter Stimmunglage billig oder teuer prostituierender Wettbewerb erfolgversprechender Lügen.
Mühe und Sorgfalt sind als probate Instrumente der Täuschung und Euphemisierung geistig anstößig oder zumindest suspekt.
Haltung? Erfordert Rückgrat und ist damit für die meisten Menschen sowieso „out of range.“
Scheitern gelingt immer, doch nicht auf das Wo und Wann, auf das Wie kommt es an.
Recht: die wohl verbreitetste Form des Utilitarismus.
Jede Bitte macht den Bitter bitterer und erschwert ihre Entsprechung mehr und mehr, weshalb man aller Bitte am besten dankt, indem man ihr zuvorkommt.
Leider ist im Leben die Erscheinung weiche Schale, harter Kern weit verbreiteter als die umgekehrte Form.
Liebe ist nicht recyclebar. Im Fall der Fälle muß sie entsorgt werden.
Wo Haß gesät wurde, kann keine Liebe wachsen.
Leben will geschluckt werden.
Die Absurdität ist die Absolution des Lebens.
Die lichte Seite jeder Enttäuschung liegt in ihrer Endtäuschung begründet.