Peter Rudl Zitate
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Geistesleben: Kunst mit allen Sinnen.
Der Tod? Das Schweigen Gottes.
Schade: daß es Christus nicht vorzog, für Judas statt für die Menschheit zu sterben.
Wer mit der Liebe spielt, spielt mit dem Feuer, und es ist nicht gerade ein Freudenfeuer, sondern kommt direkt aus der Hölle.
Sensibilität: Hand-an-sich-legende Axt. Fällt. Wird gefällt.
Der Geist gleicht einem Sturm im Stundenglas.
Es sind die Träume, die das Leben erhalten, wie schlimm auch immer sie sein mögen, ohne Träume kann das Leben nicht bestehen, sie sind der Anfang allen Bewußtseins und sein Ende, selbst der Tod ist und bleibt nur ein Traum.
Deutschland: weder Winter- noch Sommermärchen, sondern eine merkwürdige Mischung aus Resig- und Essignation.
Sachzwänge: Tapeten, mit denen arme Menschen ihre Ruinen kaschieren, nicht sanieren.
Sex ist im Endeffekt nichts anderes als eine wertfreie Manifestation von Vitalität. Er kann animalisch, er kann aber auch sehr subtil und des Geistes sein. Wer ihn hindert, hat ein Problem, und das heißt Leben.
Genau betrachtet heißt die schmutzigste Währung heutzutage Information.
Skepsis ist richtig verstanden eine Art Unterbewußtsein des Humors.
Die Tafelrunde des Geistes: Einsamkeit, Gelassenheit, Verzicht sowie die Hoheit über Hoffnung und Verzweiflung.
Ansprüche sind ihrem Wesen nach immer überzogen und grundsätzlich lächerlich.
Wechselbäder der Gefühle schaden vor allem dem Gefühl. Entweder wird man dagegen abgehärtet oder sie machen ihm den Garaus.
Wo kein Sinn ist, ist nichts sinnlos.
Die ungeschminkte Wahrheit zeugt von häßlichen Narben, die jeder Mensch hinterläßt.
Die sogenannte Liebe ist in der heutigen Zeit im wesentlichen nur noch eine Frage der Logistik und Verfügbarkeit der sie betreffenden Sub- wie auch Objekte.
Der Mensch ist auf Entartung angelegt.
Ehrgeiz: eine der läßlichsten und vor allem auch häßlichsten Sekundärtugenden, ohne daß freilich ihr gänzliches Fehlen recht besehen schön wirkte.
Die geistige Vielseitigkeit weist sich ja vor allem in einem Vermögen der Vielzeitigkeit.
Wer die Wut verliert, hat verloren – gilt aber als ausgeglichen.
Liebe ist meistens genau das, was sie beim anderen erzeugt. So man dabei also ein ähnlich unangenehmes Gefühl hat, wie wenn einem einer einen Haufen vor die Tür gesetzt hätte, so ist sie genau der.
Anders als dem Leben, der Liebe, dem Schmerz bleiben dem Geist immer Optionen.
Die Zeit ist ein uns in die Wiege gelegtes Kind der Vorstellungskraft, das uns nachstellt.
Abschied lehrt Charakterkunde.
Was einem nicht wenige als Einlenken verkaufen, ist nicht selten ein Ab- und Auslenken bis hin zur Vertuschung.
Das Leben ist ein Traum und nur als solcher erträglich.
Der nur allzu sehnsuchtsvolle und immer irgendwie weltfremde Glauben an die Gerechtigkeit hat schon sehr viel Unglück und menschliche Katastrophen heraufbeschworen.
Mut und Demut sind nicht selten eins.
Geist: mündet in der Regel in ein Versetzungsgesuch für das Leben oder besser noch dagegen.
Alle Liebe gleicht einer Einlieferung in die Anstalt der Herzen mit ungewissem Ausgang.
Metaphysik hat auch immer etwas mit Geist zu tun, kommt ihm nahe, ohne ihn zu verletzen.
Quickie: eine Form sinnlicher Armseligkeit, die wohl nur für sensuelle Flatliner wie auch sexuelle Papiergewichte nachvollziehbar bleibt.
Das Nichts ist nur ein theoretisches Problem. Praktisch ist es immer und überall. Greifbar nah – an und in einem. Am besten dient man ihm mit Arbeit. In und aus sich. Läßt es an sich heran.
Ich: Kathedrale des Hochmuts.
Jede Soteriologie atmet Heilsleere.
Nichts ist tückischer als die Unschuld.
Beim Tod ist alles möglich – selbst das Gegenteil.
Die Schwächlinge gehen aus Angst, verlassen zu werden, und die Starken verlassen aus Angst, schwach zu werden.
Nichts vergeht, ohne daß ein Traum endet, Wirklichkeit wirkt.
Wo der Geist warm wird, wird er schal, wird er brackig. Wird er ungenießbar.
Moralisten, die den Namen verdienen, sind für das Establishment gefährlich, weil sie noch Werte haben, die ihnen dann freilich in der Regel auch früher oder später das Genick brechen, so daß die dergestalt bestärkte Gesellschaft befriedigt aufatmen kann.
Friedensnobelpreise: Vorschlußlorbeeren.
Schönheit ist eine sinnlose Metapher für das Wunder des Todes.
Analyse hat vor allem auch immer etwas mit Ausscheidung zu tun, so birgt sie auch immer den Ruch des Obszönen und lässt meist alle Delikatesse vermissen.
Stursinn: Geistesabsatz. Sedimentiertheit alles Läßlichen.
Ohne Hoffnung, ohne Trost auszukommen ist die vornehmste Verbeugung vor der „Wahrheit“.
Mensch: kopfgestörter Raubaffe.
Ehrgeiz ist die wohl rücksichtsloseste Form des Geizes. Sowohl gegen sich selbst als auch gegen andere.