Peter Rudl Zitate
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Lieben heißt, ineinander aufgehen und wachsen. Was man heute Liebe nennt, mindert den einen wie den anderen.
Vertrauen ist teuer. Also kann man es kaufen.
Liebe ist nicht das Ende.
Man muß Gott auch immer einmal gegen den Strich bürsten, um ihm zu entsprechen.
Die Liebe ist heute zu Adern verkommen, deren Abbau nur in den seltensten Fällen noch lohnt. Romanzen und Affären wirken da wie die Kipploren des Glücks, die größtenteils nur Schutt transportieren.
Tod: Aufforderung zum Tanz. Laß Dich führen!
Respekt ist für Versager.
Wer weiter denkt, muß gegen das Leben denken.
Wahre Liebe trägt nicht nach und trägt nicht vor. Sie trägt nicht ein und trägt nicht aus, sie trägt nicht auf und trägt nicht ab. Wahre Liebe erträgt und verträgt sich. Wahre Liebe trägt, weniger nicht.
Haß: zuviel der Ehr‘, nicht mehr.
Geduld lernt, was erdulden muß. Doch lehrt sie, was erdulden läßt.
Menschen sind Treibsand.
Nichts ist ungemütlicher als die Wahrheit, weshalb es die Kommodität ungleich mehr als die sogenannten Herren der Schöpfung schätzenden Frauen sich auch sehr viel bequemer in und mit ihr machen.
Der Tod nimmt die Dinge leicht. Weil sie ihm alle gehören, kann er weder stehlen noch bestohlen werden. Nur Ignoranten heißen ihn einen Dieb.
Ungefährliche Gedanken haben ihre Freiheit verloren.
Nichts ist naiver als der Glaube an die sogenannte Gerechtigkeit.
Selbst im Hirn des geläutertsten weiblichen Wesens gibt es einen gebärwütigen Winkel.
Glück ist der Preis der Intelligenz.
Wie für die Geburt haben wir auch unser Gedächtnis für den Tod verloren. Aber es hinterläßt seine Spuren.
Es gibt nichts Schöpferischeres als den Tod.
Geh nicht Deinen Weg, gehe Deine Wege.
Tod: Schwelle. Mit finaler Injunktion – unter Umständen auch die Aufforderung zu einem durchaus orgiastischen Moment.
Gott hat die Menschen nicht gemacht. Wer anderes behauptet, beleidigt Gott.
Die Leute, die den Wert der Freundschaft so ausgiebig betonen und in den Himmel heben, sind meist eben jene, die sie als Einbahnstraße und Königsweg zur eigenen Vorteilnahme verstehen und mißbrauchen.
Der Geist überholt im toten Winkel des Glaubens. Et vice versa – semper idem. Kollisionen nicht ausgeschlossen.
Musik: der wohl zuverlässigste ekphorische Transmitter. Mühelos bricht sie die Zeit wie die Linse das Licht. Ein noch schier unerforschtes Ingenium, hortus interludens
Vergebung darf niemals Ergebung sein, und immer ist sie besser als solche.
So wie Uma die Gattin Shivas war, so gehen bis heute Wissen und Zerstörung eine immerwährende Ehe ein.
Es sind nicht die schlechtesten Schriftsteller, die für ein Talent zum Schreiben das Talent zum Leben eingebüßt oder eingetauscht haben.
Geist ist nicht kopierbar und erst recht absolut kreuzungsresistent.
Multipel: wer immer sich unschuldig fühlt.
Schizophrenie: neuzeitliche Bezeichnung für das, was man im Mittelalter noch Besessenheit nannte. Vom Teufel – versteht sich. Heute lacht man darüber, und das Wegschließen ist kein Gottesbeweis. Unter Evolution, welch auch immer gearteter Natur, darf man sich getrost etwas anderes vorstellen.
Widersprüche rechtfertigen nur Idioten. Denker leben sie.
Wissen zerstört.
Es gibt Schmerz, aus dem die Kunst hervorbricht wie aus einem Grab, und es gibt Schmerz, der stumm macht und ist und in dem die Kunst lebendig begraben wird.
Statistik ist für Statisten.
Provokation: probate Versuchung der Wahrheit.
Sensibilität: Schutzbefohlene des Geistes.
Die sogenannte Seele ist nur eine abgeleitete Funktion, die die Geometrie des Lebens nirgends tangiert.
Hinter jeder Angst verschwindet eine Wahrheit.
„Wahrheit“ ist immer nur im Gewand des vorläufig Gültigen zu haben.
Narzißmus: verspätete Antwort auf Demütigungen.
Sub specie aeternitatis erscheint alles gleichgültig und es bedarf einer großen moralischen Festigkeit in Anbetracht eines sterbenden Sonnensystems, ja Universums nicht in totale Gleichgültigkeit zu verfallen.
Es kommt nicht darauf an, ob einer eines oder beide Augen zudrückt, es kommt darauf an, ob er blind ist.
Wer die Hoffnung zuletzt sterben läßt, ist über diesen typischen Debütantenfehler nie hinausgekommen.
Gott ist das Unumwundene.
Die zunehmende Atomisierung der Gesellschaft in der Moderne und Postmoderne ist der zuverlässigste Beleg für ihren Zerfall, und macht für ihr Ende zuversichtlich.
Der Charakter ist verkommen, den Lob verdirbt.
Der Geist ist der Fesselballon, des die Liebe bedarf, um aus dem Tal der Angst zu sich selbst getragen zu werden.
Schade, daß Adam kein Philosoph war.