Peter Altenberg Zitate
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Die geschickteste Art, einen Konkurrenten zu besiegen, ist, ihn in dem zu bewundern, worin er besser ist.
Die Berührung einer geliebten Hand gibt Götterkräfte. Die Berührung einer ungeliebten Hand macht grämlich!
Überall gibt es Zuschauer. Das heißt Leute, die sich für etwas interessieren, wofür sie sich gar nicht interessieren.
Lieben wollen ist das Bedürfnis latenter überschüssiger Kräfte unseres Organismus, in andere Organisationen auszuströmen. Geliebt werden wollen hingegen das Bedürfnis mangelnder latenter Kräfte, sich durch andere einströmende zu ergänzen.
Nein, das Leben ist taktlos, übersieht die feinen Pointen…
Krieg, Krieg! Und Krieg! Führen wir doch endlich Krieg mit unseren eigenen Miserabilitäten, unseren Schwächen und Unvernünftigkeiten! Den Feind in uns, Stupidität, Gewohnheit, Luxus, Vorurteil, innere Feigheit und Verlogenheit, müssen wir bekriegen!
Das Überflüssige und das Notwendige… Hölle und Paradies!
Der Mann hat eine Liebe: die Welt. Die Frau hat eine Welt: die Liebe.
Der Geist muß die Natur in sich besiegen, wie der reife Mensch seine unsinnigen Kindlichkeiten!
Geld und Sexualität sind die reellen Mysterien des Lebens. Eitelkeit und Ehrgeiz die unreellen.
Wohin kämen wir, bitte, wenn wir immer nur Idealen nachhängen würden? Zu den Idealen!
Eine Sache ist nicht so, wie sie ausgesprochen, sondern so, wie sie gehört wird.
Mit Ersparnissen an Verdauungsarbeiten wird man zum genialen Menschen! Das Genie ist nichts anderes als ein natürlicher Akkumulator von ersparter Arbeit im Organismus!
Viele Dinge in diesem Büchlein haben den Charakter von flüchtigem Dilettantismus. Immerhin besser als schwerfälliger Bücherwurmismus!
Die Frauenseele ist bescheiden: Sie sucht Jesus Christus und Napoleon, Diogenes und Hölderlin vereint in einem Wesen.
Der Geist ist die endentwickelte Natur.
Nicht um die Geliebte weine, die du verloren, sondern um die, die dir geblieben ist.
Das ist es! Kunst ist etwas, was das Leben lebendiger macht. Denn was wäre es sonst, wenn es, aus Lebendigem entsprungen, nicht lebendiger wäre als dieses?
Es gibt nur einen einzigen wirklichen Größenwahn – der Glaube eines Mannes an die Treue einer geliebten Frau.
Ehrfurcht vor reiner frischer Luft wird die Marke künftiger Generationen sein müssen!
Wenn ein jeder wüsste, was er zu wissen hätte, wäre die Welt erlöst!
Die Hoffnung, mit dem billigsten, was es auf Erden gibt, dem schönen liebenswürdigen Wort, sich aus der Affäre zu ziehen, ist größer als der Zwang der Anständigkeit, den die schlichte Wahrheit erfordert.
An eure Pflicht, Eltern! Eltern-Liebe?!? Nein, Eltern-Erkenntnisse! Eltern-Weisheit ersetze endlich die dumme und bequeme Eltern-Liebe!
Arbeit ist eine Sucht, die wie eine Notwendigkeit aussieht.
Die Mode ist ein ästhetisches Verbrechen an und für sich. Sie will nicht das endgültig Gute, das Schöne, Zweckmäßige. Sie will immer nur etwas Anderes.
Die Romantik des Alltags ist das vornehmste aller Erziehungsmittel. Wir sind nämlich umringt von kostbaren Schätzen, die Tag und Stunde uns freiwillig spenden…
Das Leben ist so kurz, und die Menschen verstehen es nicht einmal, sich aus den doch noch bestehenden vierundzwanzig Stunden ein kleines, feines, flüchtiges Paradies zu machen!
Es gibt nur eine Unanständigkeit des Nackten… das Nackte unanständig zu finden!
Wenn es auf Erden richtig zuginge, brauchten wir nicht die Hoffnung aufs Himmelreich.
Mehr Dampf in einer Lokomotive erzeugen, als nötig ist für ihre höchste Bewegung, ist die Tat eines wahnsinnig gewordenen Maschinenführers. So ist der Mensch! Er rast dahin den Weg des Lebens und wird zu Brei zermalmt auf seiner Strecke!
Die öffentliche Meinung kann man nur beeinflussen, wenn man gegen sie ist.
Jeder Sport macht aus der romantischen Natur eine Zirkusmanege.
Sexuelle Dinge nicht besprechen?!? Wie wenn der Botaniker sagte: Wir wollen uns auf das Wurzelleben der Pflanze nicht weiter einlassen…
Eine Hand wird zusehends schöner, wenn man sie streichelt.
Der nur das Leben träumt, kann mir nicht Leben geben. Und der es lebt, der nimmt mir meinen Traum! In uns allein ist Traum und Leben eines!
Die Menschen zwingen mich liebevoll in das Prokrustesbett ihres eigenen Denkens, und wenn ich dann „Au!“ seufze, sagen sie: Undankbarer!
Der Schlaf ist das wirkliche, vielleicht das einzige Gnadengeschenk der sonst harten und unerbittlichen Natur!
„Ein jeder muß eben halt doch seinen Weg gehen“, ist ein kompletter, frecher Blödsinn! Wie wenn man sagte: „Ein jeder Hund muß halt ins Zimmer pissen!“
Nichts geht verloren von den Herzens-Kräften. Und das Winseln eines ausgesperrten Hundes kann an das Ohr eines Musikers dringen, der es in eine Symphonie umwandelt: Treue und Sehnsucht.
Aphorismen sind doch keine Aphorismen um Gottes willen! Es ist doch nur, um euch im Leben rasch kurz zu helfen. Sie können doch daher weder geistreich noch blöd sein. Wie die Medizinen: die können doch auch weder geistreich noch blöd sein, sondern helfen oder nicht helfen.
Horche auf dich selbst! Gib deinen eigenen Stimmen in dir Gehör! Habe kein Schamgefühl vor dir selbst! Lasse dich nicht abschrecken durch ungewohnte Laute! Wenn es nur die deinigen sind! Mut zu deinen Nacktheiten!
Was die Seele betrifft, ist das einzige Prinzip, keine Prinzipien zu haben!
Das Verhängnis, ja die Tragik so manchen Frauenschicksals: „Wie ich bin, so bin ich nun einmal! Wem’s nicht recht ist, der mache sich’s anders (statt: der mache mich anders)!“
Denn sich selbst ist man in Weibes Nähe Phantom, Gespenst, wie ein anderer, der man sonst nicht ist!
Nur das, was wir in uns haben, können wir auch außer uns erblicken!
Wer mich versteht, versteht sich selbst! Denn siehe, ich bin nur Euer tönend gewordenes stummes Herz selber.
Im Augenblick, da man eine Frau „sein Eigen“ nennt, ist sie es schon nicht.