Paolo Mantegazza Zitate
Im allgemeinen übt der stärkere Geist einen größeren Reiz aus, und da der Mann einen kräftigeren Verstand als die Frau hat, so bequemt sich letztere leichter den Ideen, Theorien und dem geistigen Geschmack des Mannes an.
Eine alte Erfahrung zeigt, daß in allen Ländern die Frau den Mann im Briefstil, namentlich in Liebesbriefen übertrifft und das liegt besonders an der lebhaften Plauderhaftigkeit, die in dem Weibe liegt.
Das Glück, wie es sich die meisten denken, ist ein großer, vergoldeter, verzierter Rahmen um ein Bild von wenig Bedeutung, während es in Wirklichkeit dem Gemälde eines Raphael oder Correggio gleicht, in gar keinem oder einfachen Rahmen.
Die Meisten glauben, ihr eigenes Glück zu fördern, indem sie ihre Wünsche befriedigen. Aber das ist durchaus zweierlei. Wehe dem, der jeden erdenklichen Wunsch erfüllt sieht, dem nichts mehr zu wünschen, zu erlangen bleibt.
Wer nicht geliebt wird, hat stets unrecht. Dieses Dogma ist ewig wie die Welt, alt wie der Mensch, unveränderlich wie die Gesetze, welche die Welt beherrschen.
Die meisten Menschen suchen ihr Glück darin, alle ihre Wünsche befriedigen zu können. Wehe dem Unglücklichen, dessen Wünsche erfüllt werden und dem nichts mehr zu wünschen bleibt.
Überall gibt es ein Erstes, in allen menschlichen Dingen gibt es ein Jungfräuliches, Erstes, und dieses Erste ist aufs Tiefste verschieden von jedem Zweiten.
Kein Genuß ist kürzer als der Liebesrausch; kein Opfer ist fruchtbringender und nützlicher als die Verschmähung dieses Genusses.
Wer nichts zu tun hat, quält seine Phantasie damit, eine Arbeit zu ersinnen, um einsame trübe Stunden auszufüllen.
Welch schreckliches Dilemma: die Welt ohne das Weib – das Weib ohne die Welt.
Neid ist nichts anderes als Haß gegenüber den Vorzügen der anderen.
Gütig sein heißt nicht trachten, niemanden zu verletzen. Gütig sein heißt: alles Gute tun, dessen man fähig ist, und so oft Gutes tun, als man kann.
Wie oft ist die Liebe nichts als Eigenliebe – mit Wollust gewürzt.
Daß man im Leben nur ein einziges Mal lieben könne, ist eine der vielen großen Unverschämtheiten, welche die Liebe gedankenlos dahinschwatzt.
Der Glückliche geht mit einer offenen und einer geschlossenen Hand.
Die Ehe des zu jungen und des zu alten Mannes kann dieselbe unreine und gefährliche Quelle haben, nämlich die Ausschweifung.
In der Liebe ist es besser, einen Kuß mehr und zehn Briefe weniger zu bekommen.
Den Männern gefallen stets die merkwürdigen Dinge besser als die guten, die seltenen besser als die schönen.
Die Sinnlichkeit ist oft die Mutter der Liebe, aber öfter noch ihr Henker.
Reichtum und Ruhm mögen den Menschen glücklich machen, – die höchsten Freuden des Lebens wird er doch stets der Liebe verdanken.
Einem armen Mädchen ein großes Vermögen zu Füßen legen – eine der erhabensten Freuden des Mannes; sich selbst an den liederlichen Reichtum zu verkaufen – die größte menschliche Schmach.
Bevor eine Frau einen Mann heiratet, muß sie ihn wenigsten einmal nach dem Mittagessen und einmal zornig gesehen haben. – Bevor ein Mann eine Frau für immer sein nennt, muß er sie wenigstens einmal im tiefen Negligee gesehen habe.
Es gibt keine niedrigen, unehrenwerten oder schimpflichen Berufe, wenn sie ehrlich und mit Geschick ausgeführt werden.
Der geschickteste unter den Schuhmachern hat mehr Ursache, stolz zu sein, als ein unwissender Anwalt, ein unwissender Lehrer oder ein unfähiger Arzt.
Der Mann fürchte mehr als alles, das kokette Weib; es sündigt hundertmal mehr als das sinnliche.
Wehe dem Weibe, welches in gewissen Dingen verrät, daß es mehr weiß als der Mann! Er will stets der Lehrer, aber nicht der Schüler sein.
Die Enthaltsamkeit ist das sicherste und beste Hilfsmittel, in der Kunst, glücklich zu sein
Die Schamhaftigkeit, wie überhaupt jede höhere seelische Erscheinung, wächst in demselben Grade und verfeinert sich, je mehr der moralische und geistige Wert eines Volkes zunimmt. Die am weitesten in der Zivilisation und der Sittlichkeit fortgeschrittenen Völker sind auch die schamhaftesten.
Ein guter Mensch verbreitet eine Atmosphäre des Glücks, die allen zugute kommt, die um ihn sind.
Um eine Ehe glücklich zu machen, bedarf es weit mehr der Übereinstimmung der Charaktere als der Harmonie der Geister.