Otto Weiß Zitate
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Wer sich nicht duelliert, ist ehrlos; das ist klar. Das Gesetz aber fordert, daß wir ehrlos seien; das ist auch klar. Warum aber beides klar ist, das ist unklar.
Dem Schwätzer ist kein Mensch so zuwider wie dem Schwätzer.
Schau, schau!… Sehr freundschaftlich verkehren sie wieder miteinander, Frau A. und Frau Z.!… Nur weiß ich nicht, gegen wen?
Für Kritiker: Um ein Kunstwerk der Gegenwart für „unsterblich“ zu erklären – muß man den Geschmack kommender Jahrhunderte genau kennen.
Ich muß die Frauen in Schutz nehmen: sie intrigieren nicht bloß, wie man meint, aus Berechnung, sondern auch aus wahrer Neigung zur Intrige.
Ohne ein Stück Menschenkenntnis kann man wohl Millionär, doch nicht Bettler sein.
In einem Gespräch über die Ehe meinte jemand: Das Übel liegt nicht so sehr darin, daß man verheiratet ist – als darin, wie man es täglich ist.
Der Wert mancher Sache besteht darin, daß wir sie verloren haben.
Eine der sichersten Stützen der Moral ist – die Gefahr.
Ich sehe überall mehr Streben nach Besitz, der imponiert, als nach Besitz, der unabhängig macht.
Wie sehr können wir uns eines Vorteils freuen, dessen Nachteil wir nicht sogleich einsehn!
Überall finden sich Leute – bereit, uns aus einer Lage herauszuhelfen, in der wir uns wohl fühlen.
Ein Heiratsvermittler: Liebe?… So nennen viele das leidenschaftliche Verlangen nach lebenslänglicher Versorgung.
Verliebte lügen oft aufrichtig.
Sowie die Zeiten ruhiger werden, werden gewisse Politiker unruhig.
X. hatte sich bei seinen Vorgesetzten durch auffallende Begabung so unbeliebt gemacht, daß er schließlich – wegen Unfähigkeit entlassen wurde.
Gewisse Geister predigen das Evangelium des Egoismus… Wozu der Eifer und die Mühe? ’s ist gerade so, als wollten sie die Menschen ermahnen, zu essen und zu trinken, zu schlafen und sich zu vermehren.
Eine Frau klagte: ’s ist schwer, sich mit einem Gatten zu vertragen, der nie zanken will!
Wie rührend: wenn jemand über die Gemeinheit der Welt klagt, weil die seinige nicht erfolgreich genug ist!
Mancher unterwirft sich, ohne zu kämpfen; und dadurch – siegt er.
Wenn einer Pech hat, hat er’s auch im Glück!
Mancher bekennt seine Fehler so freimütig – man merkt, er hat nicht die mindeste Absicht, sie abzulegen!
Man wirft den Kranken oft Egoismus vor. Mit Verlaub: ist denn der Egoismus ein Vorrecht der Gesunden?
Es gibt eine Nüchternheit, die besonders traurig ist: jene, der kein Rausch vorherging.
Kunst, die nicht dem Leben entspringt, ist Künstelei.
Sogar Aphoristen sind eitel. Wie denn auch nicht? Zählen sie doch zu den Schriftstellern! Sie verzichten indes gern auf Lob, wenn man sie – zitiert.
Welcher Gesprächige hält sich nicht für gedankenreich?
Manchem Mißbrauch wird schon seit Jahrhunderten ein Ende gemacht.
Bei vielen Damen gehört das Lachen – zur Toilette.
Das echte Talent setzt sich immer durch! Ein Wort, oft ausgesprochen – vom unechten Talent, das sich durchgesetzt hat.
Es wandeln viele auf verbotenen Wegen – und schämen sich, wenn sie einander begegnen.
Was manche Regierungen so unwirsch macht: daß das Volk sich in seine eignen Angelegenheiten mengt.
Mannesideal vieler Frauen: ein Löwe – mit Lammsgeduld!
Jede Zeit hat ihre Künstler, die vorläufig unsterblich sind.
Was jeder von uns gern sammeln möchte: Medaillen ohne Kehrseite.
Bei der Hochzeit, da stand in der Nähe des Traualtars ein Aphorist und murmelte: „Wer schwören muß, dem wird mißtraut.“
Selbst überzeugte Spiritisten geben zu, daß „die Botschaften aus dem Jenseits“ unbedeutend, ja albern seinen… Ist das nicht sonderbar?… Die Geister haben also nicht nure keinen Körper, sondern auch keinen Geist.
Wer wüßt‘ es nicht aus eigener Erfahrung? Es gibt erstaunlich schlagfertige Antworten, die einem „eine Stunde später“ einfallen.
Wie der Autor über den Kritiker denkt – das erfährt dieser am besten, wenn er selbst Autor wird.
In der Todesstunde lügt niemand. Dann hat’s aber auch wirklich keinen Zweck mehr!
Ausspruch eines Theologen: Um ein Heiliger zu werden, dazu braucht man Protektion!
In jedem Jahr sind die schönsten Tage – am kürzesten.
Auch über Uhren möchte ich etwas sagen: Manche von ihnen gehen so schnell, als wollten sie sich irgendwo Geld ausleihen – manche so langsam, als wollten sie es irgendwem zurückbezahlen!
Der Ton der Überlegenheit muß oft sie selbst ersetzen.
Was gäbe mancher Familienvater darum, könnte er sich vereinsamt fühlen!
So ist’s oft: Wenn Vernunft und Leidenschaft miteinander kämpfen, dann behält die Vernunft recht – und unterliegt.
Merkwürdig, wie sehr der Staat knausern kann, wenn sich’s darum handelt, etwas für sein Wohl zu tun!
Wie traurig: Es gibt Dichter, die mit Herzblut schreiben – statt mit Talent!
Natürlich mußt du die Vergnügungen deiner Freunde teilen – nicht deren Kümmernisse.
Ein Naturforscher: Unter den Menschen gibt’s mehr Papageien – als unter den Papageien.