Otto von Leixner Zitate
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Begeisterung ist ein Feuer, das die Innenwelt in Fluß erhält. Aber Vernunft muß ihr die Gußform richten, in die sich das geschmolzener Metall ergießt, sonst verfließt alles halt- und gestaltlos.
Hundert kluge Leute zusammen sind selten so klug, wie jeder einzelne für sich gewesen wäre. Was dann die Klugheit von hundert mittelmäßigen Köpfen zu bedeuten hat, kann man durch eine einfache Gleichung herausbekommen.
Die Emanzipierten Was man „emanzipiert“ benamset, Ist selten etwas Rechtes, Zumeist im Frauenkleid die Fehler Des männlichen Geschlechtes.
Die Eitelkeit kann ein Weib krank machen, den Mann aber tötet sie.
Es gibt Menschen von großem Verstand und ebenso großer Leidenschaft. Die letztere richtet dann den Verstand so ab, daß er kühl alles als berechtigt nachweist, was immer die Leidenschaft heiß verlangen möge.
Einsamkeit gleicht einem reinigenden Bade. Wer aber immer in der Wanne säße, verweichlicht sich. So auch ist’s mit der Weltflucht, sie verwöhnt so, daß jeder rauhe Hauch der Wirklichkeit die Seele frieren macht.
Versöhne dich mit dem Heute, wie es sei, sonst wird dir das Morgen zum Todfeind.
Die Blasierten Mit dreißig Jahren thatenlos, An Geistes Mattheit riesengroß – Man kann’s auf ihren Stirnen lesen, Weil niemals Kinder sie gewesen.
Verdienstlose Tugend Nur selten ruht auf gutem Grunde, Was man im Leben „Tugend“ nennt, Denn halb entstammt’s der guten Stunde, Und halb dem Temperament.
Wenn Einer uns beleidigt und dann offen sagt, es sei nicht seine Absicht gewesen, es zu thun, so können wir oft noch den Mann in ihm achten; wer dann aber erklärt, er habe nicht daran gedacht, uns zu treffen, der ist ein Feigling.
Ironie kann ebenso gut aus hohlem Kopf wie aus vollem Herzen stammen.
Einige Zeit glaubte man, daß die Menge alles sei und der einzelne nichts; jetzt beginnt sich die schon seit langem vorbereitete Meinung zu verbreiten, daß die Menge nichts ist und der einzelne alles. Beide Standpunkte führen am letzten Ziele zum Widersinn.
Je edlere Beweggründe zur Ehe führen, desto höher werden Mann und Weib in der sittlichen Vervollkommnung gelangen, desto gesunder werden Söhne und Töchter sein. Dann aber wird das Heim wieder der feste Grund für den Aufbau des Staates und der Menschheit sein.
Spott und Spott sind nicht gleich; der eine kommt aus blutendem Herzen, der andere aus vereistem Gemüt.
Tertium non datur Wer nicht dein Gutes will begreifen, Der muß sich auf Dein Übles steifen.
Die frömmsten Worte werden alltäglich, wenn man sie mit Salbung vorträgt. Diese hat den Kirchen schon Tausende von Seelen entfremdet. Der Priester soll darum den törichten Jungfrauen gleichen: nämlich das Öl zu Hause lassen.
Mit jedem Fehler, den du im neuen Jahr ablegst, verstopfst du einen Quell des Leibs.
Das Allerbitterste von allem Bittern: Die große Kraft an kleinem Werk zersplittern.
Unter wahrhaft gebildeten Menschen darf man schweigen, wenn man nichts zu sagen hat. Nur die sogenannten „Gebildeten“ reden immer und machen Worte über alles. Darum fehlt ihnen auch ganz die Gabe, mit Verstand zuhören zu können. Da müßten sie denken; das ist aber beim bloßen Reden nicht nötig.
Alles kann in Mode kommen, nur echte Weisheit nicht.
Niemals ist zu überzeugen, wer zu wissen glaubt. Darum wird der Halbgebildete so leicht zum zügellosen Eiferer.
In Zeiten, wo die Gemütskräfte erschlaffen, hört man viel mehr reden von Menschenrechten, als von Menschenpflichten.
Das Zeichen des echten Philisters ist, keine andere Weltansicht als die seinige für möglich zu halten.
Zuweilen kann man von einem Narren mehr lernen als von zehn Weisen. Das mag wohl daher kommen, daß wir, d.h. die Mehrzahl der Menschen, jenen verwandter sind als diesen.
Die Tugend mancher Menschen besteht bloß durch die leidenschaftliche Liebe zur Bequemlichkeit.
Versuch das Wort zu leben – dann erst urteile über seine Wahrheit.
Unser tiefstes Denken ist nur halb selbsttätig. Ohne daß wir es wissen, denken die Kräfte des Alls in uns mit.
Wenn wir unsere Tugenden so liebevoll behandelten wie unsere Fehler und Laster, so könnte die Erde die Menge der Engel nicht fassen.
Von niemandem geliebt zu sein, großes Leid! Niemanden lieben können: Tod mitten im Leben.
Eines der kostbarsten Erbstücke, die Eltern ihren Kindern hinterlassen können, ist die Erinnerung an ein reines, friedfertiges Eheleben. Darum sündigen Mann und Frau, wenn sie ihre Zwistigkeiten vor den Kindern […] austragen.
Völker lassen sich durch geschichtliche Erfahrungen niemals belehren – sie glauben erst, nachdem sie gelitten haben.
Ein Weib, das treu und still dem eignen Hause lebt, In seiner Kinder Schicksal goldne Fäden webt.
Am heftigsten bekämpfen sich Anschauungen, die im Grunde aus derselben Wurzel hervorgegangen sind. Siehe die Kämpfe der religiösen Bekenntnisse.
Hegel hat recht mit seiner Ansicht, daß jeder Satz aus sich seinen Widerspruch hervortreibe und sie sich in einem höheren dritten vereinen. Denn dieses Höhere, das sittlich freie Selbst in der sittlichen Gemeinsamkeit ist das Ziel, dem unsere Zeit unbewußt entgegenstrebt.
Ein Weib kann den Künstlergeist beflügeln; die Weiber richten ihn zugrunde. Diese Wahrheit hat sehr wenige Ausnahmen.
Es gibt einen körperlichen Zustand, in dem sich Erregbarkeit und Mattigkeit seltsam vermischen. Das Gleiche findet sich heute in Tausenden von Geistern und Herzen: sie jagen fieberhaft nach Ruhe.
Nichts macht so reich wie reine Liebe, nichts ärmer als eine solche, die nur Glut, aber nicht Wärme zu bieten vermag.
Ein Schmerz begleitet auch den ernstesten Wahrheitssucher manche Strecke des Lebens: das Bewußtsein, hinter dem Leitbilde seiner eigenen besten Stunden zurückgeblieben zu sein.
Neueste Bildung Der Menge Bildung sich zusammensetzt Aus Worten, die zu Tode man gehetzt.