Otto von Leixner Zitate
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Zeit haben, heißt Willen haben. Die Willensschwachen haben nie Zeit.
Wer im richtigen Sinne der Gegenwart leben will, muß auch der Vergangenheit und Zukunft leben wollen; denn in ihr reichen sich beide die Hand. Wer das nicht erkennt, ist nicht ein Gegenwarts- sondern ein Augenblicksmensch, eine Springpuppe der Sekunde.
Der Mensch ohne Religion verarmt im Gemüt. Für diese Verarmung gibt es kein Heilmittel. Und besäßest du alle Schätze und blendenden Geist, dein Zustand wäre nur glänzendes Elend.
Manches scheint kräftig und ist nur geschwollen. Das gilt auch von Büchern.
Der Weg des Gelehrten ist, zu sammeln, was andere wissen; der Weg der Tugend aber, zu können, was das Selbst weiß. Damit es aber spreche, muß das Ich schweigen.
Eine kleine Stelle, die du ganz ausfüllst, ist ein Ehrenplatz, die größte, der du nicht genügst, ein Pranger.
Die schwächlichen Menschen führen gerne das Wort im Munde: „Alles begreifen, heißt alles verzeihen.“ Sie meinen nämlich an sich selber alles zu begreifen – und verzeihen darum sich selber alles, auch das, was sie an anderen unverzeihlich finden.
Der weiseste Professor, den es gibt, ist das Leben. Aber auch ihm gelingt es nicht, dumme Zuhörer weise zu machen.
Wenn man die Frauenromane unserer Zeit betrachtet, so kann man die Wahrnehmung machen, daß die Männer in ihnen von Jahr zu Jahr mehr Waschlappen werden.
Der zu laut und zu oft seinen eigenen Namen kräht, erweckt den Verdacht, auf einem Misthaufen zu stehen.
Es gibt kein größeres Glück als ein friedliches Haus. Aber auch kaum ein Unglück, das mehr am Herzen frißt, als Unfrieden im eigenen Hause.
Aus einer tiefen Liebe, die beseligt und quält zugleich, entfaltet sich oft das reinste Glück einer unzertrennlichen Herzens- und Geisteseinheit. Sie ist der himmlische Lohn für schmerzliches Verzichten. Aber nur starke Herzen können ihn erringen.
Der billigste Luxus ist der gute Geschmack.
Wer Bibliotheken mit dem inneren Auge schaut, dem erscheinen sie mehr als Leichenhäuser denn als Saatfelder des Geistes.
Es sähe viel besser in unserem öffentlichen Leben aus, wenn die Menschen den Zauber der Häuslichkeit mehr würdigten
Es gibt Mädchenaugen, die eine Million von Gefühlen versprechen, und Gant (Konkurs, öff. Versteigerung) ansagen müssen, sollten sie ein einziges bar auszahlen.
Lerne echte Heiterkeit, und du wirst, ohne sie zu sehen, an Lebensklippen vorbeischiffen, an denen du scheitern würdest, wenn du sie gesehen hättest.
Liebe zu entbehren – tiefes Leid; keine Liebe erweisen zu können: das tiefste.
Die meisten Frauen gehorchen dem Manne sehr gern; nur muß er verlangen, was sie selber wollen.
Selten steht einer im Leben vom Beginn auf der richtigen Stelle. Kann er sie nicht erreichen, dann hat er zu sorgen, daß die Stelle, auf die er hingestellt ist, die richtige werde.
Wer in Kamtschatka Gefrorenes feilhält, darf sich nicht wundern, daß sein Geschäft nicht geht. Der Satz läßt sich auch bildlich auf das Geistige anwenden. Die Leute kaufen nur Gedanken, die sie gebrauchen können.
Auch ein Nachruf: Gestorben ist der Mann! Nie werd‘ ich ihn vergessen: Man hat bei ihm so viel, und ach! so gut gegessen!
Für den Weltmenschen, der die Leute in seiner Umgebung für seine Zwecke ausnützt, ist die Menschenkenntnis eine lustige Wissenschaft; für einen, der selbstlos wirken will, eine vornehmlich traurige, falls er es nicht lernt, die Sache humoristisch aufzufassen.
Bestes Mittel Bist du dem Feind selbst mild gesinnt, Verfliegt oft Haß, wie Rauch im Wind.
Wer in einem schwankenden Menschen den Glauben erweckt, daß man an seine Kraft zum Guten unbedingt glaube, der kann ihm Kraft einflößen.
Die Leute, die mit Donnerworten jede Autorität im Himmel und auf Erden leugnen, nehmen innerlich eine aus: die ihrige.
Die Kraft, um in der Gemeinschaft zu wirken, läßt sich nur in der Einsamkeit gewinnen.
Unser Wissen lastet oft wie Schutt auf unseren Seelen, so daß die Saat des Gemüts erstickt wird.
Wenn ein Geschichtsschreiber der Zukunft unseren Mangel an tiefer, staatlicher Einsicht wird kennzeichnen wollen, dann kann er sich mit dem Ausspruch begnügen: Alles ist durch Mehrheiten entschieden worden, in denen der Esel ebensoviel gegolten hat wie der weiseste Mann, zwei Esel aber mehr als er.
Eine Klippe Wenn einer je als Dichter will Genügen seiner Sendung, Der meide wie ein tötend Gift Gemütsverschwendung.
Es ist begreiflich, daß Verleumder ihren Schmutz nach dem Reinen schleudern. Würfen sie ihn nach dem Schmutzigen, dann würden sie ja nicht einmal bemerken, ob er das Ziel getroffen hat.
Weißt du, woran sich echter Stolz am besten erkennen läßt? Er ist frei vom Neide.
Wer in das Ich sich spinnt hinein, dem wird das Du ein Rätsel sein.
Ehre ist ein merkwürdiges Ding. Man kann davon in der Mehrzahl viel besitzen und in der Einzahl nichts.
Frau Gegenwart ist in gesegneten Umständen. Nur weiß man noch nicht, ob sie eines frischen Kindes oder eines Ogers genesen werde. Es ist gut, sich mit beiden Möglichkeiten vertraut zu machen.
Gut kann man geboren sein, gütig aber wird man.
Für jeden, der es nicht lernt, ichlos zu lieben, muß da Leben einmal finster werden. Im Licht wandelt nur, wer aus Gotteinheit heraus liebt.
Die meisten Menschen bieten uns oft nur Ichsucht für unsere Liebe und wundern sich dann, wenn unser verarmtes Herz plötzlich die Zahlungen einstellt, über unsere Gemütskälte.
Es leidet, wer neidet.
Es ist kein Verdienst, weise zu sprechen, wenn man nicht mehr die Kraft besitzt, unweise zu handeln.
Was ein anderer errungen hat, schreiben wir meistens dem Glück zu, was wir erringen, dem Verdienst.
Man sollte seine Meinungen stets mit dem Vorbehalt vertreten: „Vielleicht habe ich recht.“ Man bliebe dadurch bewahrt, das Recht der Andersdenkenden zu verletzen.
Der gewöhnliche Protze, der mit Gold prahlt, ist unleidlich; unleidlicher ist der Überzeugungsprotze, der uns jeden Augenblick mit seiner Gesinnungstreue in das Gesicht springt; am unleidlichsten aber der Wissensprotze, der über jede fremde Meinung mit spöttischem Mitleid lächelt.
Wie geht es Ihnen? Ich sah Sie lange nicht. Recht gut, zu dienen Ich sah sie lange nicht.
Wenn zwei Notwendigkeiten mit den Köpfen zusammenstoßen, so gibt es einen Funken – die Menschen nennen ihn „Zufall“.
Der ungesprochene Gedanke ist wirksamer als der gesprochene, der gesprochene wirksamer als der geschriebene, der geschriebene wirksamer als der gedruckte.
Der Menge stets zu schmeicheln, ist ein Zeichen von niedriger Gesinnung; ihr stets grobe Wahrheiten zu sagen, spricht für Hochmut und Lieblosigkeit.
Zerrissen Es kann ein Ganzes werden nie dein Wissen, Wenn Du im tiefsten Sein bist selbst zerrissen.
Die Menge hat Arme – doch es fehlt ihr das Haupt. Ein Thor nur und Schwärmer es anders glaubt.
Wer echten Glücks ist wert, Der strebt nicht erst nach Glück, Er hat ja schon davon Das allergrößte Stück.