Otto von Leixner Zitate
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Sich selbst belächeln ist ein Heilmittel. So kann Selbstspott zum weisen Hofnarren des Königs Gewissen werden.
Willst du jemanden trösten, so mußt Du aus seinem Wesen heraus eine Gegenkraft entwickeln, damit er selbst sich trösten kann.
Man spricht heute oft vom „Herdeninstinkt“ der Menschen. Wäre man nun folgerichtig im Denken, so müßte man auch zugeben, daß die Zahl der Hirten, also der Herrscher und Führer, nur eine kleine sein könne. Im Gegenteil aber lehrt man, daß jedes Schaf das Recht habe, Hirt zu sein.
Sehr große Offenheit kann ein Zeichen sowohl für bedeutende Kraft und Sicherheit, wie für haltlose Schwäche sein. Das gleiche gilt für Verschlossenheit, denn auch sie kann sich mit Kraft und Schwäche verbinden.
Reisen ist oft nichts anderes, als die Flucht vor sich selbst. Aber das Ich holt dich immer ein.
Ein ungestörtes Glück verlangen, Heißt Mondeslicht mit Netzen fangen, Den Sonnenstrahl mit Ketten fesseln Und Rosen fordern von den Nesseln.
Wenn alle Männer und Weiber unserer Zeit so wären, wie sie in den Werken verschiedener modischer Roman- und Schauspielschreiber geschildert sind, dann könnten nur eine allgemeine Pest und eine Neuschöpfung des Menschengeschlechts die Verhältnisse bessern.
Echte Dummheit ist eine unheilbare Krankheit.
Brauch der Weltleute Daß manche Herzen, ach! Zu wärmen gar nicht taugen! Sie können nur in sich Die fremde Wärme saugen.
Willst du recht zu Hause sein, Kehre bei dir selber ein.
Ein schönes Antlitz ist oft mit einem Empfehlungsbrief verglichen worden. Es ist auch einer, aber ein versiegelter. Man muß erst den Umschlag entfernen und dann zu lesen verstehen.
Die Verräter unseres Innern sind Augen, Mundwinkel, Nasenflügel und Fingerspitzen. Bei jedem Menschen ein anderer dieser Teile. Welcher – das lehrt andauernde Beobachtung.
Die reinere sittliche Einsicht, die wir auf höheren Stufen der Entwicklung gewinnen, spricht das herbste Urteil über jede Sünde, die wir auf der niedrigen begangen haben. So erwächst uns im eigenen Innern das Selbst als Richter des Ichs.
Nach einer Erkenntnis können wir wohl streben, aber sie erreichen ist uns versagt. Voll besitzen können wir aber eins: die Liebe.
Der gewöhnliche Schriftsteller ist ein Mensch, der Dinge aufschreibt, die anderen eingefallen sind.
Alles Erdenglück erschöpft sich, nur nicht das Glück eines warmen Herzens, das Mitleid und Mitfreude versteht.
Furchtsamkeit ist das beste Mittel, um aus kleinen Gefahren große zu machen. Oft gewinnt der Feind erst Mut, wenn er die Feigheit des Gegners wahrnimmt.
Ergebnis Gar vieler Menschen Leben hat Ein jämmerliches Resultat: Sie mußten übermenschlich leiden, Um sich zu nähren und zu kleiden.
Es nennt „Charakter“ sich so mancher Narr, Der in der Blüte schon geworden starr; Von dem wird dann als „Renegat“ behandelt, Wer sich indessen hat zur Frucht gewandelt.
Der nun halb verflossene Naturalismus war eine Circe: Er hat manche Schriftsteller in Schweine verwandelt.
Und Ich und Du, und Du und Ich: Das haßt, verfolgt und peinigt sich – Und leider wird dann unterdessen Gar oft so ganz das Wir vergessen.
Man beurteilt jene Menschen am richtigsten, von denen man nichts verlangt. Man erkennt die Welt am besten, wenn man sie wunschlos betrachtet, das Göttliche aber nur dann, wenn man sich aus tiefster Seele danach sehnt.
In der Einsamkeit tugendhaft zu sein, ist ein Kinderspiel. Solche Tugend ist vorgestellte Kraft – sie hebt keine Lasten.
Die meisten Menschen haben den Mittelpunkt ihres Lebens außerhalb ihres Selbst. Es gelingt ihnen nicht, um die eigene Mitte zu schwingen. Die ganze Bewegung ihres Lebens ist ein Mitgerissensein.
Die Bildung unseres Kopfes eilt oft der Bildung unseres Herzens so weit voran, daß beide sich niemals im Leben zu gemeinsamer Arbeit vereinen können.
Kannst du nicht, was du aus reinem Geiste willst, so adle, was du mußt.
Vermische in Deinem inneren Leben nicht sittliche Gefühle mit ästhetischen Empfindungen. Es gibt auch darin Meister. Sie glauben, sich alles verzeihen zu können, wenn sie schön sündigen.
Die Frau, die gern das Haus verläßt, Trägt mit hinaus des Glückes Rest.
Schlechtes Gewissen macht feige oder frech.
Es giebt nichts Weibischeres, als Männer, die mit selbstgefälligem Lächeln ihrem Geist von Frauen den Hof machen lassen. Dabei sehen selbst bedeutende Leute wie Gecken aus.
Viele sagen die Wahrheit nur dann, wenn sie eine Bosheit damit verknüpfen können.
Stell einen alten Schuh auf einen köstlichen Untersatz – die Welt wird ihn als eine Seltenheit anstaunen.
Das Vorgeschaffene nachzuschaffen, ist das Geheimnis des Kunstgenusses; flüssig war das nun vor uns feststehende Bildwerk oder Gemälde, als es entstand; wir müssen dieses Feste nun gleichsam neu werden lassen, es flüssig machen im Feuer unseres Gefühls. Dazu aber bedarf es der Sammlung.
Mehr als Frieden in sich kann auch der Größte nicht erreichen.
Blüte und Kind Zwei Dinge hier auf Erden Zum Weinen traurig sind: Vom Wurm zerstörte Blüte Und ein verderbtes Kind.
Wenn einer, der deinem Herzen nahe steht, einen teuren Menschen durch den Tod verloren hat, so tröste ihn nicht, sondern liebe ihn mit doppelter Kraft.
Schwache Menschen werden sehr selten stark, wohl aber können sie hart werden.
Nur gemütsarme Zeiten sind sehr witzig.
Mancher Philosoph gleicht einer Spinne, die gar künstliche Netze webt. Wer sich darin verfängt, dem saugt sie das Blut aus und läßt nichts zurück wie die Hülle des abstrakten Verstandes.
Arbeite treu! Und die Hälfte der dir bestimmten Leiden geht wie blind an dir vorüber.
Unglücklich, wer niemals im Leben mußte. Er wird nie wahrhaft wollen lernen.
Die Albernheit des Standesdünkels hat es sehr bequem, hochmütig zu sein. In beneidenswerter Ahnungslosigkeit weiß sie nicht, daß sie in allem, was den höheren Menschen bildet, eine Null ist.
Viel Einbildungskraft, heißes Blut und schwacher Wille, das ist eine der gefährlichsten Mischungen von Eigenschaften.
Wer sich einer Sippe (Partei) zugesellt, legt meist seinen Geistesaugen Scheuklappen an.
Man hört so oft von jungen Menschen den Ausspruch, sie könnten nur glücklich sein, wenn man sie sich aus ihrer Natur frei entwickeln lasse. Aber wie selten sind die Meschen, die schon vor den Jahren der Reife ihre echte Natur kennen!
Wenn es den Menschen treibt, seinen Leidenschaften nachzugehen, weil er zu schwach ist, sie zu beherrschen, so erfindet er eine Weltanschauung, in der die Schwäche als Heldentum erscheint.
Nichts enthüllt so sehr die Tiefe einer Mädchenseele, als die Art, wie sie eine Täuschung ihres liebenden Herzens trägt.
Keine Insel ist von so vielen Klippen und Untiefen umgeben wie die des Glücks. Nur Ruhe steuert hindurch.
Du hast gelitten – was willst du klagen? Du leidest heute – warum verzagen? Das Heut wird Gestern, wie schwer es sei – Denn Tag und Nacht, sie gehn vorbei.
Mein Freund, das Eine sollst Du nie vergessen: Fließt’s nicht von selbst, dann hüte Dich zu pressen!