Oswald Spengler Zitate
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Nun, wenn durch mein ganzes Leben ein unstillbarer Hunger nach Sonne, Schönheit, Milde geht, so kommt es wohl daher, daß in dieser Gemeinschaft einander nicht verstehender Menschen, die ich „Elternhaus nennen mußte, kein Maß davon zu finden war.
Erkennen ist eine Illusion.
Durch das Geld vernichtet die Demokratie sich selbst, nachdem das Geld die Freiheit vernichtet hat.
Alles, was existiert, muß einen Namen tragen. Was nicht benannt ist, existiert nicht für den frühen Menschen.
Ethik ist Lebensstil, Gestalt und innere Form des Sichverhaltens.
Was ist Wahrheit? – Drei Wochen Pressearbeit, und alle Welt hat die Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind so lange unwiderleglich, als Geld vorhanden ist, sie ununterbrochen zu wiederholen.
Moral negiert, besteht in Verboten, Ethik ist positiv, sie gibt Haltung. Wer den Instinkt dafür nicht hat, ist niedrig.
Pflicht ist das Recht anderer auf uns.
Zahlen sind Symbole des Vergänglichen.
Amor fati stellt sich dem Schicksal und besiegt es. Tapferer Pessimismus.
Alle großen Erfolge staatsmännischer Kunst und kluger Volksinstinkte waren das Ergebnis kühlen Erwägens, langen Schweigens und Wartens, harter Selbstbeherrschung und vor allem eines grundsätzlichen Verzichtes auf Rausch und Szenen.
Recht haben ist ein Ausdruck von Macht.
Der Geist denkt, das Geld lenkt: so ist es die Ordnung aller ausgehenden Kulturen, seit die große Stadt Herr über den Rest geworden ist.
Individualismus entwickelt sich aus dem Angriff, kämpfende Mikrokosmen im Makrokosmos sind Individuen.
Zeit ist ein Geheimnis, eine Urfrage ohne Antwort.
Was man nicht an sich selbst erlebt, erlebt man auch nicht an anderen.
Man erschrickt nur vor Drohungen; mit vollendeten Tatsachen findet sich der Mensch schnell ab.
Optimismus ist Feigheit.
Demokratie und Plutokratie sind gleichbedeutend. Sie verhalten sich wie der Wunsch zur Wirklichkeit, wie Theorie zur Praxis, wie Erkenntnis zu Erfolg.
Das Weib als Mutter ist, der Mann als Krieger und Politiker macht Geschichte.
Der Bauer ist der ewige Mensch, unabhängig von aller Kultur, die in den Städten nistet. Er geht ihr voraus, er überlebt sie, dumpf und von Geschlecht zu Geschlecht sich fortzeugend.
Der Darwinistische Versuch, die Entstehung höherer Organe als Ergebnis der Zuchtwahl zu erklären, ist albern. Tiere gebrauchen die Körperformen, die einmal da sind.
Leben ist Tun und Leiden. Je wissender der Mensch, desto tiefer sein seelisches Leid.
Erfahrung bedeutet ursprünglich immer schlechte Erfahrung.
Natur sollte man wissenschaftlich behandeln. Über Geschichte soll man dichten.
Charakter: die Farbe der Ereignisse bestimmende Beschaffenheit des Ich.
Alles Bedeutende im Strom des Lebens ist durch Sieg und Niederlage entstanden.
Das Leben, die Welt hat keinen „Zweck“: Zweck ist nur die Form menschlichen Denkens, nichts Wirkliches. Es gibt keinen „Sinn der Menschheit“ oder des Lebens, keinen moralischen Zweck [des Ganzen].
Die Schrift ist das große Symbol der Ferne, also nicht nur der Weite, sondern auch und vor allem der Dauer, der Zukunft, des Willens zur Ewigkeit.
Das Leben wird ursprünglich als Wir erlebt, als Sippe, Horde etc. Der Einzelne fühlt sich kaum als Individuum.
Die Dummheit einer Theorie war nie ein Hindernis für ihre Wirkung.
Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen, aber die, das Notwendige zu tun oder nichts.
Kulturgefühle soll man nicht in das Bild der Natur hineintragen.
Es ist selten, daß ein Mensch weiß, was er eigentlich glaubt.
Das Leben ist nicht in der Katze, sondern die Katze ist Leben.
Menschengeschichte ist die Wandlung der Lebenseinheit „Mensch“ auf dem Hintergrund der Wandlung der Welt.
Was Schicksal ist, läßt sich nicht definieren, nur sehend erleben.
Dauerndes Glück ist Langeweile.
Genau gesagt, baut nicht diese Schwalbe ihr Nest, sondern die Art tut es in ihr. Das Einzelwesen ist nur Organ des Gesamtwesens.
Lebe selbst so, daß dein Leben das Menschenleben überhaupt wertvoll erscheinen läßt.
Der Verstand stellt Probleme, das Leben löst sie. Alle Verstandeslösungen sind Unsinn.
Charakter ist Verwirklichung der Idee, der inneren Form, des einmaligen So-Seins jedes Einzelwesens.
Das Erkennen mehrt das Unerkannte.
Cogito, ergo sum. Das ist willkürlich: auch wenn ich nicht denke, bin ich.
Form ist Grenze.
Die privaten Mächte der Wirtschaft wollen freie Bahn für ihre Eroberung großer Vermögen. Keine Gesetzgebung soll ihnen im Wege stehen. Sie wollen die Gesetze machen, in ihrem Interesse, und sie bedienen sich dazu ihres selbstgeschaffenen Werkzeugs, der Demokratie, der bezahlten Partei.
Demokratie ist die politische Form, in welcher von dem Bauern die Weltanschauung des Stadtmenschen gefordert wird.
Jedes gewachsene Recht ist das Ergebnis von Pflichten.
Rasse, die man hat, nicht eine Rasse, zu der man gehört. Das eine ist Ethos, das andere Zoologie.
Glaube ist Glaube an Unsichtbares. Wissen ist Glaube an Sichtbares.