Novalis Zitate
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Leben ist der Anfang des Todes. Das Leben ist um des Todes willen.
Kontraste sind inverse Ähnlichkeiten.
Jedes Geschäft muß künstlerisch behandelt werden, wenn es sicher und dauernd und durchaus zweckmäßig gelingen soll.
Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.
Das Leben eines gebildeten Menschen sollte mit Musik und Nicht-Musik schlechthin so abwechseln wie mit Schlaf und Wachen.
Überhaupt können die Dichter nicht genug von den Musikern und Malern lernen.
Neigungen zu haben und sie zu beherrschen, ist rühmlicher als Neigungen zu meiden.
Nach Innen geht der geheimnißvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
Es gibt nur einen Tempel in der Welt, und das ist der menschliche Körper. Nichts ist heiliger als diese hohe Gestalt. Das Bücken vor Menschen ist eine Huldigung dieser Offenbarung im Fleisch.
Es ist doch keine größere Freude, als alles zu verstehen, überall zu Hause zu sein, von allem Bescheid zu wissen, überall sich helfen zu können.
Muss immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt?
Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht.
Bosheit ist nichts als eine Gemüthskrankheit, die in der Vernunft ihren Sitz hat – und daher so hartnäckig und nur durch ein Wunder zu heilen ist.
Alle Kraft ist eine Funktion von Zeit und Raum.
Niemals verdirbt jemand mit fröhlichem Herzen.
Es waren schöne glänzende Zeiten, wo Europa ein christliches Land war, eine Christenheit diesen menschlich gestalteten Erdteil bewohnte.
Du hast so viele Lieben um dich und genießest so wenig ihre Liebe.
Der Geist führt einen ewigen Selbstbeweis.
Die Träume haben sehr viel zur Kultur und Bildung der Menschheit beigetragen; daher mit Recht das ehemalige große Ansehn der Träume.
Das Herz ist der Schlüssel der Welt und des Lebens.
Jede Wissenschaft hat ihren Gott, der zugleich ihr Ziel ist.
Sprechen und Hören ist Befruchten und Empfangen.
Der Weg zur Ruhe geht nur durch den Tempel (das Gebiet) der allumfassenden Tätigkeit.
Je bornierter ein System ist, desto mehr wird es den Weltklugen gefallen. So hat das System der Materialisten, die Lehre des Helvetius und auch Locke den Beifall unter dieser Klasse erhalten. So wird Kant jetzt noch immer mehr Anhänger finden als Fichte.
Sicher ist, daß jegliche persönliche Überzeugung sofort unermeßliche Ausmaße annimmt, sobald sich ein zweites menschliches Wesen findet, das sich dieser Idee anschließt.
Wo Phantasie und Urteilskraft sich berühren, entsteht Witz; wo sich Vernunft und Willkür paaren, Humor.
Irrtum ist das notwendige Instrument der Wahrheit.
Man steht mit der Natur gerade in so unbegreiflich verschiedenen Verhältnissen, wie mit den Menschen.
Gemeinschaft, Pluralismus ist unser innerstes Wesen; und vielleicht hat jeder Mensch einen eigentümlichen Anteil an dem, was ich denke und tue, und so ich an den Gedanken anderer Menschen.
Wer zu alt zum Schwärmen ist, vermeide doch jugendliche Zusammenkünfte.
Wer gegen seine Überzeugung handelt, verrät die Wahrheit, verrät sich selbst.
Es gibt nur Eine Tugend – den reinen, ernsten Willen, der im Augenblick der Entscheidung unmittelbar sich entschließt und wählt.
Die christliche Religion geht vom gemeinen Mann aus. Sie beseelt die große Majorität der Beschränkten auf Erden. – Es ist das Licht, was in der Dunkelheit zu glänzen anfängt. – Sie ist der Keim alles Demokratismus, die höchste Tatsache der Popularität.
Nerven sind höhere Wurzeln der Sinne.
Jeder ist entsprossen aus einem uralten Königsstamm. Aber wie wenige tragen noch das Gepräge dieser Abkunft?
Ein natürlicher, musterhafter Mensch ist ein Dichtertraum.
Es ist mit dem Volke wie mit den Weibern. Es hat für alles Leidenschaft, was seine Aufmerksamkeit an sich zieht.
Man muß sich mit Sprechen begnügen, wenn man nicht singen kann.
Wer die Wahrheit verrät, verrät sich selber. Es ist hier nicht die Rede vom Lügen, sondern vom Handeln gegen die Überzeugung.
Die Musik hat viel Ähnlichkeit mit der Algeber.
Nur ein Künstler kann den Sinn des Lebens erraten.
Das willkürliche Vorurteil ist, daß dem Menschen das Vermögen außer sich zu sein, mit Bewußtsein jenseits der Dinge zu sein, versagt sei. Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein übersinnliches Wesen zu sein. Ohne dies wäre er nicht Weltbürger, er wäre ein Tier.
Es ist seltsam, daß in einer guten Erzählung allemal etwas Heimliches ist – etwas Unbegreifliches. Die Geschichte scheint noch uneröffnete Augen in uns zu berühren – und wir stehn in einer ganz andern Welt, wenn wir aus ihrem Gebiete zurückkommen.
Alle Ängstlichkeit kommt vom Teufel. Der Mut und die Freundlichkeit ist von Gott.
Je länger der Mensch Kind bleibt, desto älter wird er.
Sonderbar, daß der eigentliche Grund der Grausamkeit Wollust ist.
Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause.
Die Moral sagt schlechthin nichts Bestimmtes – sie ist das Gewissen, eine bloße Richterin ohne Gesetz.
Die Ehe bezeichnet eine neue, höhere Epoche der Liebe: die gesellige, die Zwangs-Liebe, die lebendige Liebe. Die Philosophie entsteht mit der Ehe.
Der echte Anfang ist Naturpoesie. Das Ende ist der zweite Anfang – und ist Kunstpoesie.