Nikolaus Cybinski Zitate
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Es gibt liebe Menschen, die machen immer bessere Miene, je böser das Spiel wird.
Bestimmt wäre es für die Staaten besser, sie hätten einen Kopf und kein Oberhaupt.
Ob es die Vorsilbe „un“ überhaupt nicht stört, wenn sich zum Beispiel „Recht“ und „Schuld“ gleichermaßen an sie hängen?
Kommt die Leichtigkeit der Sprache, die wir bei früheren Autoren oft bewundern, vielleicht daher, weil sie mit Federn schrieben?
Aussegnung: Ein Kreuz über den Sarg, darin eine pastoral wertberichtigte Leiche, versandfertig für die Ewigkeit und freigemacht mit einem kräftigen Amen!
An manchen Tagen füllt meine Seriosität jedes Bierglas.
Es ist das doppelte Glück des Lebens in der Provinz, daß die Kraft, die die Heimeligkeit verlogen macht, immer wieder stark genug ist, die Verlogenheit heimelig zu machen.
Der Erfolg zählt. Die Misserfolge werden gezählt.
Dem deutschen Wald hilft nur eine deutsche Lösung. Die Kraft, die wir jetzt nicht aufbringen, ihn zu retten, machen wir später frei für die Trauerarbeit.
Ich arbeite, also bin ich.
Es gehört zu den Mysterien meines Christseins, daß mein Glaube immer schwächer wird und die Kirchensteuer laufend höher.
Weiß einer, warum wir die Kirche im Dorf lassen sollen, wenn das Dorf nicht mehr in der Kirche ist?
Wir lesen im Alter unsere frühen Liebesbriefe nicht mehr, aber wir zehren noch davon.
Manche Druckfehler sind derart göttlich, daß sie keinesfalls vom Teufel stammen können.
Argumentierend verbiegen wir die Welt, damit sie uns widerstandslos zur Rechtfertigung unserer Argumente dient. Derart verbogen haben wir auch keine Angst mehr vor der Objektivität.
In diesem Lande ist das Leben lustig. Wohin du schaust: lachende Dritte.
Woran könnte es liegen, dass es bei uns zwar schreiendes Unrecht gibt, aber kein schreiendes Recht?
Er war längst liquidiert. Seine Daten blieben geschützt.
„Zusammentrommeln“ zum Beispiel. An so manchen deutschen Verben lassen sich die Schmauchspuren der Vergangenheit periodisch immer wieder nachweisen.
Am Grabe der Katze wird die Trauer des Bauern zur Freude der Mäuse. Die Welt ist oftmals gerechter, als uns lieb ist.
Manchmal dient es gewiß der Wahrheitsfindung, daß wir von einem Menschen nur dessen ehrliche Haut sehen.
Auch das gehört zum Fluch unseres Nichtvergessendürfens, daß uns die falschen Erinnerungen bleiben.
Falls wir begriffen, daß das menschliche Glück die endlichste Ressource ist, die wir auf Erden haben, wären wir vielleicht auch bereit, die anderen Schätze der Welt sorgsam zu behandeln.
Wer ich bin, ist mir in Jahrzehnten in etwa klar geworden. Nur seit das @ sich an meinen Namen klammert, ist alles wieder unklar.
Ach, manchmal übermannte es sie einfach. Das waren die Augenblicke, wo sie ganz Frau wurde –
Ein Mensch mit drei Armen ist eine biologische Abnormität. Dass wir mehrere Gesichter haben, gilt indessen als völlig normal.
Geld ist nicht alles, keiner weiß das besser als die Vermögenden.
Es gibt Augenblicke, da fühlt mein Kopf und das Herz denkt.
Am Ende sind wir doch die Esel, die wir nie sein wollten, und tragen die Altlast unseres Lebens zu Grabe.
Die professionellen Virtuosen des kollektiven Bewusstseins nennt der Volksmund bewundernd Individualisten.
Auch eine Art Dialektik der Aufklärung: An den Computern Dunkelmänner.
Das Lachen ist uns vergangen. Zu weinen haben wir nicht gelernt. Bleibt uns die Ausdruckslosigkeit als Lebensäußerung.
Das ist das Schöne an den Soziologen: sie sind soziologisch erklärbar.
Was hat die Labormaus davon, dass die Wissenschaftler für die Menschenrechte sind?
Bei manchen Menschen sieht Gott es möglicherweise lieber, daß sie zweifeln, statt zu glauben.
Es gibt Trauer, die tränenlos ist, wie es Heiterkeit gibt ohne Lächeln.
Es gibt Tage, da bestärkt das Aufheulen der Motorsäge der Waldarbeiter mein Heimatgefühl mehr als das Gemuhe der Kühe auf den Weideflächen.
Der Krieg ist ausgebrochen! Und kaum einer fragt: Wer hat die Käfigtür aufgemacht?
Das ist das Unbegreifliche an den Psychoanalytikern: was sie nicht an den Haaren herbeiziehen können, holen sie aus der Seele.
Eingedenk des oft modischen Zeugs, das die Kids heute fürs Leben lernen, wäre zu überlegen, ob sie nicht dieses und jenes wieder für die Schule lernen sollten.
Bis heute weiß keiner, was das ist: ein Ding der Unmöglichkeit. Es uns endlich zu sagen, könnte der letzte große Beitrag der deutschen Sprache zur Philosophie der Welt werden.
Nach aller Metaphysik: Ein deutscher beamteter Philosophieprofessor in seinem Okalhaus darüber nachdenkend, wieviele Gemeinplätze er steuerlich absetzen kann.
Einsamkeit: Nicht die Gewißheit, daß keiner schreibt; der täglich leere Briefkasten.
O die Glücklichen, die es immer nur an den Rand der Verzweifelung treibt!
Wie oft verschanzen wir uns hinter Sachzwängen, wo wir nicht den Mut haben, unsere Brutalität offen zu bekennen.
Zuletzt werden wir alle Vegetarier und zehren von den Körnchen Wahrheit, die in unseren Lebenslügen stecken.
Es ist jedesmal ein großer Unterschied, ob etwas in gutem Deutsch oder auf gut Deutsch gesagt wird.