Michel Tournier Zitate
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Die Frauen müssen kämpfen, dass ihnen ebenso wie den Männern das Recht auf Hässlichkeit zugestanden wird.
Wer zu tief in die Geheimnisse der göttlichen Majestät eindringt, wird von ihrer Herrlichkeit zermalmt.
Das Gute und das Böse sind immer nah beisammen.
In den gröbsten Ausdrücken alles sagen kann ich nur einem Wesen, dessen Intelligenz und Großzügigkeit ohne Grenzen ist, also Gott allein.
Was Gott am wenigstens verzeihe, sei Mitleid mit denen, die verdammt sind.
Die verbindliche Außenseite ersetzte ihm die Moral, und wenn die Wirklichkeit diese schöne Kulisse durcheinander brachte oder gar zerstörte, blieb in ihm nur der Hass.
Deutschland ist das Land meiner Träume, es macht mich krank und wieder gesund.
Schuf Ehe nicht eine Art Verwandtschaft zwischen den Gatten und entsprach der, die Geschwister verbindet?
Über Qualität lässt sich streiten. Quantität hingegen ist erbarmungslos.
Lachen ist einfach das Zeichen, dass das Absolute in der Nähe ist.
Die Menschen sind so beschaffen, dass sie Mittel und Wege finden, um die, die sie lieben und auf die sie stolz sind, noch mehr leiden zu lassen, als andere, die sie verabscheuen oder verachten.
Noch ein Zug, der dem Bild der Armen hinzuzufügen ist: die instinktive Neigung, nach Rasse, Herkunft, ja sogar nach dem Beruf Gruppen zu bilden, die immerfort nichts voneinander wissen wollen und sich nur hassen.
Wenn es gilt Einsamkeit zu brechen, geht nichts über den Sexus.
Ein Amt mit dem er zufrieden war, das ihm aber allmählich nicht mehr genügt – ein Ehrgeiz, den er sich nicht einzugestehen wagte, denn er ist bei Hof nicht gestattet. Jeder hat sich damit zu bescheiden, zu gehorchen.
Die Allerschwächsten von den Leuten, mit denen ich rede, sind am gierigsten auf Märchen und Lügen aus. Denen muss man alles zurechtschminken, den damit hilft man ihnen zu leben.
Ein Fernglas ist ein indiskretes Instrument.
Die wachsende Vereinsamung ist der gefährlichste wunde Punkt des heutigen abendländischen Menschen.
Habgier ist tausendmal weniger mörderisch als Fanatismus.
Jedes Volk beruft sich auf die Qualitäten, die es am wenigsten besitzt.
Wer viel getrennt ist, hat sich nichts mehr zu sagen.
Glaube ist eine Sache des Herzens, nicht äußerer Gesten.
Ich habe immer gedacht, das schlimmste sei, wenn man körperlich hinfällig ist. Aber das allerschlimmste, und das wußte ich früher nicht, ist, wenn die Freunde sterben.
Nun verdirbt eben die Macht den Charakter.
Militärdienst bedeutet eine zwangsweise eingelegte Erholungspause, völlig neuen, sinnlosen Aufgaben gewidmet, anstelle von Moral und Anstand von künstlichen, albernen Disziplinregeln beherrscht, aber vor allem, bar jedes Verantwortungsgefühls und jeder Sorge um das Morgen ledig.
Existieren heißt, sich dem Schmutz auszusetzen.
Sie ist hart, die Schule der Freiheit.
Die Beziehung eines Mannes zum Geld sind ebenso vielschichtig und tiefgehend wie die Beziehungen, die er zu Gott, zum eigenen Körper, zu seiner Frau, zu seiner Mutter und so weiter zu haben vermag.
Die Gewalt, die den Deutschen durch die Spaltung ihres Landes angetan wurde, konnte nicht ewig dauern.
Napoleon war der Hitler seiner Zeit.
Eine winzige Geste der Freundschaft in einer elenden Menschenwelt, in der täglich erhabene und entsetzliche Taten geschehen. Ein flüchtiger Schimmer Liebe in einem Dasein der Bitternis, Ein Augenblick der Gnade in einer erbarmungslosen Welt.
Gegen die Wut der Elemente kann man nichts tun. Also tut man auch nichts. Man überlässt alles dem Schicksal.
Die Wiedervereinigung der Deutschen wird kommen.
Der höchste Grad von Liebe und Hass ist zum Verwechseln ähnlich.
Ich schreibe, so gut ich kann. Mit einem Ideal von Einfachheit, Tiefe, Klarheit und Nähe am Konkreten. Ein sehr hohes Ideal, dem ich mich nur sehr selten nähere.
Armut ist die Mutter aller Laster.
Kleider machen einem zum Menschen. Ein nackter Mensch ist eine Larve, ohne Würde, ohne Aufgabe, ohne Platz in der Gesellschaft.
Einsamkeit ist ein zerbrechlich Ding und altert schnell.
Es wäre verrückt und tieftraurig, wenn die DDR restlos von der BRD verschluckt würde und es schließlich nur noch eine größere BRD gäbe.
Grass ist nicht nur ein großer Schriftsteller, er ist auch eine Persönlichkeit, und das ist selten bei Schriftstellern.
Die tiefste Erniedrigung ist ein Zustand, der sich der Erniedrigung so weit angepasst hat, dass jede Besserung unmöglich ist.
Genusssucht und Begehrlichkeit sind immer noch eine Form das Leben zu lieben, tiefstehende, aber gesunde Lebensweisen.
Es ist schwer Mensch zu bleiben, wenn niemand einem dabei hilft.
Man muss sich jetzt mit Asche bestreuen und ein großes Messbuch vor sich hertragen. Und das ist nichts als Heuchelei, denn kaum ist das Messbuch geschlossen, zünden sie alle um die Wette dem Teufel eine Kerze an. Natürlich ohne den Schleier abzulegen oder die Soutane aufzuknöpfen.
Die Reichen sind wahrhaft unersättlich, sie wollen alles besitzen, sogar die Armut.
Die Macht lächerlich machen – das ist Rache.
Sie fielen um so grausamer übereinander her, je mehr sie einander liebten. Nachsicht bedeutete ihnen Gleichgültigkeit und Wohlwollen Verachtung.
Es gibt nichts Menschliches ohne Schöpfertum, aber jedes Schöpfertum stört.
Jede Macht ist konservativ. Fehlt ihr ein Gegengewicht, so erzeugt sie zwangsweise eine in sich festgefahrene Gesellschaft. In ihr ist zwischen den Menschen nichts Menschliches mehr, dass heißt nichts überraschend Neues, nichts Schöpferisches.
In einer Menschengruppe ist einer, der den anderen nicht gleicht, immer verhasst.
Königtum zusammen mit Armut ergibt eher einen Räuber als einen Bettler, doch haben König, Räuber und Bettler das eine gemeinsam, dass sie allesamt außerhalb der gewöhnlichen menschlichen Beziehungen stehen und nichts durch Arbeit erwerben.