Matthias Claudius Zitate
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Dann saget unterm Himmelszelt mein Herz mir in der Brust: Es gibt was Besser’s in der Welt als all ihr Schmerz und Lust. Ich werf mich auf mein Lager hin und liege lange wach. Ich suche es mit meinem Sinn und sehne mich danach.
Alle Sprüche und Wahrheiten sagen alles und sagen nichts, nehmen mit der einen Hand, was sie mit der anderen geben, und eben darum sind sie keine positiven Gesetze.
Die Herren Menschen könnten von dem Elefanten etwas lernen, und sollten, wenn sie sich doch ’nmal rächen wollten, ihren Rüssel, wie er, nur voll Wasser nehmen; das wäre nicht ganz geschenkt, und Arm‘ und Beine blieben ganz.
Die Unsterblichkeit, nach der wir Menschen streben, ist die meiste Zeit sehr sterblich.
Die Kirche hat es gar nicht mit dem Krieg oder dem Frieden zwischen den Menschen zu tun; die Kirche will den Frieden des Menschen mit seinem Gott.
Schmeichle niemand, und laß Dir nicht schmeicheln.
Ich kann nichts anderes aussinnen, als daß man selbst sein muß, was man die Kinder machen will. Ich habe auch, wenn man andere gut machen will, keinen anderen Rat, als daß man erst selbst gut sei.
Gehorche der Obrigkeit und lasse die anderen über sie streiten.
Demut ist der Grundstein des Guten… Mit jenem Sinn im Herzen kann der Mensch ein gutes Gewissen haben und ruhig abwarten, daß ihm vom Himmel gegeben werde, was sich der Mensch nicht nehmen kann.
Stehe Deiner Mutter bei und ehre sie, so lange sie lebt, und begrabe sie neben mir.
Stolz, Selbstsucht und Eigendünkel sind dem Glauben zuwider; er kann nicht hinein, weil das Faß schon voll ist.
Eigentlich sollte Schönheit unschuldig und Unschuld sollte schön sein, aber in der Welt sind es verschiedene Dinge.
All Fehd‘ ein Ende und rein Haus machen: das ist die Weisheit Gottes, welche die Edeln gelüstet zu schauen, die Weisen wissen und die Toren verachten. Edel ist also nicht gut; aber es ist darum edel und nichts Gemeines, und ihm gebührt Ehre und Achtung von jedermann, wo es sich sehen läßt.
Der urteilt und hält allemal zu hoch von seinem Landsee, wer noch nie das offene Meer gesehen hat.
Es ist etwas Rechtliches und Gutes darin, wenn ein Mensch von Scharfsinn und Talent, am rechten Ort, seine Einsicht aufgibt und für nichts achtet, um einer höhern zu huldigen, zu glauben, und zu vertrauen –
In dir ein edler Sklave ist, dem du die Freiheit schuldig bist.
Und man holt recht gut Luft, ohne zu wissen wie sie geholt werden muß und geholt wird.
Tue, was des Lohnes wert ist, und begehre keinen!
Wem das Gute selbst am Herzen liegt, der ist zufrieden, wenn es nur geschieht; wenn es seinen Gang geht; und er geht gerne hinter- oder nebenher. Wer es aber führen will, sieh, der will nur auf dem Bock sitzen; und wenn er das nicht soll, so läßt er den Wagen stehen und geht davon.
Ich denke daran, wenn wir nun in jener Welt sind, neben den schönen Jünglingen des Himmels, und da nun alle eines Sinnes sind: wie das so gut sein wird, und wie es uns dann Leid tun werde, daß wir hier so viel gezankt und vielleicht jemand unrecht getan haben.
Nichts Böses thun ist gut; nichts Böses wollen ist besser.
Schön rötlich die Kartoffeln sind und weiß wie Alabaster, Sie däun sich lieblich und geschwind und sind für Mann und Frau und Kind ein rechtes Magenpflaster.
Wer recht behält, wird von den meisten gelobt und angesehen, als ob er auch recht habe.
Der Mißbrauch, sollte man denken, setzt den rechten Gebrauch voraus, der Aberglauben den Glauben, die Abweichung von der Regel die Regeln.
Herr, laß mich zu dir finden im Gebet, daß ich mein Leben in der Tiefe schaue und meinen Teil zu deinem Tempel baue, der unvergänglich steht.
Kinder sind wahre Affen.
Es ist mit unserer Seele wie mit unserem Körper. Sie hat auch eine Zunge und hat einen Magen. Der Zunge gefällt das Bittere nicht, aber dem Magen ist es heilsam und gesund; und was den Magen verdirbt, gefällt der Zunge wohl.
Es gibt einige Freundschaften, die im Himmel beschlossen sind und auf Erden vollzogen werden.
Auch ist das Gefühl eigner Hülflosigkeit zu allen Zeiten das Wahrzeichen würklich großer Menschen gewesen, ist überdem ein feines Gefühl, und vielleicht der Hafen, aus dem man auslaufen muß um die Nordwestpassage zu entdecken.
In uns ist zweierlei Natur, Doch ein Gesetz für beide: Es geht durch Tod und Leiden nur Der Weg zur wahren Freude.
Sei rechtschaffen gegen jedermann, doch vertraue Dich schwerlich.
Ehre einen jeden nach seinem Stande, und laß ihn sich schämen, wenn er’s nicht verdient.
Du mußt deinen Freund mit allem was an ihm ist in deinen Arm und in deinen Schutz nehmen.
Der Adel besteht in der Stärke des Leibes bei Pferden, bei Menschen in guter Denkart.
Wolle nicht immer großmütig sein; aber gerecht sei immer.
Dazu bleiben wir nicht ewig unter den Sternen und unser Erdenleben ist nur eine kleine Strecke auf der ganzen Bahn unsrer Existenz.
Ich habe nicht umgesattelt, und suche, wie bisher, einfältig und bescheiden an die wahre Größe und den inwendigen Wohlstand des Menschen zu erinnern, daß sie ihrer gedenken, und zu rechter Zeit Hand anlegen.
Des Lebens höchste Offenbarung doch immer aus dem Herzen blüht.
Wohltaten, still und rein gegeben, sind Tote, die im Grabe leben, sind Blumen, die im Sturm bestehn, sind Sternlein, die nicht untergehn.
Den leeren Schlauch bläßt der Wind auf, Den leeren Kopf der Dünkel.
Der Mensch lebet nicht vom Brot allein, das die Gelehrten einbrocken; sondern ihn hungert noch nach etwas andern und Bessern, nach einem Wort das durch den Mund Gottes gehet.
Was im Hirn ist, das ist im Hirn; und Existenz ist die erste aller Eigenschaften.
Nicht die frömmelnden, aber die frommen Menschen achte, und gehe ihnen nach. Ein Mensch, der wahre Gottesfurcht im Herzen hat, ist wie die Sonne, die da scheinet und wärmt, wenn sie auch nicht redet.
Das erste Gesetz der Freundschaft soll doch sein, daß einer des anderen Freund sei. Das zweite ist, daß du’s von Herzen seiest und Gutes und Böses mit ihm teilest, wie’s vorkömmt. Drittens laß du deinen Freund nicht zweimal bitten!
Freiheit ist doch ein Wecker am Herzen, und ohne sie schläft der menschliche Wille ein wie eine alte Frau am Spinnrocken.
Wenn dir der Mensch vorkömmt, der sich so viel dünkt und so groß und breit dasteht, wende dich um und habe Mitleiden mit ihm. Wir sind nicht groß, und unser Glück ist, daß wir an etwas Größeres und Besseres glauben können.
Nimm Dich der Wahrheit an, wenn Du kannst, und laß Dich gerne ihrentwegen hassen; doch wisse, daß Deine Sache nicht die Sache der Wahrheit ist, und hüte, daß sie nicht ineinanderfließen, sonst hast Du Deinen Lohn dahin.
Greif nicht leicht in ein Wespennest. Doch wenn du greifst, so greife fest!
Es sind denn im Menschen die Ruinen eines großen, heiligen Wesens; und es gibt ein Glück für ihn, das der Rost und die Motten nicht fressen, und das die Welt mit aller ihrer Herrlichkeit nicht geben und mit all ihrem Trotz nicht nehmen kann. Wir sind unsterblich!
Lebt wohl. Und wißt, daß alles Quark ist – außer einem fröhlichen Herzen, das seiner bei aller Gelegenheit mächtig ist.