Mark Aurel Zitate
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Wie viele, die mit mir zugleich in die Welt gekommen, sind bereits wieder daraus geschieden.
Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast.
Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!
Gewöhne dich auch an Dinge, an deren Ausführbarkeit du anfangs verzweifelst. Faßt ja auch die linke Hand, obgleich sie aus Mangel an Übung gewöhnlich schwächer ist, dennoch die Zügel kräftiger als die rechte; denn hierzu wird sie beständig gebraucht.
Jede Mensch hat denselben Wert wie die Gegenstände seiner Bemühungen.
Lass die Einbildung schwinden, und es schwindet die Klage, dass man dir Böses getan.
Sie verachten einander und schmeicheln einander; sie wollen anderen den Rang ablaufen und kriechen doch voreinander.
Auch das Sterben ist ja eine von den Aufgaben unseres Lebens. Genug also, wenn du auch sie glücklich lösest, sobald sie dir vorgelegt wird.
Nur an einem ergötze dich und finde darin deinen Frieden: von einer Handlung der Menschenliebe zur anderen zu schreiten und dabei stets Gott im Herzen zu haben.
Der Mensch, der eine gute Tat vollbracht hat, soll nicht viel Aufhebens davon machen, sondern zu einer neuen schreiten.
Durch die Vernunft lebt der Mensch. Schreibe nie Lebenseigenschaften dem Körper – dem Gefäß zu, der diese innere Kraft in sich faßt. Die ganze Hülle des Menschen lebt nur durch diese Kraft der Vernunft; ohne diese ist sie wie das Schiffchen ohne den Weber, wie die Feder ohne den Schreiber.
Sorge nicht für die Zukunft! Wirst du sie ja doch, wenn es sein soll, einmal erreichen, mit derselben Vernunft ausgerüstet, die dir jetzt in der Gegenwart Dienste leistet.
Betrachte die ganze Natur, wovon du nur ein winziges Stücklein bist, und das ganze Zeitmaß von welchem nur ein kurzer und kleiner Abschnitt dir zugewiesen ist, und das Schicksal, wovon das deinige nur ein Bruchteil bildet.
Was nicht pflichtgemäß ist, das tue nicht; was nicht wahr ist, sage nicht; denn deine Willensrichtung ist ganz von dir abhängig.
Die Menschen sind um einander willen da. Belehre sie also (eines Besseren) oder ertrage sie.
Geh immer den kürzesten Weg. Der kürzeste Weg ist der naturgemäße, das heißt, in allen Reden und Handlungen der gesunden Vernunft folgen. Ein solcher Entschluß befreit dich von tausend Kümmernissen und Kämpfen, von jeder Verstellung und Eitelkeit.
Alles, was dir geschieht, ist dir aus der Ewigkeit vorausbestimmt. Jener große Zusammenhang von Ursache und Wirkung hat beides, dein Dasein und dieses dein Geschick, von Ewigkeit aufs innigste verwoben.
Man muß überhaupt mit manchen Verhältnissen zuvor bekannt sein, um über die Handlungsweise eines andern ein gegründetes Urteil abgeben zu können.
Die Welt ein ewiger Wechsel, das Leben ein Wahn!
Sokrates nannte die Meinungen der Menge Poltergeister, Schreckgestalten für Kinder.
Es ist sinnlos, dem Schicksal zu grollen; denn es nimmt keine Klagen an.
Vergiss nicht: Man benötigt nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen.
Was ist dein Beruf? Gut zu sein.
Was du bekommst, nimm ohne Stolz an, was du verlierst, gib ohne Trauer auf.
Der Schein ist ein furchtbarer Betrüger, und gerade wenn man glaubt, sich mit den allerbedeutendsten Dingen zu beschäftigen, bezaubert er am meisten.
Jenes ersten Grundsatzes eingedenk, werde ich mit nichts unzufrieden sein, was mir als einem Teile vom Ganzen zugeteilt wird; kann ja doch nichts dem Teile schädlich sein, was dem Ganzen zuträglich ist; denn das Ganze enthält nichts, was nicht ihm selbst zuträglich wäre.
Hat aber die Mißstimmung in deinem Seelenzustande ihren Grund, wer hindert dich, deine Ansichten zu berichtigen?
Verachtet mich jemand? Das ist seine Sache. Meine Sache aber ist es, nichts zu tun oder zu sagen, was Verachtung verdient. Haßt er mich, so ist das wieder seine Sache, die meinige dagegen, liebreich und wohlwollend gegen alle Menschen zu sein.
Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen: Er steht fest und dämpft die Wut der ihn umbrausenden Wogen.
Die Fähigkeit, glücklich zu leben, kommt aus einer Kraft, die der Seele innewohnt.
Lebe so, als müßtest du sofort Abschied vom Leben nehmen, als sei die Zeit, die dir geblieben ist, ein unerwartetes Geschenk.
Ergründe, wie die Dinge selber sind, indem du sie zerlegst in Stoff, Ursache, Zweck.
Die Welt ist ein einziges lebendiges Wesen, ein Weltstoff und eine Weltseele. In dieses Weltbewusstsein wird alles aufgenommen so wie alles aus ihm hervorgeht, so jedoch, dass von den Einzelwesen eines des anderen Mitursache ist und auch sonst die innigste Verknüpfung unter ihnen stattfindet.
Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt! Suche von den Dingen, die du hast, die besten aus und bedenke dann, wie eifrig du nach ihnen gesucht haben würdest, wenn du sie nicht hättest.
Jenes eilt ins Dasein, dieses aus dem Dasein, und von dem, was im Werden begriffen ist, ist manches bereits wieder verschwunden.
Kann mir jemand überzeugend dartun, daß ich nicht richtig urteile oder verfahre, so will ich’s mit Freuden anders machen. Suche ich ja nur die Wahrheit, sie, von der niemand je Schaden erlitten hat. Wohl aber erleidet derjenige Schaden, der auf seinem Irrtum und auf seiner Unwissenheit beharrt.
Die Natur steht niemals gegen die Kunst zurück, vielmehr sind die Künste Nachahmerinnen der Natur, und wenn dies ist, so dürfte wohl die vollkommenste und alles andere umfassende Natur der künstlerischen Geschicklichkeit nicht nachstehen.
Ein jeder ist so viel wert, wie die Dinge wert sind, um die es ihm ernst ist.
Der Mensch muß von innen her mit Säulen und Bogen gestützt sein, sonst zerfällt der Tempel zu Staub.
Es hieße lächerlich und ein Fremdling in der Welt sein, wenn man über irgendein Ereignis in seinem Leben staunen wollte.
Laß dich nicht beirren, sondern erfülle bei jeder Regung deines Tätigkeitsdranges die Forderung der Gerechtigkeit und bewahre die beim Auftauchen einer neuen Vorstellung in deinem Bewußtsein die Klarheit des Blickes.
Darin suche deine ganze Freude und Befriedigung, immer Gottes eingedenk von einer gemeinnützigen Tat zu einer andern fortzuschreiten.
Die Lebenskunst hat mehr mit Ringkampf als mit Tanz zu tun.
Das Leben eines Menschen ist gefärbt von der Farbe seiner Vorstellungskraft.
Verzweiflung befällt zwangsläufig die, deren Seele aus dem Gleichgewicht ist.
Es fürchtet jemand die Umwandlung? Was kann den ohne Umwandlung geschehen?
Sieh zu, daß du für den Unmenschlichen nicht solches empfindest, wie die Unmenschen gegenüber den Menschen.
Der Schein ist ein gefährlicher Betrüger. Gerade wenn du glaubst mit ernsten und hohen Dingen beschäftigt zu sein, übt er am meisten seine täuschende Gewalt.
Nimm stets den kürzesten Weg! Die Natur weist ihn. Dein Handeln und Sprechen wird dann gerade und richtig sein. Diese Absicht allein befreit von allen Hemmungen und Nöten, von Berechnung und Heuchelei.
Nur ein Narr sucht im Winter nach Feigen. So handelt der Mann, der sein Kind vermißt, wenn es ihm nicht mehr gelassen ist.