Manfred Poisel Zitate
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Die Kränze am Sarg sind seine Räder ins Jenseits.
Die hingebungsvolle Liebe einer Frau auf Dauer zu gewinnen, grenzt an ein Wunder: die Ehefrau tut ihre Pflicht, die Professionelle ihre Arbeit.
Es kann vorkommen, daß Gedanken in uns aufblitzen, die so scharf wie die Klinge eines Dolches sind: der Beweis für den Mörder in uns, der sich in diesem Moment aus seinem Gefängnis befreien wollte.
Ich plädiere dafür, daß alle Mägde, die den Trieben des Klerus zu Diensten waren, heiliggesprochen werden!
Die Ehe ist ein Gefängnis, in dem wir es uns auf Dauer gemütlich machen.
Es ist leicht zu wissen. Es ist schwer, danach zu handeln.
Der Mann, der einer Frau tief in die Augen blickt, kann ihre Netzhaut sehen, in der er sich gefangen hat.
Fernsehwerbung schneidet Spielfilme in spannende Häppchen.
James Bond im Film betend? Man hätte die Kirche im Verdacht.
Frauen liegen Männern von Welt deshalb zu Füßen, weil diese oben global playen.
Die Gesetze der Liebe und der Planeten sind im Prinzip gleich: Der periodische Wechsel von Annäherung und Entfernung der jeweiligen Körper untereinander verbindet sie in beständiger Harmonie.
Wenn man eine aufregende Dame im Foyer der Oper mit voyeristischen Blicken entblößt, kann man sie lustvolle Liebes-Arien singen hören.
Am Sarg des Vaters nahm ich Abschied von meinem Bild seiner Unsterblichkeit.
Sprache ist der Versuch, aus Gedanken und Gefühlen Bilder zu formen, Das Übel ist, daß Bilder unterschiedlich empfunden werden. Mißverständnisse sind vorprogrammiert.
Männer, die sich über die Größe ihres Penis definieren, ziehen immer den kürzeren.
Im Glas der geleerten Schnapsflasche schneidet uns unser Spiegelbild häßliche Grimassen.
Wenn wir Intelligenz und Weisheit mit Löffeln fressen könnten, wären wir so kopflastig, daß wir an Halswirbelbrüchen schon ausgestorben wären.
Die Pubertät ist der Lebensabschnitt, in dem man auf die Rechte seines Erwachsenseins pocht, obwohl man den Schnuller noch im Kopf hat.
Wenn wir abfällig von der Masse Mensch reden, sollten wir stets vor Augen haben, daß eben diese Masse aus einzelnen, zum Teil sehr liebenswerten Individuen besteht.
Man muß graue Haare haben, um die Jugend zu verstehen.
Hat unsere Lebenssonne den Zenit überschritten, fällt ihr Licht auch auf Friedhöfe: Begegnungsstätten, die für uns bislang im Schatten lagen.
Der Mondschein im Schlafzimmer ist das Rotlicht der Romantiker.
Viele Männer halten nicht, was sich ihre Frauen von ihnen versprechen.
Im Alter darf man ungeniert kindisch sein; man muß nicht mehr erwachsen werden.
Verliebte kennen in ihrer Anmaßung keine Grenzen: wollen ihrer Geliebten die Sterne vom Himmel holen.
Frauen, deren Liebreiz sich auf den lasziven Augenaufschlag beschränkt, sind die Nachteulen, die sich als unwiderstehlich betrachten.
Die wertvollsten Filme laufen im Kino der eigenen Erinnerungen.
Männer, die zum Liebesspiel in Socken antreten, haben meist kalte Füße.
Die Saurier aus Fleisch und Blut sind ausgestorben. Eine neue Art dieser Spezies erobert den Planeten mit fusionierter Macht.
Während eine Frau mit dem Mann ihre Weiblichkeit schmückt, präsentiert der Mann mit einer Frau seine Beute.
Die moralisch-leidenschaftliche Entrüstung einer ältlichen Jungfer über ein sich lasziv anbietendes Sexhäschen ist der keusche Orgasmus eines verpaßten Lebens.
Die Pyramiden sind Gotteslästerung: der am lautesten zum Himmel schreiende Aufstand gegen den Tod.
Die Macht der Liebe spielt mit den Gesetzen der Mathematik Fangen.
Der Kult um den Luxus-Körper resultiert daraus, daß wir verlernt haben, mit dem Herzen zu sehen.
Die Macht des Busfahrers besteht darin, Fahrgäste durch Nicht-Öffnen der Türen kurzzeitig in Haft zu nehmen.
Der Monat November ist die blütenreichste Zeit des ganzen Jahres: Nirgendwann sonst brechen die NeuRosen in diesem Ausmaß aus.
Unser körperliches Ritual bei der Reproduktion ist ohne Schlüsselreiz betrachtet so lächerlich, daß man sich ob seiner Würde als Mensch direkt schämen könnte.
Die Schweißperle auf der Glatze des Intellektuellen ist der sexuelle Primärreiz, der die gemeine Stubenfliege um den Verstand bringt.
Der Mensch in der Mitte des Lebens teilt ein ähnliches Los wie der Pubertierende: Er gehört nicht mehr zu den Jungen und die Privilegien der Alten kann er noch nicht für sich beanspruchen.
Bei dem täglichen Massen-Outing in den Medien, übersehen wir unsere eigene schmutzige Wäsche.
Männer sind Erforscher des spezifisch Weiblichen, das ihnen rational nicht zugänglich ist. Darin liegt das Motiv verborgen, tiefer in die Frau eindringen zu wollen.
Ein Paar ist auch im Schlafzimmer nie ganz unter sich: Vater und Mutter sind selbst im Bett mit dabei.
Wenn ich den nackten Körper einer Frau erfühle, vermag ich mir bei aller Imagination nicht vorzustellen, daß er aus einer Rippe geschaffen sein soll.
Im Alter noch den Gockel mit geschwelltem Kamm intonieren – das erinnert irgendwie an Hahnengeschrei kurz vor dem Schlachten.
Der Wunsch nach Sex geht nicht von uns selbst aus; er ist ein genetisch programmierter Trieb der Evolution zum Zwang der Fortpflanzung, die uns mit Lustempfinden versüßt wird.
Der Mann, der einer Frau aus der Hand frißt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er in ihren Augen der Piepmatz bleibt.
Wenn wir unsere Kultur über die unserer Vorfahren stellen, stürzen wir die Pyramiden.
Beim Klassentreffen bist du Schüler; auch als Bundeskanzler.
Der Rauch einer Pfeife kann Gedanken bis in den Himmel tragen.
Der Schrei der Empörten ist schrill. Der Schrei der Nachdenklichen stumm.