Ludwig Feuerbach Zitate
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Wo keine Liebe, ist auch keine Wahrheit. Und nur der ist etwas, der etwas liebt. Nichts sein und nichts lieben ist identisch.
Das tiefste Wesen der Religion offenbart der einfachste Akt der Religion, das Gebet.
Menschlichen Sinn entlockte der Grieche selber dem Steine, unsere Pädagogik macht selbst den Menschen zum Klotz.
Beziehungen, Verhältnisse, bringen unvermeidliche Rücksichten mit sich – Aber solche Rücksichten sind noch die unschädlichsten. Weit gefährlicher sind die, welche Schonung, Achtung oder Verbindlichkeit gegen die Personen, mit denen man verkehrt, sich dem Denken selbst unwillkürlich mitteilen.
Wahre Religion ist gebaut auf das Wahre, das Gute in der Menschennatur, nicht auf der Sünde Morast.
Die höchste und tiefste Liebe ist die Mutterliebe.
Der Wille ist nichts als die Fähigkeit, zu bejahen und zu verneinen.
So ist die Liebe der wahre ontologische Beweis vom Dasein eines Gegenstandes außer unserem Kopfe – und es gibt keinen anderen Beweis vom Sein als die Liebe, die Empfindung überhaupt. Das, dessen Sein Dir Freude, dessen Nichtsein Dir Schmerz bereitet, das nur ist.
Je mehr das Sinnliche verneint wird, desto sinnlicher ist der Gott, dem das Sinnliche geopfert wird.
Die Musik ist die Sprache des Gefühls – der Ton das laute Gefühl, das Gefühl, das sich mitteilt.
Die höchste, die gottähnlichste Macht auf Erden ist die Macht der Wissenschaft.
Nur die Bewußtlosigkeit, die Charakterlosigkeit, die Halbheit kann den Gottesglauben mit der Natur und Naturwissenschaft verbinden wollen.
Wahr sein ist alles und sich erschöpfen!
Gott ist eine Träne der Liebe, in tiefster Verborgenheit vergossen über das menschliche Elend.
Fragen und Antworten sind die ersten Denkakte.
Der Mensch ist der Anfang der Religion, der Mensch der Mittelpunkt der Religion, der Mensch das Ende der Religion.
Die wahre Philosophie besteht darin, nicht Bücher, sondern Menschen zu machen.
Wenn ich die Tugend nicht um der Tugend selbst willen liebe und tue, so liebe und tue ich sie aus einem nicht in ihr selbst liegenden, einem fremden, also untugendhaften Grunde. Es gibt kein anderes Prinzip der Tugend, als die Tugend selbst.
Ein Gott ist der in der Phantasie befriedigte Glückseligkeitstrieb des Menschen.
An dem andern habe ich erst das Bewußtsein der Menschheit; durch ihn erst erfahre, fühle ich, daß ich Mensch bin; in der Liebe zu ihm wird mir erst klar, daß er zu mir und ich zu ihm gehöre, daß wir beide nicht ohne einander sein können, daß nur die Gemeinsamkeit die Menschheit ausmacht.
Nicht die Menschen religiös zu machen, sondern zu bilden, Bildung durch alle Klassen und Stände zu verbreiten, das ist jetzt die Aufgabe der Zeit. Mit der Religion vertragen sich, wie die Geschichte bis auf den heutigen Tag beweist, die größten Greuel, aber nicht mit der Bildung.
Bücher sind wie Brillen, durch welche die Welt betrachtet wird.
Das Wesen des Christentums ist das Wesen des Gemüts. Es ist gemütlicher, zu leiden, als zu handeln, gemütlicher, durch einen andern erlöst und befreit zu werden, als sich selbst zu befreien.
Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.
Neue Menschen brauchen wir.
Alles überwindet der Mensch; aber nur, wenn die Überwindung für ihn eine Notwendigkeit ist – alles vermag er, wenn er muß.
Glück ist Luxus, aber Vollendung Notwendigkeit.
Im Leben ist der Mensch zehn Jahre im Kriege und zehn Jahre in der Irre, gleich dem Ulysses.
Wer nicht, wenn auch unabsichtlich, beleidigen oder verletzen will, dem fehlt alle Energie, alle Tatkraft; denn man kann keinen Fuß bewegen, ohne Wesen zu zertreten, keinen Tropfen Wasser vergießen, ohne Infusorien zu verschlucken.
Ein Mensch ohne Verstand ist auch ein Mensch ohne Willen. Wer keinen Verstand hat, läßt sich verführen, verblenden, von andern als Mittel gebrauchen; nur wer denkt, ist frei und selbständig.
Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden.
Die Natur ist der erste, ursprüngliche Gegenstand der Religion, wie die Geschichte aller Religionen und Völker sattsam beweist.
Nur der Gegenstand der wahren Liebe entwickelt und offenbart auch das wahre Wesen des Menschen.
Je mehr einer weiß, desto mehr Verknüpfungspunkte hat er.
Das Denken ist das Vermögen der Objektivität im Menschen. – Wer darum nicht von sich selbst abstrahieren kann, wie z.B. ein bloßer Gefühlsmensch, ist unfähig des richtigen Denkens, unfähig der Wissenschaft, oder kommt er in sie, so stiftet er nur Verderben.
Die echten Schriftsteller sind Gewissensbisse der Menschheit.
Das Blatt, auf dem die Raupe lebt, ist für sie eine Welt, ein unendlicher Raum.
Sein heißt, sich behaupten, sich bejahen, sich lieben; wer des Lebens überdrüssig, nimmt sich das Leben.
Das Geheimnis der Tugend ist die Gewohnheit.
Ich verstehe unter Egoismus die Liebe des Menschen zu sich selbst, d.h. die Liebe zum menschlichen Wesen, die Liebe, welche der Anstoß zur Befriedigung und Ausbildung aller der Triebe und Anlagen ist, ohne deren Befriedigung und Ausbildung er kein wahrer, vollendeter Mensch ist und sein kann.
Wenn ich so recht niedergeschlagen, rat- und hilflos und unglücklich bin, so lege ich mich ruhig zu Bette, schließe die Augen, entferne alles und träume in selige Ruhe hinein.
Wirklich ist, was wirklich für den Menschen ist. Begnüge dich mit der gegebenen Welt.
Die christliche Religion ist die Religion des Leidens.
Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich. Der Glückliche kann nur Glückliche um sich sehen.
Berge versetzt der Glaube. Jawohl! Die schweren Probleme löset der Glaube nicht auf, sondern verschiebt sie nur.
Wo Bewußtsein ist, da ist Fähigkeit zur Wissenschaft.
Die Phantasie stammt aus königlichem Geblüte, die Sinne sind von adeliger Herkunft, die Vernunft ist bürgerlichen Ursprungs. Die Sinne spielen daher im Leben unter dem Protektorate der Phantasie die Großen, die Herren der Welt.
Die Form der Wissenschaft ist ewig die Notwendigkeit. Die Notwendigkeit negieren, heißt den Standpunkt der Erkenntnis und Wissenschaft negieren.
Wie unsinnig wäre das Christentum, wenn es den Menschen zumutete, die Schätze dieser Welt aufzuopfern! Dann paßte ja das Christentum gar nicht für diese Welt. Aber das sei ferne. Das Christentum ist höchst praktisch und weltklug.
Wollt ihr das Volk bessern, so gebt ihm statt Deklamationen gegen die Sünde bessere Speisen.