Ludwig Feuerbach Zitate
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Einen Menschen, den mal lieb hat, und eine große Idee, die die Seele ausfüllt, was braucht man weiter?
Es geht den Büchern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die würdigsten, bleiben oft am längsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines schönen Wirkungskreises hervorzieht.
Was dem Menschen Gott ist, das ist sein Geist, seine Seele, und was des Menschen Geist, seine Seele, sein Herz, das ist sein Gott.
Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.
Die Kunst ist nur Kunst, wo sie sich Selbstzweck, wo sie absolut frei, sich selbst überlassen ist, wo sie keine höheren Gesetze kennt als ihre eigenen, die Gesetze der Wahrheit und Schönheit.
Es wird der Diamant an sich selbst nur erkannt. – Denken lernst du im Denken, das Wahr‘ erkennst du am Wahren. Liebe nur, wenn du schon liebst, nichts durch die bloße Kritik.
Der Zweck beschränkt; aber die Schranke ist der Tugend Meisterin.
Abwärts Tyrann, nach oben ein Knecht; Verleumder des Menschen, Speichellecker des Herrn – voila des Glaubens Porträt.
Das Leben muß wie ein kostbarer Wein mit gehörigen Unterbrechungen Schluck für Schluck genossen werden. Auch der beste Wein verliert für uns allen Reiz, wir wissen ihn nicht mehr zu schätzen, wenn wir ihn wie Wasser hinunterschütten.
Die einfachsten Wahrheiten sind es gerade, auf die der Mensch immer erst am spätesten kommt.
Wo keine Liebe ist, ist auch keine Wahrheit.
Die Philosophie ist die Erkenntnis dessen, was ist. Die Dinge und Wesen so zu denken, so zu erkennen, wie sie sind – dies ist das höchste Gesetz, die höchste Aufgabe der Philosophie.
Der Mensch verlegt sein Wesen zuerst außer sich, ehe er es in sich findet.
Der Ursprung, ja das eigentliche Wesen der Religion ist der Wunsch. Hätte der Mensch keine Wünsche, so hätte er auch keine Götter. Was der Mensch sein möchte, aber nicht ist, dazu macht er seinen Gott.
Der Verkehr mit Büchern ist ein Verkehr mit Geistern. Je höher Geist und Leben steigen, desto flüchtiger ist das Material, worin sie sich ausdrücken. Auf den vergänglichen Blättern der Blume wohnt mehr Geist und Leben als in den plumpen, Jahrtausenden trotzenden Granitblöcken.
Ein gerechtes Urteil über einen Feldherrn, der eine Entscheidungsschlacht verlor, gehört beinahe zu den Unmöglichkeiten, weil ihm fast alle unberechenbaren Eingriffe des Zufalls zugerechnet werden.
Das Herz kann nur zum Herzen sich wenden; es findet nur in sich selbst, in seinem eignen Wesen Trost.
Das schriftliche Wort ist ein armer Teufel, der sich durch eigene Kraft durch die Welt schlägt, während das mündliche oder lebende Wort durch die Rekommandationen Ihrer Durchlaucht, der Frau Fürstin Phantasie, und ihrer Kammerdiener, der Augen und Ohren, sich zu den mächtigsten Ämtern emporschwingt.
Sonst war die Religion, ich gesteh’s, die Stütze des Staates, aber jetzt ist der Staat Stütze der Religion.
Werke sind Briefe an die Menschheit.
Bücher sind Brillen, durch welche die Welt betrachtet wird; schwachen Augen freilich nötig, zur Stütze, zur Erhaltung. Aber der freie Blick ins Leben erhält das Leben gesunder.
Mann und Weib zusammen machen erst den wirklichen Menschen aus; Mann und Weib zusammen ist die Existenz der Gattung – denn ihre Verbindung ist die Quelle der Vielheit, die Quelle anderer Menschen.
Wo kein Du, ist kein Ich.
So viele Menschen sind, so viele Kräfte, so viele Eigenschaften hat die Menschheit.
Erkenntnis dessen, was groß und klein ist, ist die schwerste Wissenschaft in diesem Leben.
Die wahren Gesinnungen der Menschen in Betreff der Bedeutung einer Handlung offenbaren sich nicht in ihren Urteilen über das Tun, sondern über das Nicht-Tun der Handlung, da wo sie einer überläßt.
Bücher sind Herbarien; von jeder Spezies, die in der Natur existiert, nehmen wir zwar ein Individuum auf, aber wir suchen uns immer die besten, schönsen vollendetsten Exemplare aus. Die übrigen lassen wir draußen im Freien stehen,dem gewöhnlichen Lose dder Vergänglichkeit preisgegeben.
Wenn Gott sein Ebenbild wie sich selbst liebt, warum soll nicht auch ich das Bild Gottes wie Gott selbst lieben?
Dem wahrhaft religiösen Menschen ist Gott kein bestimmungsloses Wesen, weil er ihm ein gewisses, wirkliches Wesen ist. Die Bestimmungslosigkeit und die mit ihr identische Unerkennbarkeit Gottes ist daher nur eine Frucht der neuem Zeit, ein Produkt der modernen Ungläubigkeit.
Das unweltliche, übernatürliche Leben ist wesentlich auch eheloses Leben. Das Zölibat – freilich nicht als Gesetz – liegt gleichfalls also im innersten Wesen des Christentums.
Vier Händervermögen mehr als zwei; aber auch vier Augen sehen mehr als zwei.
Die Liebe ist Leidenschaft, und nur die Leidenschaft ist das Wahrzeichen der Existenz.
Das göttliche Wesen, das sich in der Natur offenbart, ist nichts anderes, als die Natur selbst, die sich dem Menschen als ein göttliches Wesen offenbart, darstellt und aufdrängt.
Ein Dogma ist das ausdrückliche Verbot, selber zu denken.
Die Regierung nimmt dem Bürger seine Waffen, dem Schriftsteller seine spitzige Feder, dem Drucker seinen Pressbengel, und doch lässt sie dem Geologen seinen Hammer, dem Anatomen sein Secirmesser, dem Chemiker sein Scheidewasser? Ist das nicht ein ungeheuerer Widerspruch?
Was dein Inneres beschäftigt, das beschäftigt auch deinen Verstand, das nimmst du auch in ihn auf, als ein Objekt deiner Betrachtung, von dem du nicht lassen kannst.
Ewiges Leben – was ist das anderes als eine Wunschprojektion.
Wissenschaft und Menschheit können nur unter dem Schutze der Toleranz gedeihen. – Wo keine Wahrheit, ist keine Toleranz. Furcht ist die Quelle der Intoleranz, aber Furcht ist nicht in der Wahrheit.
Das Wesen des Mannes ist die Männlichkeit, das des Weibes die Weiblichkeit. Sei der Mann auch noch so geistig und hyperphysisch – er bleibt doch immer Mann; ebenso das Weib. Die Persönlichkeit ist daher nichts ohne Geschlechtsunterschied.
Solange uns ein Wesen nicht von Angesicht zu Angesicht bekannt ist, sind wir doch immer noch im Zweifel, ob es wohl ist und so ist, wie wir es vorstellen, erst im Sehen liegt die letzte Zuversicht, die vollständige Beruhigung.
Des Weibes erstes Bestreben sei, gut hauszuhalten in seinem Innern. Seine Seele sei ein klarer, reiner Spiegel, aus welchem nichts widerstrahlt als das Bild göttlicher Ruhe.
Die Sache muß an und für sich selbst betrachtet werden, wenn man ihre Wahrheit erkennen will, unabhängig von den Beziehungen auf den Menschen und anderen äußerlichen Gründen. – Der innere Sachgrund allein – der Gedanke entscheidet.
Nie ist das Richtige das, was ihr macht, sondern wie ihr’s macht.
Liebe, aber wahrhaft! Und es fallen dir alle anderen Tugenden von selbst zu.
Sich selbst erreichen!
Die Theologie ist Anthropologie, d.h. in dem Gegenstande der Religion, den wir griechisch Theos, deutsch Gott nennen, spricht sich nichts andres aus als das Wesen des Menschen.
Der Himmel erinnert den Menschen an seine Bestimmung, daran, dass er nicht bloß zum Handeln, sondern auch zur Anschauung bestimmt ist.
Die Liebe macht den Menschen zu Gott und Gott zum Menschen.
Um das Leben zu erkennen, muß man sich vom Leben absondern.
So lange der Mensch nicht im Höchsten frei, bei sich, selbständig ist, so lange kann er auch in Kunst und Wissenschaft nicht das Höchste erreichen.