Ludwig Börne Zitate
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Die Welt ist ein Spiegel: was hineinschaut, schaut heraus; er gibt nur zurück, was ihr ihm geliehen.
Die Polizei müßte ein wachsames Auge auf die Moralisten haben, sie sind das für die Seele, was die Quacksalber sind für den Leib.
Jede Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre. Sie gewährt uns, was die Natur versagt: eine goldene Zeit, die nicht rostet, einen Frühling, der nicht abblüht, wolkenloses Glück und ewige Jugend.
In einem wankenden Schiff fällt um, wer stillesteht, nicht wer sich bewegt.
Manche Systemfabrikanten gleichen jenem Barbaren, der seine Schlachtopfer verstümmelte oder ausdehnte, bis sie in sein eisernes Bett paßten.
Wenn Regierungen krank sind, müssen die Völker das Bett hüten.
Groß war dein Ziel; du hast es nicht erstrebt? Was trauerst Du? du hast gelebt. Das Große wollen, das ist Leben. – Laß Götter nehmen, laß sie geben!
Die Wahrheit dient oft nur als Leiter zur Lüge, der man verächtlich den Rücken wendet, sobald man die Höhe erreicht hat.
Eifersucht ist eine überreife Frucht der Liebe.
Man muß niemanden fürchten als sich selbst.
Das größte häusliche Unglück, das einem Mann begegnen kann, ist, wenn seine Frau einmal gegen ihn Recht hat, nachdem er es ihr abgestritten. Dieses einzige kleine Recht dient ihr wie ein Fläschchen Rosenöl; damit macht sie zwanzig Jahre all ihr Geräte und Gerede wohlriechend.
Eine schwache Regierung zu stärken, muß man ihre Macht vermindern. Die Staatspfuscher begreifen das nicht.
Ohne alle Gabe ist selten einer.
In Deutschland schreibt jeder, der die Hand zu nichts anderem gebraucht, und wer nicht schreiben kann, der rezensiert.
Unsre Seele, wenn sie die sterblichen Erfahrungen ablegt und allein nur lebt in heiliger Ruhe, ist sie nicht wie ein unbelaubter Baum? Wie ein Haupt ohne Locken?
Heringe oder Sardellen – das ist der ganze Unterschied zwischen sonst und jetzt. Gesalzen sind sie immer noch und werden es immer bleiben.
Philosophen sind nicht mehr als die Schmiede, die den Pflug verfertigen; da muß noch gar vieles geschehen, bis man das Brot an den Mund bringen kann.
Das Vaterland der Gedanken ist das Herz; an dieser Quelle muß schöpfen, wer frisch trinken will.
Ob wir spotten oder ernst sind, kriechen oder hüpfen, zaudern oder fortstürmen, hoffen oder fürchten, glauben oder zweifeln, am Grabe begegnen wir uns alle.
Das Schicksal macht nie einen König matt, ehe es ihm Schach geboten hat.
Man baut selten seine Meinung auf festem Grunde, man baut sie in die Luft, gibt dem Zimmerwerke schwache Stützen, und erst wenn man mit dem Dache fertig ist, unterwölbt man das Gebäude. Auch vor dem gerechten Urteile geht oft ein Vorurteil her.
Die Weiber haben Launen, weil sie zu gut sind, das Böse nach Grundsätzen, und zu schwach, das Gute mit Dauer zu üben.
Nur große Herzen, dem Weltmeere gleich, gefrieren nie; dafür stürmen sie, und ihre Liebe ist gefahrvoller als der Hass der Kleinen
Armut ist eine Sandbank, Reichtum ein Felsen im Meer des Lebens. Die Glücklichen schiffen hindurch.
Nicht um alles in der Welt möchte ich akademischer Lehrer sein. Das Beste von dem, was man weiß, darf man doch nicht sagen, und das Beste von dem, was man sagt, wird nicht verstanden.
Nicht der Geist, das Herz macht frei.
Der Ehrgeiz ist für die Seele, was der Hunger für den Geist ist.
Das Erröten der Völker ist nicht wie der Rosenschein eines verschämten Mädchens, es ist Nordlicht voll Zorn und Gefahren.
Die Regierungen, welche die Freiheit der Rede unterdrücken, weil die Wahrheiten, die sie verbreitet, ihnen lästig sind, machen es wie die Kinder, welche die Augen zuschließen, um nicht gesehen zu werden.
Beim Beginne einer Unternehmung und unweit des Zieles ist die Gefahr des Mißlingens am größten. Wenn Schiffe scheitern, so geschieht es nahe am Ufer.
Fast noch sorglicher als unsern Haß suchen wir unsere Liebe zu verbergen.
Wie das Aufwühlen des Pfluges die Erde empfänglich macht, ebenso wird das Menschenherz durch die scharfe Schneide des Mißgeschicks empfänglich gemacht.
Es könnte eine zweite Sündflut über die Erde kommen, was würde sie nützen? Die Toren und die Bösen würden untergehen, aber Torheit und Bosheit würden bleiben.
Die Bewunderung preist, die Liebe ist stumm.
Den Hochmut aus den Schlupfwinkeln eines menschlichen Herzens zu vertreiben, dazu ist selbst die himmlische Polizei nicht schlau genug.
Ein deutscher Journalist verkauft sein Gewissen, ein französischer verkauft seine Aktien… Ein deutscher Journalist stellt sich an den Pranger, ein französischer begnügt sich, ihn zu verdienen.
Ein deutsches philosophisches System kommt mir vor wie ein Getreidefeld, zu dem man uns hinführt und uns freundlich einladet, uns satt zu essen.
Wo willst Du Gott suchen? In der Tiefe über den Sternen? Da wirst du ihn nicht finden. Such ihn in deinem Herzen, im Zentrum deines Lebens Geburt, da wirst du ihn finden.
Einen Wahn verlieren macht weiser, als eine Wahrheit finden.
Eine unbeschränkte Herrschaft gleicht einem Garten ohne Zaun. Der Besitzer kann freilich überall hinaustreten, aber der Fremde kann von allen Seiten hereinkommen.
Es ist zum Verzweifeln, daß ein Volk sich erst berauschen muß in Haß, ehe es den Mut bekommt, ihn zu befriedigen; daß es nicht eher sein Herz findet, bis es den Kopf verloren.
Wir haben wohl manches vor den Tieren voraus; aber es ist nichts im Tiere, was nicht auch in uns wäre.
Der Mensch muß innerhalb eines Totallebens irgendein Organ zum höchsten Leben individualisieren, daß es das Herrschende werde für die übrigen
Auf der Weltbühne ist das Schicksal der Souffleur, der das Stück ruhig und leise abliest, ohne Gebärden, ohne Deklamation, und ganz unbekümmert, ob es ein Lustspiel oder ein Trauerspiel ist. Das Zappeln, das Schreien und übriges tun die Menschen hinzu.
Nicht wenn du liebenswürdig bist, wirst du geliebt; wenn man dich liebt, wirst du liebenswürdig gefunden.
Der Sauerteig eines widersprechenden Geistes scheint mir unentbehrlich, damit das Werk gedeihe und genießbar werde.
Bei Weibern ist die Liebe so oft eine Tochter als die Mutter der Eifersucht.
Als Gott die Welt erschuf, da schuf er den Mann und das Weib, nicht Herrn und Knecht, nicht Juden und Christen, nicht Arme und Reiche.
Wer der Gerechtigkeit folgen will, muß lange Stiefel haben.
Es sterben viel weniger Menschen an der Schwindsucht als an der Systemsucht der Ärzte.