Luc de Clapiers Zitate
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Der Edle leidet unter dem Mißgeschick anderer, als hätte er es selbst verschuldet.
Schwachköpfe begreifen Menschen von geistigem Format niemals.
Es kränkt weniger, von Narren nicht, als von geistreichen Menschen gering geachtet zu werden.
Zähle nicht unbedingt auf die Achtung und das Vertrauen eines Menschen, der sich in deine Angelegenheiten mischt, ohne von den seinen zu sprechen.
Man verdirbt die Sitten leichter als man sie verbessert.
Es gibt gewiß sehr viel Menschen, die aus Unsicherheit oder weil sie fürchten, die Achtung ihrer Mitmenschen zu verlieren, ihre liebsten, ihre beharrlichsten und oft auch ihre besten Neigungen verbergen.
Man erzieht die Kinder zur Folgsamkeit und zur Furcht, geizige, stolze oder ängstliche Väter machen aus ihnen sparsame, hochmütige oder unterwürfige Menschen, ja, man verleitet Kinder sogar zum Nachplappern. Niemandem aber kommt es in den Sinn, sie unabhängig, originell und selbstständig zu machen.
Wer dem Nebenmenschen bewußt unrecht tut, haßt ihn.
Wir versuchen unser Glück zumeist mit den Fähigkeiten, die wir nicht besitzen.
Oft vernachlässigen wir die Menschen, auf die wir von Natur aus Einfluß haben. Und gerade sie sollten wir für uns zu gewinnen suchen, denn alle anderen sind nur aus Eigennutz anhänglich – und welch wandelbarer Grund ist dies!
Böse Menschen sind meist erstaunt, wenn sie auch in guten Schlauheit antreffen.
Echte Beredsamkeit spottet der Beredsamkeit, wahre Sittlichkeit spottet der Sittenlehre, das heißt, die Sittenlehre des Entscheidens spottet der der Vernunft.
Selten ist ein Unglück ausweglos; die Verzweiflung ist trügerischer als die Hoffnung.
Wir entdecken in uns selbst, was die anderen uns verbergen, und erkennen in anderen, was wir vor uns selber verbergen.
Wer strenger als die Gesetze ist, ist ein Tyrann.
Wir hassen die Frömmler, welche sich ein Geschäft daraus machen, das zu verachten, was wir gerne haben, während sie selbst Dinge, die noch verächtlicher sind, lieben.
Der Glaube ist der Unglücklichen Trost und der Glücklichen Schrecken.
Der Erfolg unfähiger Könige ist das Unheil der Völker.
Was wir Frieden nennen, ist meist nur ein Waffenstillstand, in dem der Schwächere so lange auf seine Ansprüche verzichtet, bis er eine Gelegenheit findet, sie mit Waffengewalt von neuem geltend zu machen.
Das schönste Geschenk an den Menschen ist die Fähigkeit zur Freude.
Nicht alles, was wir moralisch für mangelhaft halten, ist es.
Einem Mann, der in der großen Welt lebt, steht es nicht frei, den Frauen zu huldigen oder nicht.
Der Leichtgläubigkeit dienen die Menschen ebenso fanatisch und blind wie dem Aberglauben. Wie es Frömmler gibt, die Cromwell jeden Verstand absprechen, gibt es Leute, die Pascal und Bossuet für unbedeutende Geister halten.
Wer andere unglücklich macht, gibt gewöhnlich vor, ihr Bestes zu wollen.
Es gibt, wenn man so sagen darf, Schwächen, die untrennbar mit unserem Charakter verbunden sind.
Die meisten hervorragenden Menschen haben den größten Teil ihres Lebens in einer Umwelt verbracht, von der sie nicht verstanden, nicht geliebt und kaum beachtet wurden.
Rechtschaffenheit, die Mittelmäßige hindert, ans Ziel zu kommen, ist für die Geschickten ein brauchbares Mittel zum Erfolg.
Hoffnung macht mehr Betrogene als Schlauheit.
Wir finden kaum einen Vertrag, der nicht von der Unehrlichkeit der Herrscher zeugt.
Es gibt vielleicht keine Wahrheit, die sich nicht in einem Schwachkopf zum Irrtum verdrehen könnte.
Die blendenden Kritiken sind oft nicht vernünftig. Montaigne hat Cicero getadelt, weil er nach großen Taten für den Staat noch durch seine Beredsamkeit berühmt werden wollte, aber Montaigne bedachte nicht, daß Cicero jene großen Taten eben durch seine Beredsamkeit vollbracht hatte.
Die übliche Klippe für den Mittelmäßigen ist die Nachahmung der Begüterten, und niemand ist so geckenhaft wie der Schöngeist, der den Weltmann spielt.
Es gibt nicht wenige Menschen, die glücklich leben, ohne es zu wissen.
Das Gefühl unserer Kraft vergrößert alles.
Man trifft oft Leute, die selbst der größte Vorteil nicht zum geringsten Verdienst bewegen kann.
Hätten wir ohne Leidenschaft die Künste gepflegt? Hätten wir mit dem Verstand allein gefunden, was uns not tut, erkannt, welche Gaben in uns ruhen, was alles wir vermögen?
Man zwingt die jungen Leute, ihr Vermögen zu verwenden, als ob es sicher wäre, daß sie alt werden müßten.
Man sagt wenig Gründliches, wenn man Außerordentliches zu sagen sucht.
Das schlimmste Übel, das das Schicksal einem antun kann, ist, ihn mit geringem Talent und großem Ehrgeiz auszustatten.
Ein anderer Geist – ein anderer Geschmack. Nicht immer setzt man sich aus Eifersucht gegenseitig herab.
Nichts, was lange währt, ist angenehm. Nicht einmal das Leben. Und trotzdem liebt man es. Teils um seiner selbst willen, teils aus Angst vor dem Tod.
Tätigkeit erreicht mehr als Klugheit.
Das Volk und die Großen haben weder dieselben Tugenden noch dieselben Laster.
Allzu große Sparsamkeit verleitet eher zu Torheiten als die Verschwendung.
Eine weise Regierung nimmt auf das Niveau der Untertanen Rücksicht.
Wir reden uns oft unsere eigenen Lügen ein, um uns nicht Lügen strafen zu müssen und täuschen uns selbst, um die andern zu täuschen.
Für Frauen und Jünglinge fällt Achtung und Neigung zusammen.
Durch Geschmeidigkeit allein erreicht man wenig.
Geistesgegenwart ist für den Diplomaten meist nötiger als für den Minister – nicht selten entbindet das hohe Amt selbst von den geringsten Talenten.
Weisheit ist der Tyrann der Schwachen.