Luc de Clapiers Zitate
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Der Verstand errötet über Neigungen, deren Wert er nicht angeben kann.
Man zahlt selbst das Geringste teuer, wenn man es nur aus Vernunft besitzen will.
Aller Gewinn, den man durch Verleihung hoher Posten an manche Menschen erzielt, beschränkt sich darauf, festzustellen, ob sie geschickt seien.
Es ist bemerkenswert, daß alle Dichter Ausdrücke Racines gebrauchten und daß Racine selber niemals seine eigenen Ausdrücke wiederholt hat.
Bedeutende Geister lassen sich durch bedeutende Ämter schnell belehren.
Große Männer sind es zuweilen auch in kleinen Sachen.
Eine gute Tafel stillt allen Groll, sie versöhnt alle Menschen, bevor sie zu Bette gehen.
Wenn Schwäche in der Liebe verzeihlich ist, so sind es vor allem die Frauen, die durch sie herrschen.
Alles, was man nur um der anderen willen denkt, ist meist unnatürlich.
Wer Ruhm durch Tugend sucht, verlangt nur, was er verdient.
Es ist immer ein Zeichen von Mittelmäßigkeit, wenn ein Mensch nicht aus vollem Herzen loben kann.
Ein Lügner heißt der Mensch, der nicht zu täuschen versteht, und ein Schmeichler derjenige, der nur die Dummköpfe anzuführen weiß.
Wir loben häufig die Menschen um ihrer Schwäche und tadeln sie um ihrer Kraft willen.
Es gehört viel Geistes- und Charakterstärke dazu, die Aufrichtigkeit interessant zu finden, selbst wenn sie kränkt, oder sich ihrer zu bedienen, ohne zu verletzen. Wenige Menschen sind tief genug, die Wahrheit zu ertragen und zu sagen.
Wir sind viel eifriger, die oft eingebildeten Widersprüche eines Schriftstellers aufzufinden, als aus seinen wahren Einsichten oder Trugschlüssen zu lernen.
Wie viel Eitelkeit man uns auch vorwirft, von Zeit zu Zeit haben wir es nötig gelobt zu werden.
Es gibt vielleicht mehr oberflächliche Geister in der großen Welt als in den unteren Gesellschaftsschichten.
Wenn uns unsere Freunde Dienste erweisen, so glauben wir, daß sie uns diese wegen ihrer Freundschaft schuldig sind, und denken nicht, daß sie uns ihre Freundschaft nicht schulden.
Wir verzichten nicht auf die Güter, die zu erlangen wir uns für fähig halten.
Wenn ein Gedanke oder ein Werk nur wenige interessieren, werden auch nur wenige davon sprechen.
Die Macht des Geistes und der Tüchtigkeit haben den ersten Reichtum geschaffen. Die Lebensumstände hängen vom Grad des Geistes und vom Maß der Energie ab.
Lügen sind niedrig und großmäulig.
Aphorismen sind die Einfälle von Philosophen.
Was den Wert des einen ausmacht, ist im andern nicht einmal als Schwäche ein Charaktermerkmal.
Der Ruhm wäre unsere stärkste Leidenschaft, wenn er nicht so unsicher wäre.
Wir hören gern jede Art von Schmeichelei, noch ehe wir vernünftiges Lob verdienen.
Es stimmt nicht, daß sich die Menschen in der Armut als besser erweisen wie im Reichtum.
Ohne Begeisterung kann man sich niemals zu großen Wahrheiten aufschwingen.
Es ist der Vernunft nicht gegeben, alle Fehler der Natur zu verbessern.
Die Selbsttäuschung manches Schriftstellers kommt aus dem Glauben, die Dinge so wiederzugeben, wie er sie wahrnimmt oder fühlt.
Wo alles abhängig ist, muß es einen Herren geben: Die Luft dient dem Menschen und der Mensch wieder der Luft, nichts ist für sich, niemand steht abseits.
Der Verstand weiß nicht, was das Herz braucht.
Wer seine Verschwendung nützlich zu machen versteht, ist auf vornehme Art sparsam.
Die Mäßigung der Schwachen ist Mittelmäßigkeit.
Die Abhängigkeit wurzelt in der Gesellschaft.
Der Handel ist die Schule des Betruges.
Laster schließt Tugend nicht aus. Man darf den Menschen nicht leichtfertig zurückstoßen, zu dem uns noch etwas zieht. In einem solchen Fall muß man dem Herzen folgen, das uns hindrängt, und nicht dem Verstand, der uns fernhält.
Aus der Überzeugung des Geistes folgt nicht immer die des Herzens.
Dauernder Wohlstand kann oft im Augenblick zerrinnen, wie die sommerheißen Tage von einem einzigen Gewittersturm verweht werden.
Man lernt spät lügen und spät die Wahrheit sagen.
Die Wahrheit ist nicht so abgenutzt wie die Sprache, weil es weniger Leuten zusteht, sie zu gebrauchen.
Trägheit ist der Schlummer des Geistes.
Spott ist der Prüfstein der Eigenliebe.
Das Geheimnis der natürlichen Freuden, seien sie noch so bescheiden, erhebt sich über den Verstand.
Die Gaben der Natur und des Glücks sind nicht so selten wie die Kunst, sie zu genießen.
Liebt man Altertümer nicht, so macht man sich nicht viel aus einer Denkmünze; ebenso legen die, welche kein Gefühl für wahres Verdienst haben, keinen sonderlichen Wert auf die größten.
Darf man sich über eine Politik freuen, deren Ziel es ist, einige wenige auf Kosten der Ruhe vieler anderer glücklich zu machen? Und worin besteht die oft gelobte Weisheit solcher Gesetze, die so vielen Übelständen Tür und Tor öffnet und so wenig Glück sichert?
Die gute Küche ist das innigste Band der guten Gesellschaft.
Man verspricht vieles, um nicht wenigstens etwas geben zu müssen.
Gewöhnlich haben die Menschen den guten Willen zu helfen nur bis zu dem Augenblick, da sie es könnten.