Leo Tolstoi Zitate
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Das Familienglück verschlingt mich mit Haut und Haar, ich kann es mir aber nicht leisten, untätig zu sein.
Das Lebensziel des Menschen besteht darin, auf jedwede Weise zur allseitigen Entwicklung alles Bestehenden beizutragen.
Der Christ muß für seine Feinde beten und nicht gegen sie.
Das menschliche Leben ohne Glauben ist – ein Tierleben.
Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst.
Es gibt keine Fakten. Es gibt nur unsere Wahrnehmung davon.
Die Musik zwingt mich, mich selbst, meine wahre Lage zu vergessen; sie bringt mich in eine andere freundlichere Lage; unter Einwirkung der Musik scheint es mir, als fühle ich etwas, was ich nicht fühle, als verstünde ich, was ich nicht verstehe und als könnte ich, was ich nicht kann.
Alles in der Welt ändert und bewegt sich im Kreise. Auch der Mensch ändert sich, nur sehen wir nicht den ganzen Kreislauf, den er vollbringt, weil wir uns selbst bei diesem Kreislauf in einem Punkte des Kreises befinden.
Alle Tagesfragen werden von den Zeitungen künstlich aufgebauscht. Das Gefährlichste daran ist, dass die Zeitungen alles in fertigem Zustand präsentieren, wodurch das Selbstdenken erstickt wird.
Ein Mensch ist wie eine Bruchrechnung: Sein Zähler zeigt an, was er ist, und sein Nenner, wofür er sich hält. Je größer der Nenner, desto kleiner der Bruch.
Der Zauberstab ist mir gegeben. Ich muss ihn nur zu gebrauchen wissen.
Jeder trägt seine Bürde, jeder hat seine Fehler; keiner kann ohne Hilfe des anderen bestehen; deshalb müssen wir einander beistehen mit Trost und Rat und gegenseitiger Warnung.
Um von der Welt gehört zu werden, rede von den Hängen Golgathas, oder forme die Wahrheit mit Schmerz, oder noch besser, mit dem Tod.
Eine Belohnung ist nicht kostbar, nur die Arbeit dafür.
Der Gedanke muss in der Gesellschaft geboren werden, seine Bearbeitung und Ausprägung erfolgt in der Einsamkeit.
Man hört oft die Jugend sagen: Ich will nicht von fremden Gedanken leben, ich will mir selbst alles durch den Kopf gehen lassen. Wozu brauchst du aber etwas Übedachtes zu überdenken? Nimm das Fertige und geh weiter. Darin liegt die Stärke der Menschheit.
Eine Frau, die einem Mann ähnlich sein möchte, ist ebenso monströs, wie ein weibischer Mann.
Der Kampf gegen die geschlechtliche Wollust ist der schwerste Kampf. Wenn du fühlst, daß du den Kampf nicht bewältigen kannst, so verheirate dich, und wenn du fallen mußt, so falle nur mit dieser deiner Frau.
Häufig betrachte ich das Leben so wie ein Zuschauer, gleichsam als hätte ich keinen Anteil daran. Und nur bei dieser Betrachtungsweise sieht man es richtig.
Jeder Mensch trägt in sich die Keime aller menschlichen Eigenschaften, und manchmal offenbart er die einen, manchmal die anderen und ist oft sich selbst ganz und gar nicht ähnlich.
Das beste Mittel, glücklich zu werden, ist, wie eine Spinne aus sich heraus nach allen Seiten ein Netz aus Liebe zu spinnen und mit dessen klebrigen Fäden alles einzufangen, was des Weges kommt.
Fast jeder Mann wirft seiner Frau Dinge vor, deren sie sich nicht schuldig fühlt, und umgekehrt. Aber weder wird die eine Seite mit ihren Beschuldigungen je aufhören noch die andere sich je rechtfertigen können.
Um an das Gute zu glauben, muß man es ausüben beginnen.
Es ist leichter, zehn Bände über Philosophie zu schreiben, als einen Grundsatz in die Tat umzusetzen.
Das Leben der Völker ist überall das Gleiche. Die Hartherzigen, Unmenschlichen und Müßigen ernähren sich durch Gewalt und Krieg, die Gutherzigen, Sanften und Fleißigen dulden lieber. Die Geschichte ist eine Geschichte solcher Gewalt und ihrer Bekämpfung.
Es gibt Quellen der Freude, die nie versiegen: die Schönheit der Natur, der Tiere, der Menschen, die nie aufhört.
Nichts tut mehr weh, als wenn die Menschen eine schlechte Meinung von dir haben, und nichts ist andererseits nützlicher, nichts befreit mehr vom falschen Leben.
Wenn du keinen Menschen töten kannst – gut. Kannst du kein Vieh und keine Vögel töten – besser. Keine Fische und Insekten – noch besser. Bemühe dich, soweit wie möglich zu kommen. Grüble nicht, was möglich ist und was nicht. Tu, was du mit deinen Kräften zustande bringst. Darauf kommt alles an.
Die Menschen sind es, die begreifen müssen, daß man Menschen nicht kaufen und verkaufen darf. Und Voraussetzung dafür ist die Freiheit und nicht die Einmischung der Regierung, und zwar vor allem eine Freiheit, die durch Enthaltsamkeit gewonnen wird.
Suche in deinen Leiden die Bedeutung, die sie für dein geistiges Gedeihen haben und die Bitterkeit deiner Leiden ist vergessen.
Könnte der Mensch einen Zustand finden, in dem er müßigginge und doch dabei das Gefühl hätte, ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sein und seine Schuldigkeit zu tun, dann hätte er damit ein Stück der ursprünglichen Glückseligkeit wiedergefunden.
Das wahre Laster besteht darin, das man sich von den sittlichen Pflichten gegenüber dem Weibe löst, mit dem man körperlich verkehrt.
Nirgends wichtiger als im Wissen ist die Bevorzugung von wenig Gutem vor vielem nicht nur Schlechtem, sondern auch Mittelmäßigen.
Alles, was in die Tiefe geht, ist klar bis zur Durchsichtigkeit.
Doch ehe man Respekt genießt, muß man sich ihn verdienen. Und um ihn zu verdienen, darf man sich ihn nicht wünschen.
Je sittenloser die Menschen sind, umso höhere Anforderungen stellen sie.
Der Traum enthält etwas, das besser ist als die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit enthält etwas, das besser ist als der Traum. Vollkommenes Glück wäre die Verbindung beider.
Lebe so, daß du die Taten deines Lebens nicht zu verheimlichen brauchst, aber auch kein Verlangen danach hast, sie zur Schau zu tragen.
Den Bau des öffentlichen Lebens kann nur die sittliche Vervollkommnung der Menschen verbessern.
Menschen, die das Leben nicht verstehen, können nicht umhin, den Tod zu fürchten.
Der Mensch kann sich besser in einem kleinen Häuschen einrichten als in einem riesigen Schloß.
Das Glück besteht nicht darin, daß du tun kannst, was du willst, sondern darin, daß du auch immer willst, was du tust.
Man muß so leben, als habe man nur eine Stunde Zeit und könne nur das Allerwichtigste erledigen. Und gleichzeitig so, als werde man das, was man tue, bis in alle Ewigkeit fortsetzen.
Es genügt nicht, den Menschen Abscheu vor dem Bösen einzuflößen, sie müssen auch zum Guten ermuntert werden.
Die europäischen Völker haben 133 Milliarden Schulden. Wer schuldet wem? Die Armen, die arbeitenden Menschen den Reichen, welche die Aktien besitzen.
Je mehr du eilst, desto weniger wirst du verrichten.
Hast du etwas angefangen, gibt es nicht auf, sondern führe es zu Ende.
Das Schachspiel des Verstandes verläuft unabhängig vom Leben und das Leben unabhängig von ihm.
Ich will nicht die Lehre Christi auslegen, sondern ich möchte nur eines wollen: verbieten, sie auszulegen.
In der menschlichen Dummheit, wenn sie nicht bösartig ist, liegt stets etwas Rührendes, sogar Liebenswertes.