Kurt Tucholsky Zitate
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In Deutschland arbeiten die Arbeiter, damit die Angestellten etwas zu schreiben haben.
Der Spiegel kann nichts dafür, wenn er der Jungfrau anzeigt, daß sie schwanger ist.
Hundebesitzer sind die rücksichtslosesten Menschen auf der Welt.
Ich höre nachts die Lokomotiven pfeifen, sehnsüchtig schreit die Ferne, und ich drehe mich im Bett herum und denke: Reisen…
Was eine Amtsbezeichnung mit dem Menschen zu tun hat, ahnt nur der Deutsche.
Freundlichkeit kann man kaufen.
Klugheit steckt nicht nur in den Jahren, sondern im Kopf.
Die Zeit heilt nicht – aber sie macht, wenn man Aufnahmeorgane hat, weiser.
Nichts wird so respektiert wie der Erfolg.
Es sind nicht die besten Bauern, die sich zum Bürgermeister wählen lassen – die haben nämlich keine Zeit dafür.
Versuch, versuch alles. Und wenn es gar nichts geworden ist, dann sag, es sei ein Essay.
Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die anderen auch nicht.
Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.
Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.
Eine Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber dafür nichts zu tun.
Der Apparat ist ein Automat: innen ist ein Räderwerk von Verfügungen, oben wirft man bescheidentlich ein Gesuch hinein, und unten fällt etwas heraus: in der Regel eine Dummheit.
Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze.
Etwas gegen den Hund zu sagen, heisst für viele, am Heiligsten rühren, was der Mensch hat.
Das Christentum ist eine gewaltige Macht. Daß zum Beispiel protestantische Missionare aus Asien unbekehrt wieder nach Hause kommen – das ist eine große Leistung.
Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.
Alter ist kein Einwand, nein. Aber auch keine Entschuldigung.
Vielleicht ist es besonders vornehm, einem Preisträger etwas zu schenken, was er bestimmt nicht gebrauchen kann… ihm zuzumuten, sich seine Zimmer mit Pokalen vollzustellen, aus denen nur Gespenster trinken können… das ist doch reichlich viel fürs Geld.
Du stolperst auf den langen Beinen – da stehst du nun, Karl Valentin Da fragt man sich, ja gibt es dich? Wir werden wohl vor Lachen weinen – Grüß Gott! Willkommen in Berlin -!
Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.
Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.
Ich sehe diesem Tag mit einigen vollen Hosen entgegen.
Das Leben ist ernst und der Freuden sind wenig. Aber dies ist wohl eine: in Ruhe bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarre zuhören, wie sich die Leute aufregen und abhaspeln und ihr schlechtes Deutsch herunterschnurren und sich versprechen und schimpfen, schimpfen, schimpfen.
Man möchte die Arme aufheben und ihm zurufen: Gott sei Dank, dass es dich gibt! In deinen Filmen ist echteste Menschlichkeit und tiefste Logik des Herzens.
Lesen ist die Schwierigkeit, ein Land fremder Phantasie mit eigenen Gedanken zu bevölkern.
Das Christentum braucht nur ein Jahrtausend in seiner Geschichte zurückzublättern: im Anfang war es wohl die Güte, die diese Religion hat zu gebären helfen – zur Macht gebracht hat sie die Gewalt.
Und das Ding möchte ich einmal sehen, das die Kirche nicht segnete, wenn sich das für sie lohnt.
Schulreform ohne Gesellschaftsreform ist ein Unding.
In den Verein ist er getreten, weil ihn ein Freund darum gebeten.
Literarische Erfolge beweisen zunächst nicht viel für den Wert eines Werkes. Überschreiten sie aber ein gewisses Maß, so zeigen sie etwas an: nämlich nicht so sehr die Qualität des Buches als den Geisteszustand einer Masse.
Wenn man in ein fremdes Land kommt, dann muss man erst einmal das fremde Wasser in sich hineingluckern lassen, das gibt einem den wahren Geschmack der Fremde.
Dürfen darf man alles – man muß es nur können.
Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen läßt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.
Ein Brief soll doch kein Tatsachendokument sein, sondern ein Luftzug, der mich in die Atmosphäre des anderen versetzt.
Der Mensch hat, neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.
Das Wesen des Meeres ist aus dem Tropfen nicht ersichtlich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten. Daß einer alles hat: das ist selten.
Lebst du mit ihr gemeinsam – dann fühlst du dich recht einsam. Bist du aber alleine – dann frieren die Beine. Lebst du zu zweit? Lebst du allein? Der Mittelweg wird wohl das richtige sein.
Jeder versteht nur seine eigene Poesie. Jede Zeit versteht nur ihre eigene Naturauffassung. Der ist reich, der viele hat.
Der Name ists, der Menschen zieret, weil er das Erdenpack sortieret – bist du auch dämlich, schief und krumm: Du bist ein Individuum.
Wenn manche Frauen wüßten, was manche Männer so unter „arbeiten“ verstehen, so ließen sie sich nie mehr wegen ihrer zu langen Telefongespräche Vorwürfe machen.
Ich sah sie an, und sie gab mir den Blick zurück: wir faßten uns mit den Augen bei den Händen.
Merke: Wer sich so mit dem Nebel des Mysteriums umgibt, wie alle diese, die es mehr oder weniger begabt der katholischen Kirche nachmachen, der zeigt, daß seine Position bei voller Klarheit viel zu fürchten hat.
Mit der Logik kann man alles beweisen.
Das deutsche Leben gehört zum Aktenverkehr.
Ratschläge für einen guten Redner: Hauptsätze. Hauptsätze. Hauptsätze.