Khalil Gibran Zitate
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Glaube ist das Wissen im Herzen, das keines Nachweises bedarf.
Hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.
Haltet mich fern von dem, der sagt: Ich bin das Licht, das den Menschen ihren Weg weist, doch bringt mich zu dem, der seinen Weg durch das Licht der Menschen hindurch sucht.
Ihr seid auf zahllose Weisen gut. Und ihr seid nicht böse, wenn ihr nicht gut seid, ihr seid nur säumig und faul.
Lieber möchte ich zu den geringsten Menschen gehören, mit Träumen und dem Verlangen, sie zu erfüllen, als der Größte zu sein, ohne Träume und ohne Verlangen.
Wir würden vor dem Glühwürmchen ebenso ehrfürchtig stehen wie vor der Sonne, wenn wir nicht an unsere Vorstellungen von Gewicht und Maß so gebunden wären.
Jenseits meiner Einsamkeit liegt eine andere Einsamkeit, und wer sie bewohnt, dem erscheint meine Einsamkeit wie ein bevölkerter Marktplatz und mein Schweigen wie lautes Stimmengewirr.
Ich verlangte nach einer Mutter und einem Vater und ich fand die Nacht und das Meer.
Ehrgeiz ist auch eine Form der Arbeit.
Widerspruch ist die niedrigste Form von Intelligenz.
Und wer seinen Lebenswandel durch die Sittenlehre begrenzt, sperrt seinen Singvogel in einen Käfig.
Ich kenne die absolute Wahrheit nicht. Aber ich stehe meiner Unwissenheit demütig gegenüber, und darin liegt meine Ehre und meine Belohnung.
Die Dunkelheit ist eine Morgendämmerung, die darauf wartet, geboren zu werden.
Wenn die Erde ausatmet, gebiert sie uns. Atmet sie aber ein, ist Tod unser Los.
Nimm eine Handvoll guter Erde. Vielleicht findest du ein Samenkorn darin oder eine Raupe. Wäre deine Hand geduldig genug, würde der Same ein Wald und die Raupe eine Schar geflügelter Wesen werden.
Der Beginn des Lebens liegt nicht in der Materie, und sein Ende liegt nicht im Grab.
Kein Sehnen bleibt unerfüllt.
Alles Wissen ist vergeblich ohne die Arbeit. Und alle Arbeit ist sinnlos ohne die Liebe.
Befreit mich von dem, der die Wahrheit nicht ohne Schmerz ausspricht, von dem, dessen Benehmen gut, dessen Absicht jedoch schlecht ist, und von dem, der sich selbst Achtung verschafft, indem er die Fehler anderer findet.
Der Wind spricht zu den riesigen Eichen nicht süßer als zum geringsten aller Grashalme. Und der alleine ist groß, der die Stimme des Windes in ein Lied verwandelt.
Ich verzichte auf alle Weisheit, die nicht weinen, auf alle Philosophie, die nicht lachen, auf alle Größe, die sich nicht beugen kann – im Angesicht von Kindern.
Zu erkennen, daß das Lob des Menschen der Frucht am Baume gleicht, heißt, die Einheit des Lebens zu begreifen.
Der Zweifel ist ein Schmerz, der zu einsam ist, um zu wissen, daß das Vertrauen sein Zwillingsbruder ist.
Wer philosophiert, gleicht einem Spiegel, der Gegenstände reflektiert, die er nicht sehen kann, und ähnelt einer Höhle, welche die Stimmen, die sie nicht zu hören vermag, als Echo zurückwirft.
Ich sah sie essen und wußte, wer sie waren.
Innerhalb der Seele gibt es Geheimnisse, die keine Meinung aufdecken und keine Vermutung enthüllen kann.
Die Bedeutung eines Menschen liegt nicht in dem, was er erreicht, sondern in dem, was er sich zu erreichen sehnt.
Nur einmal machte man mich sprachlos. Es war, als mich jemand fragte: Wer bist du?
Die Wahrheit muß stets gegenwärtig sein, um manchmal geäußert zu werden.
Wir borgen oft von der Zukunft, um die Schulden aus der Vergangenheit zu bezahlen.
Der Optimist sieht eine Rose, nicht aber ihre Dornen.
Es gibt keinen Fortschritt, wenn man das verbessert, was bereits getan wurde, sondern nur dann, wenn man das anstrebt, was noch nicht getan worden ist.
Das „Ich“ in mir, mein Freund, wohnt in dem Haus der Stille. Dort soll es bleiben, immerdar, unerkannt und unnahbar.
Die meisten von uns bewegen sich unsicher zwischen stummer Auflehnung und lautstarker Unterwürfigkeit.
Seltsam, daß meine Tugend mir nichts als Schaden bringt, während das Schlechte mir stets zum Vorteil gereichte. Nichtsdestoweniger werde ich weiterhin voll Überzeugung auf meine Tugend setzen.
Der Mensch wird niemals etwas erfinden, er entdeckt es lediglich.
Mag sein, daß Stille Zufriedenheit sei; doch ich sage euch, daß gerade in der Stille Widerstand, Auflehnung und Verachtung wohnen.
Schwer ist das Leben für den, der sich den Tod wünscht, doch seiner Angehörigen und Freunde wegen weiterlebt.
Die Einsicht eines Menschen verleiht ihre Flügel keinem anderen.
So, wie es zwischen Seele und Körper eine Verbindung gibt, ist auch der Körper mit seiner Umgebung verbunden.
Mitleid ist nur halbe Gerechtigkeit.
Wenn du arm bist, meide die Gesellschaft derer, die mit der Elle des Reichtums messen.
Wenn du deinen Kummer deinem Nächsten anvertraust, dann schenkst du ihm einen Teil deines Herzens. Wenn er eine große Seele besitzt, wird er es dir danken. Wenn er eine kleine Seele besitzt, wird er dich herabsetzen.
Wenn du zwischen zwei Übeln wählen mußt, nimm lieber das offensichtliche als das verborgene, auch wenn es größer als das andere erscheint.
Die Tränen der Jugend sind wie Tautropfen auf den Blütenblättern der Rose, während die Tränen auf einem Greisengesicht gelben Herbstblättern gleichen, die der Wind zerstreut und davonträgt, wenn der Winter des Lebens naht.
Solange deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie größer werden, schenk‘ ihnen Flügel.
Gebet nur das Beste in euch eurem Freunde.
Wie sollte ich denn den Glauben an die Gerechtigkeit des Lebens verlieren, da die Träume derer, welche auf Daunen gebettet sind, nicht schöner werden als die Träume derer, die auf der Erde schlafen.
Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt.
Meine Beweiskraft überzeugt den Unwissenden, und das Argument des Klugen überzeugt mich. Doch dem, der weder weise noch töricht ist, kann ich nichts begreiflich machen, und auch er kann mir nichts beweisen.