Karl Julius Weber Zitate
seite 4
Der Scherz darf nicht kränken oder beleidigen; boshafter Scherz ist ein Widerspruch; er soll gefallen und erfreuen.
Im Alter lernt man vieles, was man in der Jugend nicht begreifen wollte.
Kummer eines Tages macht alt für ein Jahr.
Bücher sind immer noch die wohlfeilsten Lehr- und Freudenmeister, und der wahre Paraklet hienieden für Millionen besserer Menschen.
Denn Despotismus ist der schwarze Punkt in aller Menschen Herzen.
Verschiedenheit der Religionsmeinungen findet sich nur bei Alltagsmenschen. Leute von Geist haben nur eine Religion.
Das Urteil des Greises zittert weniger als sein Haupt.
Selbstliebe in den Schranken der Mäßigkeit und Weisheit ist die Quelle alles Glücks und aller Vollkommenheiten; blind und regellos aber wird sie der Anfang alles Unglücks und aller Leidenschaften.
Ich gedenke oft solcher Politiker, wenn ich im Dorfe von einem Hund angebellt werde, der zweite nachbellt, und alle bellen, und keiner kann sagen, warum?
Bestände das Sterben nur in Geistesaufgebung, so könnten Millionen unsterblich sein.
Ein gutdenkender Witzkopf ist wegen seiner Aufgewecktheit beliebt wie das Eichhörnchen, beißt nur, wenn man ihn gröblich neckt, und beleidigt nie, ohne lange genug geknurrt zu haben.
Der Geiz ist die kälteste aller Leidenschaften; wenn die andern mit den Jahren abnehmen, nimmt diese zu, daher sie auch wohl die verächtlichste und lächerlichste unter allen ist.
Liebe ist ein wahrer Fieber-Paroxysmus, nur daß dieser mit Kälte anfängt und mit Hitze endet, die Liebe aber den umgekehrten Weg geht.
Die Menschheit geben uns Vater und Mutter; die Menschlichkeit aber gibt nur die Erziehung.
Das Bier ist flüssiges Brot, der Branntwein verklärtes Brot, aber schon Jesus sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ – Wein her!
Romane sind der Barometer des Zeitgeistes und der Kultur einer Nation, der Spiegel der Zeit, der Sitten und noch mehr der Krankheiten der Seele und charakterisieren ihre Nation.
Die heilige Therese definiert den Teufel recht schön: ein Unglücklicher, der nicht weiß, was lieben heißt.
Die größte Tugend der Alten und eine der Hauptquellen des Frohsinns – Einfachheit.
Die Meinung, dass etwas ein Übel sei, verursacht oft weit schlimmere Empfindungen als das Übel selbst. Mancher hat schon eine schmerzhafte Operation ertragen, ohne zu erbleichen und zu jammern, während die Umstehenden zitterten, erblaßten und in Ohnmacht fielen.
Viel und gut reden ist das Talent des geistreichen Weltmannes; wenig und gut der Charakter des Denkers, viel und schlecht die Wut des Witzlings, der Schwätzer und Snackschwestern und der Alltagsköpfe.
In der Regel fängt man mit fünfzig an, der Welt satt zu werden, mit sechzig ist’s die Welt müde mit uns, und im siebenzigsten heißt’s Adieu Partie!
Den gelehrtesten Pantoffel halte ich für den drückendsten.
Bücher sind die Lehrmeister ohne Stock und Rute, ohne Schreien und Zorn.
Adel ist Personifikation der Tugend, Virtuosität.
Sie [die Zeitungsschreiber] füllen jetzt die Lücken mit lieblichen Raisonnements, und dann und wann kommt denn auch ein Faktum.
Ich finde es geradezu erstaunlich, wieviele kluge Männer sich zum Thema Bescheidenheit geäußert haben.
Wahrlich, es ist ein Unglück, nie Unglück gehabt zu haben.
Glücklich kann kein Gott und König euch machen, wenn ihr es nicht selber könnt.
Langweile hat alle Künste des Schönen und allen Luxus erschaffen, und ist die Essigmutter von Tugenden und Lastern.
Die unselige Frühreife meiner Zeit zerstört Leib und Seele.
Es ist ein komisch Ding um einen echten Bibliomanen; jede Auktion ist ihm ein Christmarkt und jeder zugeschickte Katalog ein Weihnachtsgeschenk.
Wir sitzen zuviel und die besten Ämter, die wir zu vergeben haben sind Stühle: der Richterstuhl, der Predigerstuhl und der Lehrstuhl.
Die Erfinder sind die wahren Wohltäter der Menschheit und verdienen größere Ehre als die, welche beweinenswerte Schlachten lieferten und große Länder eroberten, ohne zu verstehen, ihr eigenes Land glücklich zu machen.
Dem Verstande gleicht der Witz in der Materie, der Phantasie mehr in der Form; er ist ein schnellspielender, schnelldenkender Verstand, eine elektrisch wirkende Kraft, die nicht mühsam sucht, sondern findet, ja erfindet –
Ein kluges Weib macht ihren Freund auch zum Freund ihres Mannes
Das Studium der Natur führt zur Gottheit.
Da die Alten in ihren Schriften alle Dinge gesagt haben, können die neueren Schriften das gleiche nur kürzer sagen.
Das Leben wird gegen Abend, wie die Träume gegen Morgen immer klarer und geordneter.
Ein Weib, das nichts spricht, ist in der Regel dumm, beim Mann ist der Fall oft umgekehrt.
Der Handel war es, der recht eigentlich die Welt aus ihrer Barbarei gezogen hat, die alte, wie die neue Welt.
Deutsche opferten sich recht eigentlich für die Menschheit, gaben ihren Nationalcharakter preis, um Weltbürgerrollen zu spielen und wurden nichts!
Apotheken und Bibliotheken sind, wo nicht a priori doch a posteriori betrachtet, einerlei – Dyka, Büchse, sind beide gar häufig leer.
Eins begreift das Zeitalter, dem das Überflüssige zum Notwendigen geworden ist, nur wenig, die größte Tugend der Alten und eine der Hauptquellen des Frohsinnes – Einfachheit.
Oft habe ich in Gesellschaft oder Theatern Männer von berühmten Namen beobachtet, worüber sie lachten oder nicht lachten, und mich selten in ihrem wahren Charakter geirrt.
Unsere Philologen gleichen meist den Winzern, die den Wein bauen und keltern, aber nicht selbst trinken.
Gott steh‘ ihr bei – der Klerikei – die Laien lernen lesen.