Karl Gutzkow Zitate
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Wir sind viel zu schnell bei der Hand mit dem Urteil, daß uns dies oder das durch die Natur versagt wäre. Ein wenig mehr Fleiß und es stellt sich das Gegenteil heraus.
Wir sehen, wie in einem durchsichtigen himmelblau klaren See, die verlorenen Tage der Vergangenheit schimmern. Ach, die glänzende Klarheit täuscht über die Erreichbarkeit der Tiefe!
Lieber Freund, du hast vielleicht Recht, so weit dein Urteil die Sache betrifft. Gerade aber weil – du es bist, der so urteilt, hast du Unrecht.
Man rühmt solche Schriftsteller, die man „gesunde Naturen“ nennt. Wer gesund ist, kann von Glück sagen. Ein Verdienst ist es nicht.
Übereinstimmung verlange in der Liebe, nicht im Glauben.
Verschiedenes zu Verschiedenem sucht der Sammlerfleiß, Verschiedenes zu Gleichartigem der Scharfsinn, Gleichartiges zu Verschiedenem der Witz, Gleichartiges zu Gleichartigem die Poesie.
Beruhige dich doch! Allerdings darfst du annehmen, daß dich die Welt nicht ganz so hoch anschlägt, wie du dir, wenn du übermüthig bist, selbst erscheinst, aber sie schlägt dich auch nicht ganz so gering an, wie du dir selbst erscheinst, wenn du verzagst.
Bizarr ist die Phantasie der Furcht. Noch bizarrer die des Mißtrauens.
Ein wunderbar latenter Zustand – die der elterlichen Strenge zu Grunde liegende elterliche Liebe!
Entstünde doch nur die Ordnungsliebe so vieler Menschen aus Schönheitssinn und nicht aus Pedanterie!
Pedanterie zeugt von wenig Begriffen. Niemand ist pedantischer als ein noch auf dem Arme getragenes Kind.
Nur der Jugend steht die Thorheit an. Dem Alter steht alles so, wie es ist, oder – noch schlimmer
Wir sind immer bessere Menschen, wenn wir eben Musik gehört haben, nicht aber immer bessere, wenn wir eben welche machten.
Das beste Mittel zur Bildung des Volkes ist unser Beispiel.
Wenn ihr nur wüßtet, wie wohl wir hinter dem, was ihr an uns lobt, euern Tadel erkennen!
Kann man der Menge nur überhaupt beikommen und sie zum Lesen, zum Anschauen zwingen, so ist sie vom Mäßigen schon über Erwarten entzückt.
Zuletzt, du verschlagener Sohn der Hölle, mußt du dich denn noch bequemen, auf die Frage der Ehrlichkeit und der Einfachheit runde Antworten zu geben.
Maßloses bringt Reue und Reue – wiederum das Maßlose.
Anerkenne fremdes Verdienst und der Anerkannte wird dich fördern.
Hätte man doch nur die alte Sitte, daß sich die Könige vor die Fronten ihrer Armeen riefen und ihre Händel durch Zweikampf ausmachten -! Einige Gänge – und Ruhe und Friede wäre in der Welt.
Man beweise sich nicht als Freund, schreien die Menschen, wenn sie Beweise der Freundschaft nicht in bedeutenden, wichtigen Krisen, sondern bei hundert kleinen Nörgeleien, Quälereien und Wünschen haben wollen.
Ich fühle mich ewig jung! – Richtig, du willst sagen: Du fühlst dich ewig unreif.
Wer immer getäuscht wurde und immer noch hofft, ist entweder ein Narr oder ein Engel.
Wechsle zuweilen den Ort deines Aufenthalts! Dein Wesen will neue Triebe schaffen.
Wer sich seine Lebensschicksale selbst zu bestimmen weiß, ist in der Regel doch nur ein Egoist.
Denke zuweilen darüber nach: wer wird wohl einst deinem Sarge folgen? Wer wird wohl einst geneigt sein, für dein Grab einen Kranz zu winden?
Immer mehr werden in unseren Tagen die Schäden zum Ausbruch kommen, wo man am Körper Europa’s auf die Symptome curirt hatte, während der Sitz des Uebels in der Tiefe lag.
Ein Geburtstag ist ein Einkleidungstag!
Das alles war Schon einmal da.
Daß man beten soll, ist vorzugsweise dem gesagt, der nicht weiß, wie er es anzufangen hat, sich irgendwie gegenständlich zu machen.
Ein glücklicher Zufall, der aber auch zu glücklich ist, gehört zu den bedenklichen Dingen.
O, durch welche Wirrsale muß sich ein Kinderherz durcharbeiten! Die Tugend ist ein Pflanze, die wächst und ans Licht muß, auch wenn man unter dem Namen de Erziehung einen schweren, schweren Stein auf sie legt.
Wird der Philister großartig, so platzt in der Regel die Baßgeige.
Das sind die besten Lehrer, die aus den Trauerweiden, die sie über sich selbst pflanzten, ihre Ruten schneiden. Mit ihrem Hunger sättigen sie, mit ihrer Blöße bekleiden sie.
Unsere besten Gedanken sind nicht diejenigen, die wir finden, wenn wir selbst suchen, sondern diejenigen, die wir finden, wenn wir andern Suchenden nachgehen.
Neigung zum Schreibtisch und zur Correspondenz ist nur den geistig Bevorzugten eigen.
Wenn wir etwas für unsere Bildung verausgaben sollen, so hat uns der Thaler volle dreihundert und sechzig Pfennige. Geben wir etwas für unser Vergnügen aus, hat er nur dreißig Groschen.
Der Tod ist das gelöste Rätsel dieses Lebens.
Ob du ein Redner bist, wird sich erst zeigen, wenn man dir widerspricht.
Takt ist die höchste Blüte einer allmählich erlangten Umgangsbildung. Herzensgüte und Bescheidenheit brauchen sich nicht viel Mühe zu geben, diesen Bildungsgrad zu erlangen. Ihnen ist er angeboren. Takt ist der Verstand des Herzens.
Kein Tod ist so tragisch wie der des Gecken.
„Partei“ nennen manche Wortführer einen isolierten Desperationsstandpunkt, auf welchen nur sie allein durch Zufall, Ungunst des Geschicks oder ein Übernehmen ihrer Kräfte geraten sind.
Eine geistreiche junge Frau gestand uns: Wenn doch die Frauen nur begreifen wollten, wie bequem und angenehm es ist, 31 Jahre alt zu sein, wir würden uns nicht so lange mit den Demütigungen plagen, die mit dem Schein von 29 Jahren verbunden sind.
Eine Nation, die es duldet, daß über ihre größten Geister mit so frecher Stimme der Stab gebrochen wird, scheint nicht wert, daß sie die großen Geister erzeugte.
Schön ist mir alles, was das, was es sein will, auf eine nicht störende Weise ist.
Wir besitzen Schätze, die wir viel zu selten mustern, und wären es nur Kleinigkeiten – wie die Fähigkeit, eine Frühlingsnacht zu empfinden.
Systemveränderungen, Glaubensmetamorphosen und ähnliche Revolutionen unseres Innern, zu denen man im Alter Jahre braucht, machen wir in der Jugend oft in wenigen Stunden durch.
Brach dir am Wagen deines Lebens ein Rad, ei, so flechte die Stücke auf den Giebel deines Hauses und laß – die Störche drin nisten!
Manche Ehefrau steht lebenslang mit dem feurigen Schwert neben ihrem Gatten, um von ihm fern zu halten, was nur irgend noch ans verlorene Paradies erinnern könnte.
In den Schwankungen des Lebens hältst du dich nur aufrecht, wenn du für jede und alle Lagen deinen Schwerpunkt in Wahrheit und Gerechtigkeit suchst.