Karl Gutzkow Zitate
seite 6
Nicht Gold, nicht Edelsteine können ein Weib wahrhaft glücklich machen, sondern nur das Gefühl, geliebt zu werden, und darin sind sie alle gleich, die Vornehmen und Geringen, die Reichen und die Armen.
Das Wörtchen und muß ein origineller Schriftsteller soviel als möglich vermeiden.
Es gibt nur da Liebe und Freundschaft, wo sich einer dem andern beugt! Und nicht immer der Schwache vor dem Starken – auch der Starke vor dem Schwachen.
Schreibe doch einer ein ernsthaftes Buch über die Frage: Was erscheint dem Prosaischen poetisch?
Nicht mit dem scheidenden Herbst fühlen wir uns älter werden, weit mehr mit dem kommenden Frühling.
Wie oft möchte man nicht im Leben die Worte des Dichters: „Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht – !“ mit Hervorhebung des drittletzten Wortes der wiederholen!
Dienende kann man durch nichts so sehr belohnen, als durch Vertrauen. Einen von ihm gewechselten Thaler ungezählt zuzückzunehmen, macht ihn unter Umständen glücklicher, als ein Trinkgeld.
Einen Feind hassen wir nicht so sehr als einen Freund, der sich nur halb bewährte.
Wenn uns Jemand ein Unrecht zugefügt hat und er erkennt seinen Fehler, so verdrießt es ihn in der Regel, sich schämen und sein Unrecht wieder gut machen zu sollen. Da zieht er den bequemeren Ausweg vor, dich zu hassen.
Jedes Kind, das zur Welt kommt, predigt sogleich das Evangelium der Liebe.
Die Welt ist sehr arm an solcher Liebe, die nicht liebt, um wieder geliebt zu werden, die sich auch bewährt in der Demütigung, daß man sie nicht erhört.
Wenn es uns schlecht geht, werden wir noch immer weit mehr wahres Mit-leid finden, als wahre Mit-Freude, wenn es uns gut geht.
Das Lachen ist ja die einzige Arzenei, die man sich nicht aus der Apotheke verschreiben kann.
Wer muß, der kann! Möge dir dies rauhe Wort da nur gelten, wo Müssen eine innere Notwendigkeit ausdrückt.
Unwissende sind gleich über jeden Zweifel an ihrer Bildung empört, während Unterrichtete mit dem größten Behagen zugestehen können, daß der Mensch niemals auslernen könnte.
Es ist schlimm, wenn ein Mann zu wenig Herz hat, aber noch schlimmer läßt’s ihn, hat er zu viel.
Das fühlen wir unwiderleglich, die Bestimmung des Menschen fällt nicht zusammen mit dem Zweck dieser Erde.
Die Herzen der Menschen schafft man sich nicht. Verschmähte Freundschaft, abgewiesene Liebe ist verloren wie – ein Stelldichein, das man versäumte, und das uns so nicht wieder geboten wird -!
Die Liebenden quälen sich gegenseitig am meisten, und niemand bereitet sich das Gift des Todes oft willenlos geflissentlicher, als die, die sich das Leben sind.
Schmerz um die Wunden, die uns die Welt schlug, wird Philosophie, Schmerz um die Wunden, die wir uns selbst schlagen, Poesie.
Nur die Liebe bedarf keines Buches. Sie liest die größten Schätze der Weisheit und der Wahrheit im Auge der Geliebten.
Je mehr unser Geist erfährt, desto mehr nimmt er auf. Je mehr unser Herz erfährt, desto mehr muß es hingeben.
Als Jünglinge fragten wir: Was ist wahr?, als Mann: Was ist schön?, als Greis: Was ist gut?
Alles Wissen ist ein Sieg des Lebens über den Tod.
Der Rat, den dir ein weibliches Herz erteilt, wird immer der klügste sein.
Halte dir einen tüchtigen Feind! Er wird dir ein Sporn sein, dich zu tummeln.
Die Sitte folgt dem Urteil nicht, sie folgt dem Vorurteil.
Nur wer sich seiner Zeit widmet, der gehört auch den späteren Zeiten an.
Im Alter nimmt nicht die Fülle der Ideen ab, nur die Lust, sie auszusprechen.
„Wie? Ich sollte mich so geben, wie ich bin?“ Gewiß! Prüfe dich aber erst, ob du auch so, wie du bist, sein darfst!
Wahrhaftig ist doch nur das ein Glück, das sich mit andern teilen läßt.
Einen Freund gefunden zu haben, das scheinen manche Menschen die Entdeckung eines bequemen Sophas zu nennen, auf welchem sie glauben, sich mit ihren Unarten so recht ausflegeln zu können.
Der wahrhaft Unglückliche ist, und wenn er noch viele Tröster findet, immer allein.
Wenig verbreitet ist jene hohe Gerechtigkeit, die immer noch bewundern kann, wo sie auch nicht mehr zu lieben vermag.
Von ihren Grundsätzen zu reden, ist am meisten denjenigen eigen, die gerade unter der Herrschaft nur ihres Naturells stehen.
Jugendliche Weltanschauung schreitet jambisch, reife trochäisch.
Der schönste Schmuck eines großen Menschen ist seine Harmlosigkeit. Freilich gehört selbst eine Art Größe dazu, sich in die Natürlichkeit und Einfachheit eines großen Menschen finden zu können.
Gespräche sollen in der Erzählung nur zur Belebung und Darstellung der Handlung dienen. Dienen sie auch noch zur Charakteristik der Personen, so werden sie langweilig.
Die Liebe ist uns gegeben, den Tod willkommen zu heißen. Wir gehen so gern, löscht eine Kerze nach der andern aus.
Jedes Leben ist ein Versuch, begangene Jugendtorheiten wieder gut zu machen.
Wenn man sich recht herzlich freut, daß jemand Glück hatte, so ist damit noch nicht gesagt, daß man ihm auch einräumen will, das Glück verdient zu haben.
Der Gedanke an Trennung ist das Bindende in der Liebe. Zu besitzen ist nichts; aber zu verlieren ist alles.
Meist legen wir Fehler erst dann ab, wenn wir entdeckt haben, wie sie anderen stehen.
Du glaubst mich durch deine Schilderung vernichtet zu haben? Du hast mich definiert.
Die Anlage der Deutschen zur Dichtkunst beruht auf keinem Übermaß von Phantasie, sondern nur auf der uns eigenen Vermählung des Gedankens mit dem Gemüt.
Talent ist Form, Genie Stoff.
So oft sich Eheleute, wenn sie Kinder haben, in Gegenwart derselben vorwerfen: Wir hätten uns nicht heirathen sollen! begehen einen Mord.
Die Dichter gleichen den einsamen Botenläufern, die morgens in aller Winterfrühe, wenn noch kaum die Hähne gekräht haben, auf den nachts verschütteten Wegen die ersten Fußstapfen wieder eindrücken müssen.
Diese Reckenpoeten! – Sie pflanzen Eichbäume in irdene Scherben.
Das Wort „Lieben“ wird durch jeden Zusatz schwächer. „Ich liebe dich wie mein Leben!“ – oder „Ich liebe dich sterblich!“ – ist lange nicht so viel, wie das einfache: „Ich liebe dich!“