Karl Gutzkow Zitate
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Anerkennung geht in der Regel nur so weit, als sie dazu dient, dem Anerkennenden selbst Relief zu geben.
Laß dir aufs allerdringendste angeraten sein, daß du auch nicht von einem einzigen Menschen der Welt annimmst, er wäre unbedeutend.
Jedem Talente unsere Anerkennung, nur nicht dem, das, um sich auszubreiten, wühlt und wühlt und sich selbst nirgendwo niedersetzen kann, ohne erst einem andern „Platz da -!“ zuzurufen.
Die höhere und seelische Erziehung hat die Aufgabe, die Eingebungen der Natürlichkeit mit den Gesetzen des guten Tons so in Harmonie zu bringen, daß man gebildet wird und doch natürlich bleibt bei aller Bildung.
Wie süß ist Rache, die vom Schicksal kommt, Und die man selber nicht zu schüren braucht!
Von allen Heilmitteln der Seele ist die Zeit zwar das wirksamste, aber auch das kostspieligste. Man muß es mit einem unwiederbringlichen Dasein bezahlen.
Die leidenschaftliche Liebe ist stets selbstsüchtig, was auch die Schwärmerei behaupten möge.
Ein furchtbarer Augenblick im Leben ist der, wo wir erkennen, daß wir die zu groß angelegten Konturen unseres Daseins nicht mehr mit den Mitteln unserer Person allein auszufüllen vermögen.
Von den vier Temperamenten, wenn sie noch nicht zur Fabel geworden sein sollten, trifft die bedeutenden Naturen das cholerische.
Was strebst du nach Macht und Einfluß, der du doch schon lange auf deiner Scholle König bist! Sieh nur einmal um dich und du wirst deines Reiches schon inne werden.
In schreckhaftem Grade imponiert dem gemeinen Menschen Herzlosigkeit.
Ein ganzes Unglück verdrießt uns nicht so sehr, wie ein nur zur Hälfte eingetroffenes Glück.
Wer nicht von Anfang blieb auf grader Straße, Der könnte Steine wandeln selbst in Brot, Man glaubt ihm nicht. – Die Meinung hat verloren, Wer seiner Meinung einmal abgeschworen.
Wir bedürfen wenig, wenn wir unglücklich sind; unersättlich macht uns nur das Glück.
Selbst auch dann würde, wie die Dichter sagen, ein Schauspiel für die Götter gefeiert werden, wenn die Menschen in allen Lagen so handeln und immer so denken wollten, wie sie sich in Stammbüchern und Albums geben.
Wie wenig Spur bleibt doch von einer Existenz zurück!
Bleiben wird von uns nur das, was wir dem Allgemeinen geweiht.
Wer immer wieder seine Wunden hartnäckig von selber aufreißt, verrät, daß er sich vor ihrem allzu schnellen Vernarben nicht sicher glaubt.
Der Brautstand ist jener sonderbare Stand des Lebens, den man mit Recht als den glücklichsten zu bezeichnen pflegt, und dem doch niemand eine allzulange Dauer wünscht, am wenigsten die zunächst Beteiligten.
In meiner frühesten Kindheit hatt‘ ich Gefühle, die mich durchbebten, wunderbarer und erhabener, als sie mir je eine spätere Wirklichkeit bieten konnte. Sicher werden es solche Gefühle sein, sie uns wieder beim Nahen des Todes befallen.
Und doch sind es wunderliche und oft sehr schwierige Naturen, die das Rechte erst aus der Seele eines anderen heraus zu treffen vermögen.
Sagt uns doch nicht, daß wir das irdische Glück verachten sollen! Es gibt ja keine Ahnung von künftigen, irgendwie erdenklichen Himmelswonnen, die sich nicht an etwas anknüpfen, was wir hienieden kennen, hienieden vorempfinden, hienieden genießen, verlieren, schmerzlich vermissen lernen.
Um in Deutschland mit einem guten Werk durchzudringen, muß man hintennach ein mißlungenes schreiben. Dann erst wird das vorangegangene erkannt.
Sprich doch nicht von deiner Wahrheitsliebe, wenn du nur rücksichtslos warst.
Ach, hätte die Welt nie von Gott gewußt, sie würde glücklicher sein!
Wenn sich unedle Naturen endlich entschließen müssen, ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen, so pflegen sie gewöhnlich hinten nach noch ein Extrastückchen ihres Charakters, irgendetwas Gemeines, als unverlangtes Agio dreinzugeben.
Mit dem Verhalten zur Verschiedenartigkeit der Religionen ist es leider wie mit dem Familiensinn, der seine eignen Kinder wunderbar schön findet, während sie andern nicht selten häßlich erscheinen.
Die gefährlichste Feinde der weiblichen Grazie sind die sogenannten selbständigen Ansichten und das beliebte: Ich bin nun mal so!
Es liegt in reinen und stolzen Mädchenseelen die Abneigung vor Männern, die ihr Geschlecht zu tief erkannt haben, begründet.
Immer und überall kindlich – ist kindisch.
Tief glaubst du zu sein? Du bist nur schwerfällig.
Warum rührt uns das Schöne? Es schmerzt uns seine Einsamkeit, sein unerwartetes Kommen, sein baldiges Vergehen.
Ich bin natürlich- -! Bitte, du hast nur die Unart, alles auszusprechen, was dir über die Zunge läuft.
Kein menschliches Herz ist wie ein eisengegossenes Gefäß, daß es bald eiskaltes, bald siedendheißes Wasser in rascher Abwechslung ertragen kann. Es wird immer springen, wenn man es nicht allmälig erkalten, allmälig erwarmen läßt.
Ich glaube an die Palme als das allein der Menschheit würdige Symbol.
Wie die Gestirne sichtbar werden, wenn die Nacht heraufzieht, so zeigt sich des Menschen wahrer Werth erst im Unglück.
Das durch Mühe erworbene Glück ist allein ein wohltuendes. Es gewährt zugleich die Behaglichkeit eines physischen Ausruhens.
Die Menge erkennt Gott nur durch die Schrecken der Natur, den Genius nur durch seine Triumphe.
Wir lieben im Alter ganz noch so feurig wie in der Jugend, nur daß sich in letzterer unsere Liebe von selbst verrät, im Alter sie gesucht, entdeckt, ermutigt sein will.
Schurken gehen ungern ins Theater, wenn sie auch die bewunderungswürdige Virtuosität besitzen, sich die Spiegelbilder, die ihnen in erschreckender Treue dort entgegengehalten werden, durch allerhand Unähnlichkeiten, die sie entdecken, doch wieder vom Gewissen hinwegzuräsonniren.
Wenn Erzieher ihren Zöglingen die Schwärmerei widerraten, so tun sie im Gunde kaum etwas anderes, als sie zur Herzensträgheit anleiten.
Wem es nicht ein Bedürfnis geworden ist, glücklich zu sein, der wird es niemals werden.
O, der Magnet des Wahns zieht mächtig!
Schreibe das, was du dir bei andern als Mangel an Wertschätzung deutest und was dich so oft von Herzen bekümmern kann, in der Regel lieber auf die so weit unter den Menschen verbreitete Untugend der – Trägheit.
Die meisten unserer Fehler erkennen und legen wir erst dann ab, wenn wir sie an anderen entdeckt und gesehen haben, wie sie denen stehen.
Das Kruzifix ist eine Zierat geworden, die man im Ohre hängen hat.
Bewundern ist und Liebe eins beim Weib.
Bemitleidenswert ist der Mensch als Gattung, wenn selbst der Edelste, von gemeinen Kreaturen gehetzt, nicht immer das rechte Mittel zur Abwehr trifft.
Die Bedeutenden unter sich verständigen sich schon. Wären nur nicht die Zwischenträger, die Vermittler, die Mitläufer -!
Die Meinungen, die man dir als Religion aufdrängt, abzulehnen, das eben sei deine Religion.