Julius Rodenberg Zitate
Nur die Kinder leben in der Gegenwart. Der neue Eindruck verwischt zwar immer bei ihnen den alten. Das schreibt sich wie mit sympathetischer Tinte auf das weiße Blatt ihrer Seele, und in späteren Jahren, man weiß oft nicht woher, kommt eine Schrift nach der andern lesbar wieder zum Vorschein.
So dämonisch ist die Gewalt der Lüge, daß sie wie ein Wurm sich in die Seele frißt und den Rest von Wahrheit und Aufrichtigkeit darin, ja zuletzt die Möglichkeit vergiftet, sie zu bekennen und auszusprechen.
Härte charakterisiert die religiösen Enthusiasten, in ihrem Eifer für Gott sind sie bereit, den Menschen allezeit zu opfern, und anstatt, wie vorgeschrieben: zu werden nach seinem Bilde, machen sie sich ihn nach dem ihrigen.
Wo nichts mehr erlöst, da erlöst die Liebe.
Erinnerung ist eine Schatzkammer. Sie bewahrt uns die Angedenken der Tugend wie Kostbarkeiten auf.
Laß unbeirrt den äußeren Schein zerrinnen! Das Licht, das niemals irre führt, ist Licht von innen.
Es gibt eine Schönheit, welche sich niemals verliert, weil sie mehr eine Schönheit der Seele als der Formen ist.
Ich würde es für eine ungerechte, sowohl als unweise Politik halten, irgendjemand seiner natürlichen Freiheit zu berauben, auf den Verdacht hin, daß er dieselbe mißbrauchen könnte.
Für eine ringende Seele gibt es doch nur ein Mittel, um über das eigene Leid hinwegzukommen, indem sie das Leiden der anderen mitfühlt, indem sie sich öffnet, nicht verschließt, indem sie tätig wird.
Ohne Leidenschaft kein Dämon und ohne Dämon kein Genie.
Der Schlaf ist gerechter als du denkst, er blickt in dein Inneres, und wenn es mit sich selbst in Einigkeit ist, dann schließt er dir die Augen.
Das Leben ist das einzige Mittel, um der Vergangenheit, den Erinnerungen, uns selber zu entfliehen. Nicht als ob wir ihnen treulos werden wollten, sie bleiben uns und wir bleiben ihnen. Aber das Leben stiftet seinen Frieden dazwischen.
Es sind nur die ganz gemeinen Naturen, welche sich der Sünde ohne jeglichen Kampf hinzugeben vermögen, wogegen bei den besseren eben dieser Kampf, wenn sie ihm auch unterliegen, die Signatur ihres edleren Metalls ist und in vielen Fällen die Rückkehr zu dem eigentlichen Sein garantiert.
Das Menschenherz läßt sich nicht verbieten zu hoffen.
Es ist so viel schwerer, wahr zu sein, nachdem man einmal unwahr gewesen!
Glühende Liebe und glühender Haß sind, wie Wollust und Grausamkeit, die Pole der nämlichen Leidenschaft, und wehe dem Herzen, das in den unseligen Kampf zwischen beide gerät.
Ach, die Hoffnung bleibt ja treu bis zum letzten, und an der Stelle, von der man sie mit zitternder Hand ausgerissen, wächst eine neue.
Eigennutz und Ehrgeiz sind die furchtbarsten Feinde des allgemeinen Besten.
Im Unglück erst fühlt man, was man ist.
Wer in sich blickt, der findet eine Welt, die schadlos er für die da draußen hält.
Solange man sinnlich liebt, liebt man nur um seiner selbst willen, aber das ist der Egoismus. Der Weg zur sittlichen Vollendung ist die Liebe um der anderen Willen.
Die Vergangenheit ist nicht etwas, das man wegwerfen kann, wie einen abgenützten Gegenstand. Sie ist etwas Seelisches, von dem man sich nur durch einen seelischen Prozeß befreien kann, in dem man sie in sich auslebt.
Der Widerstand hat, wie überall, etwas Herausforderndes.