Julius Langbehn Zitate
seite 2
Hat man den Wind gegen sich, so ist das nur ein Grund, um so stärker auszuschreiten.
Gefühl wird von vielen Leuten, ganz irrig, mit Unklarheit gleichgestellt.
Ein Gelehrter sagte zu einem Kind: Ich will dir diese Orange geben, wenn du mir sagst, wo Gott ist. – Und ich, Herr, werde Ihnen einen ganzen Korb voll Orangen geben, wenn Sie mir sagen, wo Gott nicht ist.
Unendliche Häusermassen, unendliche Menschen, unendliche Geschäfte und doch alles leer und null – so war Babylon und so ist das Gesicht der heutigen Großstädte. Sammelbecken der seelischen und sittlichen Verderbnis!
Man muß Gottes Güte regnen lassen, aber selbst das Land pflügen.
Ein Volk wird für eine gesunde Zukunft erzogen durch seine beste Vergangenheit; und die Gegenwart soll das richtige Verhältnis zwischen beiden er- und vermitteln.
Das eigentliche deutsche Übel heißt: Kleinlichkeit, Neid, Engherzigkeit, Pedanterie, Unbescheidenheit, Schulmeistergeist, Strebertum, Kopflosigkeit und Mangel an Grazie. Kurz Philistertum, und Pharisäertum von jeder Art. Wer jung und tapfer ist in Deutschland, soll hiergegen das Schwert ziehen!
Was hilft gegen Revolution? Geschichte!
Mit dem Kopf allein, sei er nun stark oder schwach, löst man große Fragen nicht.
Es ist ein großes Geheimnis, daß die Liebe der wahren Sachlichkeit und Sachlichkeit der wahren Liebe völlig entspricht.
Wie kann man Tote wieder lebendig machen? Indem man geistig mit ihnen lebt.
Das Geld ist bei neun Zehntel des heutigen Geschlechts der Maßstab für die Beurteilung des Menschen geworden.
Wer nicht stirbt, lebt nicht.
Eine zerrissene Seele kann nichts Ganzes schaffen, ja nicht einmal sehen.
Erst im lauteren Dienst am Werk und Gedanken wächst der Mensch zu wahrhaft freier Größe.
Mitten in der Welt stehen und nicht mit ihr gehen – das nenne ich Knochen und Rückgrat haben.
Wo das Gemeine überhaupt geduldet wird, da gibt es den Ton an.
Nur ein Herz kann Herzen gewinnen.
Unser Unglück ist, daß es bei uns so wenig Männer mehr gibt. Wir brauchen neue Männer! Lakaien des Staates wie der Parteien, Schusterseelen und Krämerseelen gibt es genug – aber Männer, Männer, Männer fehlen!
Wer nicht durch den Schmutz waten kann, wird nie eine Schlacht gewinnen.
Bretter, die die Welt bedeuten – wenigstens für ihn – trägt mancher Kritiker vor dem Kopfe.
Dasjenige Volk hat den größten Vorteil über die andern, welches aus seiner eigenen Vergangenheit am meisten lernt; jedes Volk wird am schärfsten durch seine eigene Geschichte kritisiert.
Genie und Mutterwitz sind sich im Grunde stets einig. Sie haben, sie suchen, sie zeugen Seele. Sie hassen die Herzenskälte, sie schöpfen aus dem Wollen, wie die bloße Gescheitheit aus dem Leeren schöpft.
Die Sehnsucht ist es, die uns’re Seele nährt und nicht die Erfüllung. Und der Sinn uns’res Lebens ist der Weg und nicht das Ziel.
„Es hat so sollen sein“, ist ein muffiger Standpunkt, ist verwerflicher orientalischer Fatalismus.
Das Seelische gehört überall an die Spitze. Erziehung ist zuerst und zuletzt Erziehung der Seele.
Wer aus einer Quelle trinken will, muß sich bücken; wer sich nicht bücken will, der muß verdursten – hierauf beruht das Elend aller hochmütigen, aller verhärteten Seelen.
Wie aber könnte je materielle Blüte einer Familie oder eines Gemeinwesens für moralischen Niedergang entschädigen?
Gerader Blick und leises Erröten – das ist die Geburt der Liebe! Reiner Einklang der Herzen – das ist Liebe. Ganz miteinander gehen im Fühlen und im Leben – das ist Liebe. Auge in Auge – Seele in Seele – das ist Liebe in Liebe. Liebe ist immer Ganzbeziehung des einen Menschen zum andern.
Politik ist ein Mittel zur Beförderung des Rechten, aber an und für sich kommt ihr kein Wert zu. Kein Schwert hat Wert – an sich; es kommt immer darauf an, wie man es zückt und wofür es gezogen wird.
Die meisten Menschen sind gegenüber großen Dingen unklar und unentschieden und wollen es auch bleiben. Und ihnen scheint der Gedanke gar nicht zu kommen, daß sie unwürdig sein könnten, das Große, Edle bei sich aufzunehmen, und daß darum ein höheres Bestimmen und Walten es ihnen vorenthält.
Die Welt zeigt uns ein stets und denkbar reichstes Überkreuzen. Und sie ist an sich hell und durchsichtig. Nur der Mensch verwirrt und verdunkelt sie.
Die Sanftmut ist ein Schlüssel zum Himmel.
Kultus ist mehr als Kultur – vorausgesetzt, daß beide ernst gemeint sind und sich auf richtigen Wegen befinden.
Die Sehnsucht ist dem Menschen oft lieber als die Erfüllung.
Zwischen Ja und Nein wird die Wahrheit erforscht.
Ungläubige sehen da Tod, wo Leben ist.
Für eine Reform des deutschen Gesellschaftslebens gibt es nur eine einzige Vorbedingung; es ist die folgende: daß man den gesellschaftlichen Wert eines Menschen nicht nach dem Gelde abschätzt, das er besitzt.
Der Weg zur Hölle führt oft durch die Studierstube, wie der Weg zum Himmel durch den Stall von Bethlehem führt.
Es gibt auch heute noch Männer, die Charakter haben, weil sie einsam sind und einsam sind, weil sie Charakter haben.
Der Deutsche ist nur wahr, wenn er deutsch ist und er ist nur deutsch, wenn er wahr ist.
Die Kirche steht mit dem Wunder, eine gottlose Kultur fällt mir seiner Leugnug. Hier scheiden sich die Geister.
Wer ein zartes Herz hat, muß auch ein starkes Herz haben, sonst hat er keins von beiden ganz.
Unser Erfolg kommt mehr von der Grundhaltung auf den Blick zur großen Aufgabe hin, als auf Einzelheiten.
Musiker sind selten, Musikanten zahllos.
Wir brauchen eine Kunst der vollen Kraft, aber auch der vollen Seele.
Es bedarf vieler Arbeit, um den Namen Mensch zu verdienen, das fühlten auch die höchsten edelsten Geister, und diese am meisten.
Ein Volk, das Charakter hat, hat auch Brot. Ein Volk, das Charakter hat, erlangt auch Bildung. Denn jeder Charakter, der sich mit der Welt auseinandersetzt, ist schöpferisch. Kunst wird aus den verschwiegenen Tiefen des Charakters geboren.
Auch seine Feinde muß man lieben. Haben diese es doch am nötigsten.
Das Unendliche kann uns nur in endlicher Form sichtbar werden.