Jules Renard Zitate
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Das Leben ist kurz, aber die Langeweile verlängert es.
Verlorene Zeit läßt sich nie wieder aufholen. Auch gut, dann tun wir eben weiterhin nichts.
Der Schlaf ist die Halle der Erinnerungen. Er begünstigt ihre Rückkehr. Er ist ihr Treffpunkt.
Sterne. Bei Gott brennt Licht.
Wenn ein Mensch sagt: „Ich bin glücklich“, so meint er einfach: „Ich habe keine Sorgen, die mich berühren.“
Meine Phantasie, das ist mein Gedächtnis.
Neigung – was ist aus diesem hübschen Wort geworden!
Um uns für unsere Faulheit zu strafen, gibt es außer unserem Mißerfolg immer noch die Erfolge der anderen.
Auf einem feindseligen Hintergrund nehmen alle Einzelheiten klare Formen an.
Gerüchte soll man ernst nehmen, wenn sie dementiert werden.
Das wahre Himmel ist der, den ihr auf dem Grund des Wassers entdeckt.
Bescheidenheit ist immer falsche Bescheidenheit.
Er war ein durch und durch methodischer Mensch: Das Mittagessen kaute er auf der rechten, das Abendessen auf der linken Seite.
Ich bin lieber unhöflich als banal.
Für große Menschen ist es leicht, bescheiden zu sein. Unbedeutend und trotzdem bescheiden sein, das ist schwierig.
Wie die Literatur sein mag, sie ist stets schöner als das Leben.
Schreiben ist nur eine Art des Sprechens, bei der man nicht unterbrochen wird.
Wenn man auf nichts mehr zählen kann, muß man mit allem rechnen.
Was wird uns retten? Der Glaube? Ich will keinen Glauben haben und lege auch keinen Wert darauf, gerettet zu werden.
Unglück, also Pech zu haben, ist ärgerlich, doch Glück, also Dusel zu haben, ist irgendwie beschämend.
Schreiben ist der einzige Beruf, mit dem man, ohne lächerlich zu wirken, kein Geld verdienen kann.
Die Bürger – das sind die anderen.
Es gibt kein Paradies, doch sollten wie uns bemühen zu verdienen, daß es eines geben könnte.
Da gibt es den Ängstlichen, der unter sein Bett schaut, und den Ängstlichen, der sich nicht einmal traut, unter sein Bett zu schauen.
Man muß ehrlich und bescheiden sein, aber laut und deutlich sagen, daß man es ist.
Der freie Mann ist der, der sich nicht fürchtet, bis zur äußersten Grenze seines Verstandes zu gehen.
Wörter sind das Kleingeld unserer Gedanken.
Die Stunden voller Abscheu, in denen man nichts mehr mit sich zu tun haben möchte.
Es fällt schwer, gut zu sei, wenn man scharfsinnig ist.
Ich kann mir kein Blatt am Baum anschauen, ohne vom Universum fast erdrückt zu werden.
Auch ich lege Geld auf die Seite, aber auf die falsche.
Wer die Literatur liebt, liebt weder Geld, noch Bilder, noch Krimskrams, noch den Rest.
Zuletzt steckt in jedem Patriotismus der Krieg, und deshalb bin ich kein Patriot.
Man gibt sich antimilitaristisch. Meiner Meinung nach denken in Friedenszeiten alle so, und in Kriegszeiten würde keiner, oder so gut wie keiner mehr wagen, es zu sein.
Wenn dem skeptischen Warum das gläubige Weil antwortet, ist jede Diskussion beendet.
Wahrhaft frei ist, wer eine Einladung zum Essen ohne Begründung ablehnen kann.
Wenn Sie das Leben kennen, geben Sie mir doch bitte seine Anschrift.
Ich bin nicht einmal dann ehrlich, wenn ich sage, daß ich nicht ehrlich bin.